Sinnvolle Anreize durch Institutionen
Presseinformation Nr. 50 vom 17. April 2012
3. „Thurgau Experimental Economics Meeting“ in Kreuzlingen
Auf Einladung des Thurgauer Wirtschaftsinstituts (TWI) an der Universität Konstanz treffen sich vom 19. bis zum 21. April 2012 zum dritten Mal Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, die menschliches Verhalten experimentell erforschen. Nachwuchswissenschaftler und renommierte Vertreter experimenteller Forschungsansätze diskutieren in den Räumen der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) in Kreuzlingen, Schweiz, einerseits, wie Institutionen Verhalten beeinflussen, und andererseits, wie Institutionen konkret ausgestaltet werden können, um gute und sinnvolle Anreize zu schaffen. Beginn der Veranstaltung ist am Donnerstag, 19. April, um 12 Uhr im Hauptgebäude der PHTG in Raum P 102.
Menschen haben Institutionen auf zahllosen gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Ebenen entwickelt. Dabei ist eine Funktion, Anreize für kooperatives Verhalten zu schaffen. Ein Beispiel ist die Einklagbarkeit von Verträgen. Diese macht Vertragsschlüsse auch dann möglich, wenn gegenseitiges Vertrauen der Vertragsparteien keine ausreichende Grundlage darstellt. Allerdings führen institutionelle Regeln nicht immer zum gewünschten Verhalten. So nutzen die Beteiligten die Regeln mit Blick auf die eigenen Ziele insbesondere dann aus, wenn Legitimität oder Fairness von Institutionen in Frage gestellt sind. Neueste Forschungsergebnisse zur Wirkung institutioneller Regeln auf menschliches Verhalten und zur konkreten Ausgestaltung von Institutionen, um wünschenswerte Anreize zu schaffen, stehen deshalb im Fokus des diesjährigen „Thurgau Experimental Economics Meeting“ (theem).
„In den Wirtschaftswissenschaften interessiert uns, wie Menschen auf Anreize reagieren. Eine Möglichkeit, Anreize zu schaffen, liefern Institutionen“, erläutert Prof. Dr. Urs Fischbacher, Leiter des Thurgauer Wirtschaftsinstituts und Inhaber der Professur für angewandte Wirtschaftsforschung am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Konstanz, der mit den Juniorprofessoren Prof. Dr. Lisa Bruttel und Prof. Dr. Gerald Eisenkopf zum dritten Mal zum „Thurgau Experimental Economics Meeting“ eingeladen hat. „Wir wollen auch der umgekehrten Frage nachgehen: Setzen konkret geschaffene Institutionen die besten Anreize? Oder führen Entscheidungsprozesse als Ergebnis konkreter institutioneller Regeln zu schlechteren Lösungen?“, skizziert Gerald Eisenkopf das Spektrum der diesjährigen Konferenzbeiträge. Eine grundlegende Frage von besonderer Aktualität, haben die Verwerfungen auf den Finanzmärkten oder auch die Krise Griechenlands doch erneut in dramatischer Weise die Frage gestellt, wie institutionelle Regeln – so zum Beispiel auf den Finanzmärkten – ausgestaltet werden können, um zukünftige Krisen verhindern oder zumindest deren Folgen abmildern zu können.
Mit Prof. Rebecca Morton, Ph.D., von der New York University, USA, und Prof. Dr. Frans van Winden von der Amsterdam School of Economics konnten auch in diesem Jahr zwei herausragende Hauptredner gewonnen werden. Rebecca Morton ist eine führende Forscherin in der experimentellen Politikwissenschaft und hat sich unter anderem intensiv mit Wählerverhalten und dem Wahlprozess beschäftigt. Frans van Winden hat herausragende Beiträge in der politischen Ökonomie, in der Verhaltensökonomik, der Neuroökonomik sowie der experimentellen Ökonomik geleistet. In jüngsten Arbeiten beschäftigt er sich mit der verhaltensökonomischen Analyse von Kriminalität und sozialer Bindungen.
Das 2002 gegründete Thurgauer Wirtschaftsinstitut ist als An-Institut der Universität Konstanz ein grenzübergreifendes, deutsch-schweizerisches Projekt. Der wissenschaftliche Schwerpunkt des TWI liegt in der experimentellen Wirtschaftsforschung.