Tierschutz in der biomedizinischen Forschung

Die Universität Konstanz hat eine lange Tradition der Alternativmethodenforschung zu Tierversuchen. Von 1996 bis 2002 forschte der Informatiker, Biochemiker und Mediziner Prof. Dr. Thomas Hartung als CEO des Steinbeis Technology Transfer Center for In Vitro Pharmacology and Toxicology zu Ersatzmethoden zum Tierversuch. Gemeinsam mit Prof. Dr. Marcel Leist leitet er seit 2010 das internationale Zentrum für Alternativen zu Tierversuchen (CAAT-Europe).

Im Jahr 2006 richtete die Universität Konstanz am Fachbereich Biologie die Arbeitsgruppe für In-vitro Toxikologie und Biomedizin ein. Es ist eine der ersten Arbeitsgruppen in Deutschland zur Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen. Sie beschäftigt sich mit Fragen im Bereich des Nervensystems. Prof. Marcel Leist, Leiter der Arbeitsgruppe, entwickelt gemeinsam mit seinem Team tierversuchsfreie, humanspezifische Testverfahren auf Basis von Zellkulturen. Diese Testverfahren sind präziser als Tierversuche, da sie die Reaktion der getesteten Chemikalien auf tatsächliche menschliche Zellen zeigen. Aus einfachen Hautzellen des Menschen können Stammzellen gewonnen werden, aus denen wiederum Zellkulturen und sogar künstliche Organe gezüchtet werden. Diese Zellkulturen bilden die Grundlage für Testbatterien, um die Verträglichkeit von Chemikalien zu ermitteln. Marcel Leist gelang unter anderem die Entwicklung des weltweit ersten In-Vitro-Toxizitätstests für das periphere Nervensystem.

Auch die Arbeitsgruppe für molekulare Toxikologie, geleitet von Prof. Dr. Alexander Bürkle, forscht unter anderem zur Entwicklung und Anwendung von alternativen Testmethoden in der Toxikologie. Im Jahr 2007 hat die Carl-Zeiss-Stiftung die Förderung einer Stiftungsprofessur an der Universität Konstanz auf dem Gebiet der Systemtoxikologie im Fachbereich Biologie bewilligt. Die Professur für Systems Toxicology untersucht Netzwerk-Antworten von Zellen, Organen und Organismen auf schädigende Stoffe, wertet diese bioinformatisch aus und entwickelt Vorhersagemodelle für bekannte und noch unbekannte Giftstoffe.

Um den Toxikologie-Schwerpunkt an der Universität Konstanz weiter auszubauen, plant die Universität das „Konstanz Centre for Toxicology and Health Protection“ (KCTP). In diesem Zentrum sollen die Professuren aus dem Bereich „Health Protection“, das internationale Zentrum für Alternativen zu Tierversuchen (CAAT-Europe) und die Stiftungsprofessur Systemtoxikologie kooperieren.

Preise und Auszeichnungen für die Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen:

  • Ursula M. Händel-Tierschutzpreis 2020 für Prof. Dr. Marcel Leist und Prof. Dr. Thomas Hartung. Presseinformation
  • LUSH-Prize 2016 für Dr. Giorgia Pallocca in der Kategorie „Nachwuchsforscher“ und für Prof. Marcel Leist in der Kategorie „Forschung“. Website
  • Tierschutzforschungspreis 2015 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2015 für Marcel Leist. Presseinformationen
  • LUSH-Prize 2014 für das CAAT-Europe in der Kategorie "Lobbying" und für Dr. Anne Krug in der Kategorie „ Beste Nachwuchsforscherin“. Website
  • LUSH-Prize 2011 Prof. Dr. Alexander Bürkle und Dr. Moreno-Villanueva