William Jardine (ed.), Ichthyology, The Naturalist's Library, 2nd issue, vol. 38. Edinburgh 1852-1854. Ernst Mayr Library via Biodiversity Heritage Library

„Beautiful Beasts“: Tiervisualisierungen zwischen Wissenschaft und Kunst

Die Online-Ausstellung „Beautiful Beasts“ ist ein Studierendenprojekt, das im Rahmen eines digital history Kompaktkurses am Lehrstuhl Wissensgeschichte unter der Leitung von Marie Muschalek entstanden ist. Im Zuge des Seminars haben sich Studierende auf die Suche nach Tierdarstellungen in Vergangenheit und Gegenwart gemacht und sind dabei verschiedenen künstlerischen Traditionen nachgegangen.

In Zeiten von Umweltkrisen und Naturkatastrophen ist die Menschheit dazu aufgerufen, ihre Beziehung zur Natur zu überdenken. Dabei ist die Art und Weise, wie wir uns diese Welt und die in ihr lebenden nicht-menschlichen Lebewesen vorstellen, von entscheidender Bedeutung. Ausgehend von wissenschaftlichen Zeichnungen und Stichen, die NaturhistorikerInnen seit der frühen Neuzeit anfertigten, arbeitete sich die Seminargruppe bis in die Gegenwart vor, in der die Naturfotografie und andere digitale Bildtechnologien die heutige biologische Vielfalt dokumentieren.

Im Seminar wurde festgestellt, dass vor allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ein Gegensatz zwischen Wissenschaft und Kunst immer deutlicher hervortrat und zu einem Hauptanliegen wurde. Im Bereich der Tierdarstellungen schienen die Wissenschaft und ihr Objektivitätsanspruch über künstlerische Belange zu siegen. Dass jedoch immer die (künstlerische) mediale Vermittlung bleibt, wurde besonders deutlich, als der Kurs mit dem Thema der heutigen Tierfotografie endete.

Bis dato ist das Ziel heutiger Naturdarstellungen dasselbe geblieben: die Natur besser verstehen zu lernen. Aber andere, ethische und politische Anforderungen haben sich drastisch verschoben. Vor allem die Frage, ob ästhetisch ansprechende Bilder von Tieren die aktuelle Situation des Umweltverfalls und -verlusts vermitteln können, rückt mehr in den Vordergrund und konnte nicht abschließend beantwortet werden. Eines ist jedoch klar: die heutige Gemeinschaft von citizen scientists ist überaus lebendig und liefert uns unschätzbare visuelle (und oft auch Audio-) Zeugnisse unserer nichtmenschlichen Mit-Erdlinge.

Das Seminar hat den Studierenden einen Überblick in die Geschichte der Naturforschung und ihrer Visualisierungsbemühungen gegeben, sie in die Methoden der digitalen Archivforschung eingeführt und sie bei der Entwicklung eines theoretisch fundierten Verständnisses von Bildmaterial und dessen Ästhetik unterstützt. Die dabei entstandene virtuelle Ausstellung „Beautiful Beasts“ beleuchtet vor diesem Hintergrund das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

Die Seminararbeit wurde möglich, da viele Bibliotheken und Archive derzeit besonders viel Arbeit in die Digitalisierung ihrer Sammlungen stecken. Das Bildmaterial der Ausstellung stammt größtenteils aus dem kollaborativen Konsortium der Biodiversity Heritage Library, aber auch aus der Digital Bodleian. Wir danken diesen Institutionen für die Rechte zur Veröffentlichung ihres Materials unter der Creative-Commons-Lizenz.