Sechs SchülerInnen sitzen in zweier Reihen im Klassenzimmer.

„Sortiermaschine Schule“

Ein Forschungsprojekt des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz untersucht, ob SchülerInnen die (frühe) Aufteilung auf unterschiedliche Schulformen als fair empfinden – dieser Fokus auf die Perspektive der SchülerInnen selbst ist neu.

Wenn einmal im Jahr die Schulempfehlungen anstehen, herrscht in vielen Haushalten in Deutschland angespannte Stimmung. Bereits Grundschüler*innen kennen den Begriff „Gymnasialempfehlung“ und viele fürchten ihn. Doch wie empfinden sie eigentlich ihre eigene Empfehlung für die weiterführende Schule? Betrachten sie diese als gerechtfertigt oder fühlen sie sich unfair behandelt? Und was sagen die Eltern zu den Schulempfehlungen ihrer Kinder? 

Auf diese – und viele andere – Fragen will das Projekt „Students' Perceptions of Inequality and Fairness (PerFair)“ des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz Antworten finden. Rund 3.000 Siebtklässler*innen wurden hierzu befragt. In der neuesten Ausgabe des frei verfügbaren In_equality magazins berichten Claudia Diehl, Professorin für Mikrosoziologie, und Thomas Hinz, Professor für empirische Sozialforschung, von ihren ersten Ergebnissen. Anders als die häufig hitzig geführten Debatten in der Öffentlichkeit vermuten lassen würden, finden die meisten Schüler*innen die Aufteilung auf unterschiedliche Schulformen grundsätzlich fair. Ihre Eltern sehen das zwar etwas kritischer, insgesamt betrachten sie die Empfehlungen, die ihre eigenen Kinder bekommen, aber als gerecht. Unzufrieden mit ihrer Position im Bildungssystem sind vor allem Kinder mit Migrationsgeschichte. 

(Un)gleiche Chancen
Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ befasst sich in mehreren Forschungsprojekten mit Bildungsungleichheiten: Wie werden deren Ausmaß und Ursachen wahrgenommen? Welche Folgen haben sie für die Akzeptanz des Bildungssystems und die Bereitschaft, etwas zu verändern? Welche Rolle spielt Bildungsungleichheit für politische Einstellungen und Partizipation? Die sechste Ausgabe des In_equality Magazins „(Un)gleiche Chancen“ ist den verschiedenen Aspekten sozialer Ungleichheit gewidmet: soziale Mobilität, Meritokratie, Bildung und Aufstiegsversprechen.

Weitere Themen im Heft: 

  • „Das System ist dumm“. Filmkunst trifft Wissenschaft. Von Katja Pomianowicz, Annalena Kampermann im Gespräch mit Tine Kugler. 
  • Eine Reise durchs Datenland. Anekdoten aus dem urbanen Indien. Von Sunidhi Agarwal, Ramanujan Ankam und Niharika Bhagavatula.
  • Was Corona uns über Digitalisierung in Schulen lehrt. Ergebnisse einer internationalen Umfrage. Von Marius R. Busemeyer.
  • „Geht es Dir besser als deinen Eltern?“ Erkenntnisse aus dem Ungleichheitsbarometer. Von Nanna Lauritz Schönhage.
  • Wenn das eigene Leben Forschungsfragen stellt. Christina Felfe de Ormeño im Interview. Gespräch: Annalena Kampermann.
  • Religiöse Praxis, Identität & Lernerfolg. Wie Ramadan-Fasten schulische Leistungen beeinflusst. Von Erik Hornung, Guido Schwerdt und Maurizio Strazzeri.

Faktenübersicht

  • Originalpublikation: (Un)gleiche Chancen. In_equality magazin Nr. 6. Exzellenzcluster “The Politics of Inequality”, 2024. 
  • Das In_equality magazin ist das zweimal jährlich erscheinende Forschungsmagazin des Clusters. Die Texte sind in Absprache mit der Redaktion frei zum Nachdruck. 
  • Im Rahmen des Clusterprojekts „PerFair“ (Students‘ Perceptions of Inequality and Fairness) wurden knapp 3.000 Siebtklässler*innen nach ihren Wahrnehmungen von Ungleichheit in Schule und Gesellschaft sowie nach politischen Einstellungen und Engagement befragt. 
  • Claudia Diehl ist Professorin für Mikrosoziologie und Co-Sprecherin des Exzellenzclusters.
  • Thomas Hinz ist Professor für Empirische Sozialforschung und Principal Investigator am Exzellenzcluster. 
  • Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality” an der Universität Konstanz erforscht aus interdisziplinärer Perspektive die politischen Ursachen und Folgen von Ungleichheit. Die Forschung widmet sich einigen der drängendsten Themen unserer Zeit: Zugang zu und Verteilung von (ökonomischen) Ressourcen, der weltweite Aufstieg von Populist*innen, Klimawandel und ungerecht verteilte Bildungschancen.