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Theaterreportage zum Strafvollzugssystem

Studierende des Unitheaters Konstanz bringen „Freigänger“ von Anna Papst auf die Bühne – Stück basiert auf Interviews mit einsitzenden Straftätern – Podiumsdiskussion mit literaturwissenschaftlicher, theaterpädagogischer sowie Besetzung aus der Forensischen Psychologie.

Wie muss das wohl sein im Gefängnis? Und was daran betrifft uns „draußen“ überhaupt? Studierende des Unitheaters Konstanz gehen in der Theaterreportage „Freigänger“ von Anna Papst Fragen wie diesen nach. Das Stück basiert auf Interviews der Autorin mit gefangenen Straftätern, Mitarbeitenden und Angehörigen insbesondere der offenen Justizvollzugsanstalt Witzwil in der Schweiz. Die Inszenierung wird am 25. und 26. Februar im Jugendzentrum Konstanz sowie am 28. Februar und 1. März 2023 im Kulturladen Konstanz gezeigt. Nach der Vorstellung am 26. Februar findet eine Podiumsdiskussion mit Beteiligung der Literaturwissenschaftlerin Sarah Seidel von der Universität Konstanz, eine/r ExpertIn aus der Forensischen Psychologie sowie einer Theaterpädagogin des Theaters Konstanz statt.

Das Stück „Freigänger“

„Freigänger“ gibt Einblick in den Gefangenenalltag und spricht nicht zuletzt das Publikum an: Wer von uns heißt den ehemaligen Drogendealer in seiner Nachbarschaft willkommen? Und wer akzeptiert den Ex-Bankräuber als Mitarbeiter? Der Text bildet eine Verdichtung der Interviews von Anna Papst mit Straftätern, die kurz vor ihrer Entlassung stehen. Dabei kommen die Charaktere der Gefangenen sehr nah, auch die Sprache des Stücks ist sehr nahe an der gesprochenen Sprache. Die Gefängnisinsassen sowie die Mitarbeitenden und Angehörigen erzählen von ihren Erfahrungen mit dem Strafvollzugssystem, das sich die Resozialisierung der Gefangenen zur Aufgabe gemacht hat.

Die Inszenierung

Die Studierenden Nathalie Rothenbächer und Jakob Heim, die Regie führen, bringen gemeinsam mit fünf studentischen Schauspielerinnen das dokumentarische Theaterstück auf die Bühne. Sie interessieren sich für das Spannungsfeld zwischen der gesellschaftlichen Wahrnehmung und der Perspektive von Personen, für die das Gefängnis Alltag bedeutet. Als Vorbereitung für die Inszenierung waren sie in Kontakt mit der Schweizer Autorin Anna Papst und Jérôme Endrass, der an der Universität Konstanz Außerplanmäßiger Professor für Forensische Psychologie ist. „Anna Papst war vor allem wichtig, mit Gefangenen zu sprechen, die in absehbarer Zeit entlassen werden. Ihr geht es darum, was die Gesellschaft mit Menschen macht, die im Gefängnis saßen“, geben die beiden zu verstehen.  

Die Autorin

Das Stück „Freigänger“ schrieb Anna Papst in dem von ihr selbst entwickelten Format „Reportage fürs Theater”. Sie arbeitet als Regisseurin, Autorin und Dramaturgin. Seit dem Abschluss ihres Regiestudiums an der Zürcher Hochschule der Künste ist sie an Theaterhäusern der Freien Szene sowie an zahlreichen Stadttheatern wie Schauspielhaus Zürich, Bayrische Staatsoper oder Theater am Neumarkt Zürich beschäftigt. Neben Stücken für Erwachsene inszeniert sie regelmäßig für ein junges Publikum und arbeitet kollaborativ mit KünstlerInnen aller Disziplinen zusammen, insbesondere arbeitet Anna Papst immer wieder mit Interviewmaterial.

Faktenübersicht: 

  • Unitheater Konstanz zeigt „Freigänger“ von Anna Papst
  • Stück basiert auf Interviews der Autorin mit gefangenen Straftätern, Mitarbeitenden und Angehörigen, die von ihren Erfahrungen mit dem Strafvollzugssystem berichten
  • Vorstellungen am 25. und 26. Februar im Jugendzentrum Konstanz (Gustav-Schwab-Str. 12c) sowie am 28. Februar und 1. März 2023 im Kulturladen Konstanz (Joseph-Belli-Weg 5)
  • Podiumsdiskussion am 26. Februar 2023 im Jugendzentrum Konstanz mit Beteiligung der Literaturwissenschaftlerin Sarah Seidel, der Forensischen Psychologie sowie der Theaterpädagogik
  • Kartenvorverkauf unter der Woche von 11 Uhr bis 14 Uhr im Foyer der Universität Konstanz und in der Buchhandlung Konstanzer Bücherschiff; für die Vorstellungen im Kulturladen in Konstanz auch online unter: https://www.kulturladen.de/