Gewalt statt Ordnung?

Presseinformation Nr. 92 vom 17. Juli 2013

Konferenz „Jenseits der Ordnung? Zur Mächtigkeit der Vielen in der Frühen Neuzeit“

Vom 25. bis 27. Juli 2013 diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Senatssaal V 1001 der Universität Konstanz, welche Vorstellungen von Macht sich mit größeren Menschenansammlungen in der Frühen Neuzeit verbanden und wie sich diese Vorstellungen veränderten. Die Tagung, die die Forschungsstelle „Signaturen der Frühen Neuzeit“ in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ organisiert, steht allen Interessierten offen.

Die jüngsten Affären um Edward Snowden oder WikiLeaks sowie ein Ägypten, das gerade seinen zweiten „Arabischen Frühling“ erlebte, haben der Beziehung zwischen Medien, Macht und Masse neue Aufmerksamkeit verschafft. Die Masse tritt dabei teils als Motor gesellschaftlichen Wandels, teils als Gegenstand politischer Manipulation in Erscheinung. Die Konferenz „Jenseits der Ordnung? Zur Mächtigkeit der Vielen in der Frühen Neuzeit“ dreht das Rad der Zeit um mehrere Jahrhunderte zurück. Es waren die damals neuen Printmedien zusammen mit zahlreichen Aufständen, die in Städten wie Frankfurt am Main oder Augsburg die politischen Obrigkeiten in Angst und Schrecken versetzt hatten, die der Reformation zur Durchsetzung verhalfen.

Welche Medien standen damals überhaupt zur Verfügung, um auf aktuelle Ereignisse Bezug zu nehmen? Mit Hilfe welcher Maßnahmen sollte aus einer beliebigen Ansammlung von Menschen ein gegliedertes Gemeinwesen geformt werden? Und was hatten Gelehrte, Künstler oder Architekten dazu beizutragen, wenn es darum ging, die Bewegung gesellschaftlicher Gruppen im öffentlichen Raum zu steuern? Ausgehend von diesen Leitfragen werden sich die Forscherinnen und Forscher darüber austauschen, welche Macht größeren Ansammlungen von Menschen in der Frühen Neuzeit zugeschrieben wurde und wie sich diese zu den ordnungspolitischen Vorstellungen der Zeit verhielten.

Die Konferenz wird sich allerdings keineswegs darauf beschränken, normative Ordnungsmuster zu untersuchen. Vielmehr gilt es, verschiedene Standpunkte und unterschiedliche mediale Zusammenhänge zu berücksichtigen. Die sozialen Phantasien eines Thomas Hobbes werden daher ebenso zu diskutieren sein wie die Aufzeichnungen bayerischer Äbte, die sich zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs mit marodierenden Söldnern auseinanderzusetzen hatten.

Die interdisziplinäre Tagung mit Beiträgen aus der Geschichts-, Literatur- und Kunstwissenschaft wird von Prof. Dr. Rudolf Schlögl, Professor für Neuere Geschichte / Frühe Neuzeit an der Universität Konstanz, und den Mitarbeitern der Forschungsstelle „Signaturen der Frühen Neuzeit“ Jan Behnstedt und Dr. Jan Marco Sawilla zusammen mit dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ organisiert.