Bild: Niklas Patzig/Pixabay

Nach sechs Monaten im Homeoffice: Wie Beschäftigte die Situation einschätzen

Konstanzer Organisationsforscher führen Langzeitstudie mit Beschäftigten durch, die infolge der COVID-19-Pandemie ins Homeoffice geschickt wurden.

Im Frühjahr 2020 brach in Deutschland nicht nur die COVID-19-Pandemie aus, sondern auch Euphorie für eine bis dahin wenig verbreitete Arbeitsform: Millionen Erwerbstätige wurden von ihren Arbeitgebern ins Homeoffice geschickt. Die Organisationsforscher Prof. Dr. Florian Kunze und Sophia Zimmermann (Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“, Universität Konstanz) starteten eine empirische Längsschnittstudie und fragten nach der Produktivität dieser Beschäftigten, nach ihrer psychischen und organisatorischen Belastung und nach den Möglichkeiten der Betriebe, die neue Situation bestmöglich zu steuern.

Über den Sommer und Frühherbst des Jahres sind viele Beschäftigte in Präsenzarbeit zurückgekehrt; für andere ist das Homeoffice zur neuen Normalsituation geworden. Kunze und Zimmermann führten ihre Erhebung unter den rund 700 bereits im Frühjahr Befragten fort, um die Auswirkungen der Arbeit im Homeoffice von März bis Oktober 2020 nachverfolgen zu können.

Die wichtigsten Ergebnisse fassen die Forschenden nun in einem Fact Sheet zusammen:

  • Beschäftigte, die im Sommer oder Herbst aus dem Homeoffice in volle Präsenzarbeit zurückgekehrt sind, beklagen höhere emotionale Erschöpfung und sinkende Produktivität.
  • Die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten wünscht sich einige Tage Homeoffice in der Woche; im Frühjahr tendierten die meisten zu drei Tagen wöchentlich, inzwischen liegt die größte Präferenz bei zwei Tagen.
  • Arbeitgeber könnten mehr tun, um ihre Beschäftigten im Homeoffice zu unterstützen, sowohl was Mitspracherechte, aber auch was Ausstattung und Schulungen angeht.
  • Homeoffice-Optionen sind für Bewerber auf dem Arbeitsmarkt attraktiv, nicht zuletzt deshalb, weil ungeliebte Pendelwege entfallen.
  • An der Präsenzarbeit schätzen Beschäftigte dagegen besonders den persönlichen Austausch mit Mitarbeitenden und halten ihn für zentral für kreatives Arbeiten.
     

Faktenübersicht:

  • Prof. Dr. Florian Kunze ist Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz. Er forscht zu Digitalisierung und neuen Formen der Arbeit, zum demographischen Wandel in öffentlichen und privaten Organisationen und effektivem Führungsverhalten
  • Sophia Zimmermann ist Doktorandin an der Professur für Organisational Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Entwicklung von Mitarbeiter-kompetenzen für den digitalen Wandel und der effektiven Gestaltung von Telearbeit.
  • Die Online-Befragung wurde über das Online-Umfrageinstitut Respondi durchgeführt und umfasst 699 Befragte, die die Erwerbsbevölkerung repräsentativ nach Alter und Geschlecht abbilden.
  • Die wichtigsten Ergebnisse haben die Forschenden in einem Merkblatt/Fact Sheet zusammengefasst.
  • Die Umfrage ging aus dem Projekt „Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten“ am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ hervor.