Nenne mich nicht Zigeuner!

Öffentliche Generalprobe zum Konzert des Universitätschors mit Hintergrundgespräch

Am Sonntag, 17. Mai 2015, lädt der Universitätschor Konstanz unter der Leitung von Musikdirektor Peter Bauer zu einer besonderen Veranstaltung mit dem Leitmotiv „Zigeuner“ ein: Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr im Audimax der Universität Konstanz mit einer öffentlichen Generalprobe zu einem Konzert des Universitätschors. Dieses findet mit verschiedenen Solisten am darauffolgenden Montag statt, 18. Mai 2015, um 20.15 Uhr, ebenfalls im Audimax. Um 16 Uhr, direkt anschließend an die Generalprobe, führt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Norina Procopan in Hörsaal A 703 ein Gespräch mit Nedjo Osman, Roma-Lyriker, Schauspieler und Regisseur. Das Thema liefert die Frage: Wie sieht die Realität der in Deutschland eingewanderten Roma aus? Die Veranstaltung wird gefördert von dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“.

„Du weißt, wie ich heiße?“ lautet der Titel seines Gedichtes, das Nedjo Osman zu Beginn der Generalprobe – wie auch des Konzerts am Montag – vortragen wird, auf das die Zigeunerlieder (op. 103) von Johannes Brahms und Leoš Janàčeks Liederzyklus „Tagebuch eines Verschollenen“ folgen. Zur Stimme der Musik gesellen sich die aktuellen Worte des Roma-Lyrikers, der schon in besagtem Gedicht fordert: „Nenne mich nicht Zigeuner!“

Im anschließenden Hintergrundgespräch unter der Leitung von Norina Procopan, die am Konstanzer Alexander-von-Humboldt Gymnasium unterrichtet, erläutert er, weshalb er sich gegen die Bezeichnung „Zigeuner“ wehrt. Wie gehen Roma damit um, dass der Ausdruck „Zigeuner“ entweder auf ablehnendes Vorurteil oder romantische Verklärung stößt? Wie verarbeiten sie ihre Geschichte, die von Migration und Verfolgung geprägt ist? Was hält er von politischen und gesellschaftlichen Forderungen, dass sich die Roma hier integrieren sollen?

In Skopje (Mazedonien) geboren arbeitete Osman nach dem Studium an der Film- und Theaterakademie in Novi Sad (heute Serbien) in seiner Heimat sehr erfolgreich als Schauspieler, bis der Jugoslawien-Krieg ausbrach. Dann kam er als Ensemblemitglied des Pralipe-Theaters nach Deutschland, an das Theater in Mülheim an der Ruhr. Seit 1995 ist er zusammen mit der Regisseurin Nada Kokotović künstlerischer Leiter des Theaters TKO in Köln. Seit 2000 leitete und moderierte er Sendungen in Romanes beim Radio Multikulti in Berlin, seit 2002 auch bei der Deutschen Welle in Bonn.