Abschlusstagung des Netzwerkes „Industrielle Krisenkommunikation“
Presseinformation Nr. 36 vom 14. März 2012
Konferenz zu industriellen Katastrophen an der Universität Konstanz
Vom 22. bis 24. März 2012 findet an der Universität Konstanz die Konferenz „Wahrnehmung, Kommunikation und Bewältigung industrieller Katastrophen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Bergbau – Chemieindustrie – Kernenergie“ statt. Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus insgesamt sechs Nationen werden an der Universität Konstanz aus historischer Perspektive diskutieren, wie Menschen mit den Gefahren industrieller Produktion umgehen und damit ein in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher wenig beachtetes Thema in den Mittelpunkt stellen.
Die Lebenswelten der Menschen in Europa, Nordamerika und Teilen Ostasiens sind seit rund 150 Jahren durch industrielle Entwicklungen geprägt. Diese Entwicklungen sind von Technikeuphorie und Fortschrittserwartungen, zugleich aber auch einem zunehmenden Bewusstsein für die entgrenzten Risiken der Technisierung begleitet. Industrielle Katastrophen sind Marksteine in diesem Spannungsverhältnis von Hoffnungen und Befürchtungen. Sie werden einerseits als unvermittelt und nicht vorhersehbar wahrgenommen. Andererseits sind sie seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand von Versicherungshandeln und erscheinen in dieser Hinsicht als kalkulierte Risiken. Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung nach der Wahrnehmung und Kommunikation aber auch nach den materiellen Wirkungen und praktischen Bewältigungsstrategien von industriellen Katastrophen.
Im Rahmen von 15 Vorträgen werden bei der Tagung in Konstanz Schlüsselindustrien unterschiedlicher Zeiten in den Blick genommen. Bergbau, Chemieindustrie und Kernenergie stehen dabei in ihrer Zeit jeweils für gesellschaftliche Wohlfahrt und technischen Fortschritt, bergen aber zugleich ein großes Vernichtungspotential in sich. Somit können industrielle Katastrophen die beschriebene Balance zwischen Zukunftserwartungen und Sicherheitsbedenken erschüttern und werden zum Anlass für Diskussionen darüber, welche Risiken eine Gesellschaft bei der Nutzung von Technologie einzugehen bereit ist. Die von den Konstanzer Historikern Prof. Dr. Clemens Wischermann und Prof. Dr. Bernhard Kleeberg sowie der Heidelberger Fachkollegin Prof. Dr. Patzel-Mattern organisierte Tagung wird zeigen, wie unterschiedlich die Antworten darauf je nach Zeit und Perspektive ausfallen können.
Die Konferenz wird die Abschlusstagung einer Netzwerkplattform sein, die im Jahr 2010 an der Universität Konstanz in Kooperation mit der Universität Heidelberg unter dem Titel: „Industrielle Krisenkommunikation im 20. Jahrhundert. Theoretische Bestimmung und kommunikative Bewältigung industrieller Störfallkrisen im deutschen Sprachraum in historischer Perspektive“ ins Leben gerufen wurde.