„Performativity“

Presseinformation Nr. 79 vom 11. Juli 2011

Konstanzer Meisterklasse 2011 befasst sich vom 18. bis 27. Juli mit der richtigen Darstellung

Vom 18. bis 27. Juli 2011 findet die diesjährige Konstanzer Meisterklasse statt, die sich mit Fragen des Performativen beschäftigt. Dabei diskutieren 25 ausgewählte Doktoranden und Postdocs aus zehn verschiedenen Ländern mit den „Meistern“, das heißt, weltweit anerkannten Professoren wie Jeffrey Alexander (Yale University), Elisabeth Bronfen (Zürich), Gerd Althoff (Münster), Richard Schechner (New York) und Christoph Wulf (Berlin).

Fragen der Inszenierung, Aufführung und Darstellung werden oft nur dem „fiktiven“ Bereich der Kunst und der Unterhaltung zugewiesen, wohingegen das politische und gesellschaftliche Leben möglichst „authentisch“ zu sein hat. Die Soziologie und die Kulturwissenschaft haben jedoch schon früh auf den inszenierten Charakter des Authentischen hingewiesen und erkannt, dass wir alle Theater spielen, wie es der Soziologe Ervin Goffman ausdrückte. Jeder Bereich des gesellschaftlichen Lebens weist performative Aspekte auf und diese können an ihm untersucht werden. Dies schließt die politischen, wissenschaftlichen und juristischen Praktiken genauso ein, wie soziale Revolutionen oder die mediale Vermittlung von Klimakatastrophen.

Am Montag, 18. Juli 2011, findet die Eröffnungsveranstaltung der Konstanzer Meisterklasse 2011 im Astoriasaal des Kulturzentrums am Münster statt. Hierzu wird Bernhard Giesen in seinem Vortrag „Performativity“ in das Thema einleiten und den Beitrag der Konstanzer Forschung vorstellen. Im Anschluss diskutiert Elisabeth Bronfen, Anglistin der Universität Zürich, in ihrem Beitrag „Still harping on performance“ die Aktualität und Relevanz des Themas. Zum Abschluss wird Jeffrey Alexander von der Yale University, USA, über die performative Herstellung von Bedeutung in Zuständen der sozialen Desintegration sprechen.

In einer Reihe von Fallstudien werden die Fellows und Meister Fragen der Performativität an konkreten Fallstudien diskutieren. Hierzu gehören zum Beispiel die Erzeugung „legitimier“ demokratischer Herrschaftsformen, „authentischer“ Erinnerungen durch museale Präsentationen und die performative Vorrausetzung zur Entstehung „revolutionärer“ Bewegungen, wie zur Zeit im arabischen Raum. Diese Themen stehen in einem engen Zusammenhang zur Herstellung sozialer Ordnung und kultureller Identitäten, womit die Meisterklasse einen entscheidenden Beitrag zum Forschungsthema des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ leistet, in dessen Rahmen sie stattfindet.

Die Konstanzer Meisterklasse wurde 1999 von Bernhard Giesen mit der Idee gegründet, eine Plattform zum Austausch von Nachwuchsforschern und renommierten Wissenschaftlern zu etablieren. Förderer und Schirmherr der Meisterklasse war der 2009 verstorbene Lord Dahrendorf. Bisherige Meister waren außerdem: Mohammed Arkoun, Zygmunt Bauman, Craig Calhoun, Mary Douglas, Shmuel N. Eisenstadt, Clifford Geertz, Wang Hui, Reinhart Koselleck, Thomas Luckmann, John R. Searle und Hayden White.