Wie der Betrachter zum Schöpfer wird

Presseinformation Nr. 70 vom 10. Juli 2014

Konstanzer Wolfgang-Iser-Lecture jährt sich zum sechsten Mal

Der international renommierte Kunsthistoriker, Essayist und Schriftsteller Prof. Dr. Wolfgang Kemp wird am Mittwoch, 16. Juli 2014, an der Universität Konstanz die diesjährige Wolfgang-Iser-Lecture zum Thema „Der explizite Betrachter. Rezeptionsstrukturen zeitgenössischer Kunst“ halten. Zu dem Vortrag des Professors für Kunstgeschichte der Universität Hamburg um 17.15 Uhr in Raum A 701 der Universität Konstanz sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Es hat inzwischen Tradition, dass an der Universität Konstanz einmal im Jahr ein Vortrag in Erinnerung an den renommierten Konstanzer Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Iser stattfindet: Die nach ihm benannte Wolfgang-Iser-Lecture. Diese Lecture halten jeweils Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Wolfgang Iser verbunden waren beziehungsweise der Forschergruppe Poetik und Hermeneutik angehörten. Auch der international renommierter Kunsthistoriker Wolfgang Kemp war Mitglied in diesem Kreis und kannte die Konstanzer Gründer von Poetik und Hermeneutik noch persönlich. Nicht nur durch seine Forschung, sondern auch als Essayist und Schriftsteller machte er sich einen Namen.

Thematisch besteht eine enge Verbindung zwischen Iser und Kemp, der Fragen der Konstanzer Rezeptionsästhetik für die Kunstbetrachtung erschlossen hat: Während Iser dem Leser und dem Leseprozess die tragende Rolle bei der Entstehung des ‚eigentlichen’ literarischen Werks zuschrieb, untersuchte Kemp darauf aufbauend die Bedeutung des Betrachters für die Realisierung von Kunstwerken.

„Wolfgang Kemp hat eine besondere Gabe, von anderen Disziplinen entwickelte Instrumente so für sich auszuwählen, zu verändern und sich anzueignen, dass sie seinem eigenen Fach neue Impulse vermitteln. Seine Arbeiten, in denen er ganz neue Perspektiven des Sehens eröffnet hat, strahlen weit über den fachinternen Diskurs hinaus“, so die Konstanzer Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die auch dieses Jahr die vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ geförderte Wolfgang-Iser-Lecture organisiert.