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Digitale Lehrformate und deren Auswirkungen auf die Studiensituation

Ergebnisse der bundesweiten Befragung „Studieren zu Zeiten der Corona-Pandemie“

Welche Lehrformate haben sich im digitalen Semester bewährt? Dieser und ähnlichen Fragen widmet sich die bundesweite Corona-Befragung der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), an der im Sommersemester 2020 knapp 28.600 Studierende aus 23 Hochschulen teilnahmen. Die Pandemie hat zu vielfältigen Einschränkungen in der Studiensituation geführt. So sind die Studienbedingungen deutlich schwieriger geworden. Ob und wie bestimmte digitale Lehrformate dieser erschwerten Studiensituation entgegenwirken können, zeigen die am Montag, 25. Januar 2021 in der Publikationsreihe „DZHW-Brief“ veröffentlichten Ergebnisse.

Die Studie „Studieren zu Zeiten der Corona-Pandemie“ verschafft einen umfangreichen Einblick in die Studiensituation von Studierenden sowie die möglichen Konsequenzen für das Studium. Die Mehrheit der Studierenden berichtet, dass ihre Studiensituation im Zuge der Corona-Pandemie schwieriger geworden ist. Dies betrifft insbesondere die Kontakte zu Kommilitoninnen und Kommilitonen (86 Prozent), zu Lehrenden (61 Prozent) sowie die Bewältigung des Lernstoffs (62 Prozent). Dennoch konnten einige Studierende (bis zu 24 Prozent) im digitalen Semester ihren Tag besser strukturieren oder den Veranstaltungen besser folgen als zuvor. Die Teilnahmehäufigkeit der Studierenden an Veranstaltungen hat sich verändert: 44 Prozent von ihnen nahmen seltener als früher an den Lehrveranstaltungen teil, 33 Prozent gleich häufig und 23 Prozent öfter. Ihre Zufriedenheit mit dem erreichten Wissen und Können im Sommersemester 2020 beurteilen die Studierenden ambivalent.

Empfehlung: Interaktive Videokonferenzen aufzeichnen
Laut Studie erleichtern als Videokonferenzen angebotene Lehrveranstaltungen und als Video abrufbare Lehrveranstaltungen die Studiensituation im Sommersemester 2020. Während Videokonferenzen vor allem die Kontakte fördern, ermöglichen Videoaufzeichnungen insbesondere die individuelle Gestaltung der Lernsituation. Auch die Teilnahme an Lehrveranstaltungen und die Zufriedenheit mit dem erreichten Wissen und Können fällt höher aus, wenn beide Lehrformate häufiger angeboten werden. 

„Für Lehrende an den Hochschulen empfiehlt es sich daher, die Videokonferenzen und hochgeladene Videos häufiger einzusetzen“, kommentiert Projektleiter Dr. Markus Lörz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am DZHW. Wie die Untersuchung nahelegt, wäre eine Kombination beider Formate wünschenswert, da sie unterschiedliche Dimensionen der Studiensituation ansprechen. „Hierbei könnten interaktive Videokonferenzen aufgezeichnet und im Nachhinein zur Verfügung gestellt werden, um eine individuelle Nachbearbeitung zu ermöglichen“, so die Erstautorin Dr. Anna Marczuk, Projektkoordinatorin an der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz. Für eine Verbesserung der Kontaktsituation empfiehlt der Projektmitarbeiter Dr. Frank Multrus von der Universität Konstanz zudem, „ergänzende Austauschmöglichkeiten nach den Lehrveranstaltungen anzubieten, wie beispielsweise die Bereitstellung von ‚Hang-out Rooms‘ der Videokonferenzsoftware.“ 

Über die Studie „Studieren zu Zeiten der Corona-Pandemie“
In der Befragung werden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Studierende an deutschen Hochschulen untersucht und ein genauer Blick auf die Besonderheiten, Herausforderungen und Chancen des weitgehend digitalen Sommersemesters 2020 geworfen. Ziel der Studie ist es, einen umfassenden Einblick in die Situation der Studierenden in Deutschland während dieses ungewöhnlichen Semesters zu erhalten. Vor welchen Herausforderungen stehen die Studierenden? Wie gestaltet sich ihre Studiensituation und wie zufrieden sind sie mit dem Studienfortschritt? Und inwieweit ist es unter den gegebenen Umständen möglich, erfolgreich zu studieren? Diese und viele weitere Fragen sind leitend für die Studie.

Um ein realistisches Bild der Lage der Studierenden in Deutschland zu gewinnen, wurden etwa 200.000 Studierende an 23 bundesweit ausgewählten staatlichen Hochschulen unterschiedlicher Größe, Fächerstruktur und regionaler Lage zur Teilnahme eingeladen. Die Befunde können eine Grundlage für Maßnahmen in den Bereichen Hochschule, Bildung und Sozialpolitik bilden und sollen zur Erforschung verschiedener Fragen rund um die Pandemie-Situation beitragen.

Faktenübersicht:

  • Studie „Studieren zu Zeiten der Corona-Pandemie“ der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).
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  • Bundesweit angelegte Befragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Studierende an deutschen Hochschulen im weitgehend digitalen Sommersemester 2020
  • Befragt wurden rund 28.600 Studierende an 23 bundesweit ausgewählten staatlichen Hochschulen 
  • Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Praxispartner im Verbund ist das Deutsche Studentenwerk (DSW).