Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Sund Bild: Universität Konstanz

Ein Leben für die Universität Konstanz

Am 9. August 2021 verstarb Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Horst Sund, Rektor der Universität Konstanz von 1976 bis 1991

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Sund ist tot. Er verstarb am 9. August 2021. Horst Sund war von 1976 bis 1991 Rektor der Universität Konstanz. Er wurde am 16. Oktober 1926 geboren und wurde 94 Jahre alt. „Die Universität Konstanz trauert um Horst Sund. Mit ihm verliert sie einen der bedeutendsten Rektoren ihrer Geschichte. Was die Universität Konstanz heute ist, hat sie zu einem sehr großen Teil Horst Sund zu verdanken. Er hat sie geprägt – als Wissenschaftler, Wissenschaftsmanager, Netzwerker und Kommunikator. Horst Sund und seiner herausragenden Lebensleistung gilt unser großer Dank“, so Prof. Dr. Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz. Horst Sund war Ehrenbürger der Universität Konstanz, die höchste Auszeichnung, die diese zu vergeben hat.

Treibende Kraft beim Aufbau des Fachbereichs Biologie
Als der Chemiker Horst Sund 1967 als Professor für Biochemie an die Universität Konstanz kam, rund ein Jahr nach ihrer Gründung, war er einer der ersten drei berufenen Naturwissenschaftler. Von der herrschenden Aufbruchsstimmung angezogen erwies er sich gleich als treibende Kraft beim Aufbau des Fachbereichs Biologie. An der Universität Freiburg 1964 für Biochemie habilitiert legte er in Konstanz die Grundlagen für die biochemische Ausrichtung des Fachbereichs. Nicht zuletzt mit seiner eigenen Forschung zu den Beziehungen zwischen chemischer Struktur und biologischer Aktivität von Proteinen schaffte die Konstanzer Biologie schnell den Anschluss an internationale Entwicklungen. Nationales und internationales Renommee folgte schon wenige Jahre später. „Ich wusste, dass die Bedingungen in Konstanz ideal waren“, notierte Horst Sund später.

Ein Rektor für alle
Als er 1976 zum Rektor der Universität Konstanz gewählt wurde, steckte die gerade mal zehnjährige Universität in einer mehrjährigen Krise, die vom sogenannten „Grundordnungskonflikt“ ausgegangen war. In dieser Situation erwies sich Horst Sund als so entschiedener wie einfühlsamer Krisenmanager, der es verstand, die gesamte Universität wieder zusammenzuführen. Er sei „der Rektor aller“ gewesen, hieß es in der Würdigung des Biologen Prof. Dr. Dirk Pette bei der Verabschiedung Horst Sunds 1991 als Rektor. Das zeigte sich über die gesamte Universität gesehen insbesondere im umfassenden Einbezug der Mitarbeiterschaft und in der möglichst großen Transparenz bei Entscheidungsfindungen. In der Wissenschaft hatte dies seine Entsprechung in der entschiedenen Förderung der drei Bereiche Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Alle drei Bereiche erreichten unter Horst Sunds Rektorat Spitzenwerte – sowohl national, etwa in Analysen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), als auch international, etwa im Humboldt-Ranking.

Förderung in Forschung und Lehre 
In Horst Sunds Amtszeit wurden insgesamt fünf Sonderforschungsbereiche (SFB) und fünf Forschungszentren eingeworben beziehungsweise gegründet. Von den neuen Forschungsschwerpunkten profitierte auch die Lehre. Nach dem Grundsatz Lehre aus Forschung entstanden neue Aufbaustudiengänge und Fächer mit dazugehörigem Lehrangebot. In seiner Zeit wurde auch das erste Graduiertenkolleg an der Universität Konstanz aus der Taufe gehoben.

„Als unermüdlicher Reisender und Lobbyist in Sachen Endausbau und Fortentwicklung der Universität Konstanz“, wie ihn Dirk Pette bei der Verabschiedung bezeichnete, nutzte Horst Sund auch seine Überzeugungskraft in der Politik. In einer finanzpolitisch schwierigen Zeit konnten so während Horst Sunds Rektorat zentrale Bauvorhaben wie das Physikgebäude, die Bibliothek oder die Sportanlagen fertiggestellt werden.

19 Partnerschaften mit internationalen Universitäten
Der Auftritt der Universität Konstanz auf internationalem Parkett wurde durch Horst Sund entschieden vorangetrieben. Die ersten Kooperationsverträge der Universität Konstanz mit ausländischen Universitäten wurden unter seinem Rektorat geschlossen. Unter den insgesamt 19 Vereinbarungen waren auch Partnerschaften mit den Universitäten Tel Aviv (Israel), Kiew (heutige Ukraine), Pittsburgh (USA) und Shanghai (China). Letztere Verbindung brachte Horst Sund Ehrenprofessuren in allen drei Shanghaier Universitäten ein. Anlässlich seines 70. Geburtstages nannte ihn der damalige DAAD-Präsident Prof. Dr. Theodor Berchem den „Marco Polo der internationalen Wissenschaftsbeziehungen“.

„Sonderminister der Bodenseeregion“ 
Nicht zuletzt aber steht der gebürtige Hamburger für die Verankerung der Universität Konstanz in der Region. Als „Sonderminister der Bodenseeregion für Wissenschaft, Kultur und Kontakte“ bezeichnete ihn Horst Eickmeyer, der damalige Oberbürgermeister der Stadt Konstanz 1991 bei der Verabschiedungsfeier als Rektor. Bei dieser Gelegenheit erhielt Horst Sund in Anerkennung seiner Verdienste um die Integration der Universität in das Leben der Stadt den Ehrenring der Stadt Konstanz.

Seine regionalen Kontakte zu wichtigen Einrichtungen reichten von den Industrie- und Handelskammern bis zu den benachbarten Schweizer Kantonen Thurgau und Schaffhausen. Im Bodenseerat war Horst Sund auf vielfältige Weise aktiv. Als Mitbegründer des Vereins der Ehemaligen der Universität Konstanz (VEUK) erschloss er neue Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit außeruniversitären gesellschaftlichen Gruppen. Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender des Vereins, von 2003 an Ehrenvorsitzender. Zahlreiche Ehrenkappen der regionalen Fasnacht zeugen von der persönlichen Wertschätzung Horst Sunds in der Region.

Einflussreiche Ämter
Über die Universität Konstanz hinaus war Horst Sund in zahlreichen wissenschaftspolitisch einflussreichen Ämtern und Kommissionen tätig. Er war unter anderem von 1979 bis 1986 Mitglied des Senates der Westdeutschen Rektorenkonferenz und von 1980 bis 1984 Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg. Horst Sund war Vorsitzender der Baden-Württembergischen China-Gesellschaft (1984 bis 2009) und deren Ehrenvorsitzender (seit 2009), Beauftragter des Auswärtigen Amtes und des DAAD für die Errichtung des Chinesisch-Deutschen Hochschulkollegs (CDHK) an der Tongji-Universität in Shanghai (1995 bis 2010) sowie deren Ehrendirektor auf Lebenszeit (seit 2010).

Sein Engagement in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik schlug sich in einer langen Liste von Ehrungen nieder. 1991 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrenprofessuren aller drei Shanghaier Universitäten, der Fudan-, Jiao Tong- und Tongji-Universität, er wurde Ehrensenator der Jiao Tong-Universität und mit dem Freundschaftspreis des Staatsrates der Volksrepublik China sowie dem Magnolia-Preis der Stadt Shanghai ausgezeichnet. Schließlich war Horst Sund Ehrenmitglied des Instituts für Geographie und Limnologie der Academia Sinica in Nanjing.

„Ich spreche sicher für sehr viele gegenwärtige und ehemalige Mitglieder und Angehörige der Universität“, so Katharina Holzinger, „wenn ich sage: Wir werden Horst Sund, sein andauerndes Engagement und seine immer auch fröhliche Präsenz sehr vermissen“.