Der Stimme eine Stimme geben

Presseinformation Nr. 65 vom 10. Juni 2011

Internationale Konferenz zur elektrischen Stimmübertragung und ihren gesellschaftlichen Stereotypen an der Universität Konstanz

Die Stimmen, die uns umgeben, sind im letzten Jahrhundert zunehmend elektrisch geworden: Nachrichten werden uns von Stimmen aus den Lautsprechern überbracht, Gesangsstimmen in Musikstücken sind digital zusammengemischt, Kinohelden sprechen mit Synchronstimmen, die nicht mehr mit ihren Körpern übereinstimmen, und selbst unsere Navigationsgeräte leiten uns mit standardisierten und automatisierten Stimmen durch den Straßenverkehr. Die dreitägige Konferenz „Elektrifizierte Stimmen. Medientechnische, sozialhistorische und kulturvergleichende Aspekte der Stimmübertragung“ an der Universität Konstanz erschließt vom 16. bis 18. Juni 2011 das Phänomen der elektrifizierten Stimme aus medientechnischer, sozialhistorischer und kulturvergleichender Perspektive. Die Tagung analysiert die Aufgaben und gesellschaftlichen Konventionen der elektrischen Stimmübertragung, ergründet geschlechter- und berufsspezifische Stimmstereotypen in audio- und audiovisuellen Formaten – insbesondere in Radio- und Filmkulturen – und erörtert nicht zuletzt, wie elektronische Stimmverfremdungen die Modellierung neuer Identitäten ermöglichen. Ergänzt wird die Konferenz durch Konzerte des visionären Soundscape-Klangkünstlers Barry Truax und der Theremin-Virtuosin Lydia Kavina.

„Die Entwicklung eines geeigneten Instrumentariums für Stimmforscher zur Untersuchung der Medienstimme ist das Hauptdesiderat der Tagung“, steckt PD Dr. Dmitri Zakharine, Koordinator der Konferenz, das Ziel der Tagung ab. Aus internationalem Raum werden rund 30 Referenten aus den Bereichen Medienwissenschaften, Linguistik, Philosophie, Soziologie, Geschichte und Literaturwissenschaften in Konstanz zusammenkommen, um den Zusammenhang zwischen der Stimme, dem Sprechakt und den Medienträgern zum Zweck der systematischen Erfassung von Medienstimmen auszuarbeiten.

Das Programm der Tagung ist in vier Themenschwerpunkte aufgeteilt. Der erste Block setzt sich mit den allgemeinen Problemen der Stimmübertragung auseinander und unternimmt den Versuch, das Phänomen Medienstimme zu historisieren und die Art der akustischen Kommunikation, die sich über die etablierten Medien in Sozialkontexten vollzieht, zu bestimmen. Der zweite und der dritte Themenblock befassen sich mit den kommunikativen Funktionen von audio- beziehungsweise audiovisuellen Stimmformaten: Wie etablieren sich soziale Normen der Stimmbildung und wie werden diese Normen bei der Entwicklung von künstlichen Stimmen umgesetzt? Wie unterscheiden sich die Wirkungen und Deutungen von weiblichen und männlichen Stimmen in Bezug auf die Art von stimmlich übermittelten Informationen, wie etwa in politischen Nachrichten, Wetterberichten oder Sport-News? Dabei wird auch auf das Verhältnis zwischen Schrift- und Stimmmedien eingegangen. Der vierte Themenblock legt schließlich seinen Hauptakzent auf den Wandel von Stimmstereotypen in den nationalen Filmkulturen von Amerika, Deutschland und Russland.

Die Konferenz „Elektrifizierte Stimmen“ wird von der Fritz Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung finanziert. Veranstaltungsort ist der Raum Y 311 der Universität Konstanz; die Konzerte von Barry Truax und Lydia Kavina finden am Freitag, 17. Juni 2011, ab 19.30 Uhr im Art-Déco-Saal des Hotels Barbarossa statt. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Einlass zu den Konzerten ist frei. Der Veranstalter bittet um eine Anmeldung bei Dmitri Zakharine, Telefon 07531 / 88-4869, E-Mail: Dmitri.Zakharine@uni-konstanz.de

 

Weitere Informationen zum Programm der Konferenz unter:

www.uni-konstanz.de/electrified-voices