Tessa Theodorakpoulos

Tessa Theodorakopoulos, 1947 in Athen geboren und in Paris aufgewachsen, studierte Literaturwissenschaft und Theaterregie in Amerika. 1971 erhielt sie ihren Master an der Brown University (Providence). Schon als Gymnasiastin hatte sie ihre erste Theatererfahrungen als Hospitantin bei J.L. Barrault im Theatre de l´ Odéon in Paris. Sie hat als Regieassistentin am Krannert Center for the Performing Arts in Urbana, Illinois, und am Stadttheater Konstanz gearbeitet. Tessa Theodorakopoulos hat verschiedene Workshops in den USA, Griechenland und Deutschland geleitet und war für Fernsehsendungen verantwortlich (Theater für TV, Mega Channel, Athen). Seit 1976 ist sie Lehrbeauftragte für Praktisches Theater an der Universität Konstanz. Sie hat am Stadttheater Konstanz und am International Theatre der Schauspielbühnen Stuttgart inszeniert. 1987 hat Tessa Theodorakopoulos die Sommertheaterschule der Universität ins Leben gerufen. Der Intensivkurs fand 20mal unter ihrer Leitung in Konstanz bzw. auf der griechischen Insel Euboea statt. Seit 1979 ist sie Leiterin des Universitätstheaters, wo sie für bisher mehr als 70 Theaterproduktionen verantwortlich ist.

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Seit 40 Jahren schon ist es erfolgreich und gehört zum festen Kulturgeschehen der Stadt Konstanz: Die Rede ist vom Universitätstheatertheater. „Im Gespräch“ hat Tessa Theodorakpoulos, Leiterin des Theaters, zu Details ihrer Arbeit befragt.

Warum braucht die Uni Konstanz „ihr“ Theater?

Es ist nicht „ihr“ Theater; es ist eine Institution, die den Studenten die Möglichkeit gibt, sich unter professioneller Leitung mit den praktischen Aspekten des Theaters auseinander zu setzen. Mit der Zeit ist es auch ein Spielort innerhalb der Universität geworden, wo sich ein gemischtes Publikum - Uni und Stadt – trifft.

 

Die Universität wurde 1966 gegründet, das Theater nur kurze Zeit später. War es damals schon klar, dass ein Theater einfach sein muss?

Nein, zu der Zeit war es nicht üblich, dass eine Universität ein Theater hatte. Durch die Initiative von David Wilson, damals Akademischer Oberrat in der Anglistik, und die Unterstützung des Literaturwissenschaftlers Wolfgang Iser und des damaligen Kanzlers Günther Schlensag ist das Universitätstheater gegründet worden, zuerst nur mit englischsprachigen Stücken.

 

Das Universitätstheatertheater ist ein Laientheater mit professionellem Anspruch. Ist es schwierig für Studierende, bei den hohen Anforderungen im Studium auch noch in der Freizeit professionelle Arbeit zu leisten?

Es ist zeitaufwändig. Die Studenten müssen neben ihrem Studium und oft noch einem Job zusätzlich mindestens sechs Wochen lang vier Stunden jeden Abend proben, am Wochenende manchmal länger. Dazu kommen Organisation, Programmgestaltung, Kartenverkauf und zwei Wochen lang Aufführungen. Alles ehrenamtlich! Das ist natürlich nur möglich, wenn man leidenschaftlich dabei ist. Durch die neue Studienordnung ist das ganze besonders schwierig geworden. Dafür gibt es jetzt allerdings Schlüsselqualifikationspunkte.

 

Wer bringt sich in die Produktionen ein?

Eben die, die leidenschaftlich dabei sind! Quer durch die Fachbereiche, von Physik bis hin zu Philosophie und zu Jura –erstaunlich viele Jura-Studenten machen mit. Es sind auch nicht immer nur Studenten, auch Leute aus der Stadt sind dabei.

 

Das Universitätstheater ist nicht groß. Müssen Sie Interessenten abweisen? Führen Sie eine Warteliste?

Natürlich können wir nicht alle Interessenten einsetzen. Das ist ein Problem, wir sehen das Theater ja nicht als reine Übung, sondern als ein Projekt, das schließlich an die Öffentlichkeit kommt und wofür Eintritt verlangt wird. Ein Anspruch auf Perfektion ist da. Es gibt allerdings auch noch viele Studenten, die hinter der Bühne arbeiten. Eine Warteliste in dem Sinne führen wir nicht, aber jedes Semester gibt es ein Vortreffen, bei dem wir uns die potentiellen „Talente“ merken.

 

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Stücke aus, die zur Aufführung kommen?

Zuerst werden einige Stücke nach theatralischer Wirksamkeit und Besetzbarkeit ausgesucht. Letztlich werden zwei Stücke pro Jahr ausgewählt. Meistens eins mit kleinerer Besetzung, zwei bis vier Personen, und eins mit mehreren, auch kleineren Rollen, so dass möglichst viele Leute teilnehmen können. Es wird auch auf Vielfalt geachtet, das heißt, wir versuchen alle Genres zu spielen und uns nicht auf einen Stil festzulegen. Slapstick, Klassik und beispielsweise Provokation – alle diese Stilrichtungen sind vertreten.

 

Aufführungen kosten Geld. Wie kommen Sie finanziell klar?

Dank unseres Publikums haben wir es bis jetzt geschafft, die Produktionsausgaben mit den Einnahmen auszugleichen beziehungsweise sogar einen Gewinn zu machen. Wir haben noch nicht getestet, was passiert, wenn dem nicht so wäre.

 

Sie haben gerade den 40. Geburtstag mit einer Festveranstaltung in der Studiobühne gefeiert. Wie war’s?

Wir haben „privat“ gefeiert, ohne Publikum. Es war ein Treffen mit vielen Uni-Theater-„Ehemaligen“ aus den 1970er-Jahren bis heute. Und auch mit treuen Zuschauern, die uns in dieser Stadt seit 40 Jahren begleiten und durch Spenden die Publikation einer Chronik zu 40 Jahre Unitheater ermöglichten. Es war ein Wiedersehen und auch ein Sichkennenlernen, ein Erfahrungsaustausch zwischen mehreren Generationen. 170 ehemalige Darsteller kamen von überall her angereist, aus Berlin, Hamburg, aber auch Kalifornien und Ägypten! Es war sehr spannend, alle wieder zu sehen. Wir hätten grade da weiter machen könnten, wo wir damals aufgehört haben. Bei der Gelegenheit wurde auch das Buch zu 40 Jahren Universitätstheater Konstanz vorgestellt mit Texten, einer Chronik und vielen Bildern zu den einzelnen Vorstellungen.