Herausforderungen für die Friedensforschung

Presseinformation Nr. 86 vom 29. Mai 2012

Abschiedsvorlesung des Konstanzer Friedensforschers Prof. Dr. Wilhelm Kempf

Der Konstanzer Friedensforscher Prof. Dr. Wilhelm Kempf hält am Samstag, 2. Juni 2012, seine Abschiedsvorlesung zum Thema „Antisemitismus und Israelkritik: eine methodologische Herausforderung für die Friedensforschung“. Der Vortrag ist öffentlich und findet ab 16 Uhr im Hörsaal A 701 der Universität Konstanz statt. Wilhelm Kempf ist insbesondere für seine empirische Friedensforschung bekannt, in der er nach der Rolle der Medien in Kriegen fragt und unter dem Schlagwort des „Friedensjournalismus“ ein Modell der konstruktiven Kriegsberichterstattung entwickelte. Mit Ablauf des Sommersemesters 2012 scheidet Wilhelm Kempf nach 35 Jahren aus dem aktiven Dienst an der Universität Konstanz aus.

Wilhelm Kempf ist seit 1977 Professor für Psychologische Methodenlehre und Statistik an der Universität Konstanz. Er verbindet in seiner wissenschaftlichen Arbeit Friedensforschung, Methodologie und Psychometrie. Zentrale Themen seiner Friedensforschung sind die soziale Konstruktion der subjektiven Wirklichkeit von Krieg und Frieden sowie die Rolle der Medien in diesem Prozess. Besonders wichtig ist ihm die Frage, welchen Beitrag die Medien zu Demokratisierung, Frieden und Versöhnung leisten können. Gegenwärtig leitet Wilhelm Kempf das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Forschungsprojekt „Israelkritik, Umgang mit der deutschen Geschichte und Ausdifferenzierung des modernen Antisemitismus“.

„Wilhelm Kempf besitzt ein hohes Renommee als Methodenberater und bildete Generationen von Konstanzer Studierenden in der Methodenlehre aus“, würdigt Prof. Dr. Harald Schupp, Sprecher des Fachbereichs Psychologie an der Universität Konstanz. Aus Kempfs wissenschaftlicher Arbeit heraus entstand die Projektgruppe Friedensforschung Konstanz – eine informelle Arbeitsgruppe, in der Friedenswissenschaftler, Studierende und Promovenden seit 1977 schwerpunktmäßig Kriegspropaganda und psychologische Kriegsführung untersuchen.

Wilhelm Kempfs Forschung zeichnet sich durch seinen fachgebietsübergreifenden Ansatz aus. Kennzeichnend ist sein transdisziplinäres Verständnis der Psychologie als Sozial- und Naturwissenschaft, nach dem unterschiedliche wissenschaftliche Methoden nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich ergänzen. Eine besonders enge Zusammenarbeit besteht mit den Konstanzer Fachbereichen Mathematik und Statistik sowie Philosophie, aber auch mit internationalen Journalismus- und Medienwissenschaftlern.

Wilhelm Kempf studierte Psychologie, Philosophie und Statistik an der Universität Wien. 1970 wurde er mit einer Arbeit über die psychometrischen Grundlagen des thematischen Apperzeptionstests promoviert. In seiner Forschungszeit an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Kiel vertiefte er seine Arbeit in den Bereichen der Friedensforschung und der Wissenschaftstheorie, prägend war hierbei der Kontakt mit Paul Lorenzen. Sein hohes Interesse an der Friedensforschung resultierte 1977 in Wilhelm Kempfs Habilitationsschrift an der Universität Erlangen-Nürnberg zu den Grundlagen der psychologischen Friedensforschung. 1977 wurde Wilhelm Kempf an die Universität Konstanz berufen, an der er seitdem die Professur für Psychologische Methodenlehre und Statistik innehat.