Prof. Dr. Dorit Merhof

Nach dem Informatik-Studium promovierte Dorit Merhof am Lehrstuhl für Graphische Datenverarbeitung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Anschließend folgte ein zweijähriger Auslandsaufenthalt in Oxford, wo Dorit Merhof eine Forschungsstelle in der Industrie innehatte und auch Kontakte zur Universität Oxford knüpfen konnte. Seit Oktober 2009 ist Dorit Merhof an der Universität Konstanz als Juniorprofessorin für Visual Computing tätig.

Weiterführende Links:

Website INCIDE

„INCIDE Zentrum“ lautet der Name einer neuen Einrichtung an der Universität Konstanz. „Im Gespräch“ wollte von Dorit Merhof, Juniorprofessorin am Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft, wissen, was es damit auf sich hat.

Frau Prof. Merhof, wollen Sie Unsichtbares sichtbar machen?

In den Fachbereichen Biologie und Chemie hier an der Universität Konstanz werden unterschiedlichste Daten (zum Beispiel Mikroskopie- oder Screening-Daten) erzeugt, die es zu analysieren gilt. Durch INCIDE sollen Verfahren der Bildverarbeitung und Datenanalyse aus der Informatik und Mathematik zum Einsatz kommen, um so die Informationen in den Daten sichtbar zu machen. Wir sehen spannenden Herausforderungen entgegen, da die Fragestellungen aus der Biologie und Chemie sehr anspruchsvoll sind und es zum Teil große Datenmengen zu analysieren gilt. Durch Automatisierung wollen wir den Zeitaufwand und die Fehleranfälligkeit der Analyse verringern und die Möglichkeit schaffen, auch sehr große Datenmengen auswerten zu können.


Was genau bedeutet die Abkürzung „INCIDE“?

INCIDE steht für “Interdisciplinary Center for interactive Data Analysis, Modeling and Visual Exploration“. Das Zentrum schafft eine Verbindung zwischen der Graduate School Chemical Biology, einem Baustein der Exzellenzuniversität Konstanz, den Fachbereichen Informatik und Mathematik sowie dem Graduiertenkolleg 1042 „Explorative Analysis and Visualization of Large Information Spaces”, das verwandte Probleme bearbeitet. INCIDE kooperiert außerdem mit dem Bio Imaging Center (BIC) an der Universität Konstanz.


Wie kam es zur Gründung des „INCIDE Zentrums“?

Das INCIDE Zentrum ist als Gemeinschaftsinitiative vieler Professoren aus der Informatik, Mathematik sowie Biologie und Chemie entstanden. Es wird im Rahmen der Exzellenzinitiative als Infrastrukturmaßnahme universitätsintern gefördert und soll in den kommenden zwei Jahren die beteiligten Institutionen näher zusammenbringen und auch Clusteranträge ermöglichen. Die beteiligten Personen und Institute sind auf der Webseite von INCIDE gelistet: http://cms.uni-konstanz.de/incide/


Hat die Uni Konstanz mit ihrem „INCIDE Zentrum“ die Nase vorn?

In der Biologie und Chemie werden heute Daten generiert, die so umfangreich und komplex sind, dass auch die Auswertung Expertenwissen im Bereich Datenanalyse und Visualisierung erfordert. Durch die Vernetzung von Fachbereichen sollen Kompetenzen gebündelt und zu kooperativer Forschung zusammengeführt werden. Diese Vernetzung von Informatik und Lebenswissenschaften liegt absolut im Trend der Zeit, mit INCIDE wurde eine Struktur geschaffen, wie sie an führenden Forschungsinstituten bereits besteht oder im Entstehen begriffen ist. Durch die Gründung von INCIDE hat die Universität Konstanz Weitblick bewiesen und ein Umfeld geschaffen, in dem interdisziplinäre Spitzenforschung möglich wird.


Sie arbeiten mit verschiedenen Fachbereichen zusammen. Erwarten Sie Synergieeffekte?

Ja, auf jeden Fall! Wir als Informatiker und Mathematiker sind gespannt auf interdisziplinäre Fragestellungen und hoffen, durch unsere Arbeit einen Beitrag zur Forschung in anderen Fachbereichen zu leisten.


Erwarten Sie, dass die Zusammenarbeit auf andere Fachbereiche erweitert wird?

INCIDE ist auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Informatik und Mathematik mit den Fachbereichen Biologie und Chemie ausgelegt, eine Ausweitung auf andere Fachbereiche ist zunächst nicht vorgesehen. Das Zentrum könnte jedoch exemplarisch auch andere Fachbereiche dazu animieren, über Kooperationen nachzudenken, was sicherlich ein wünschenswerter Effekt wäre.


Wer genau kann in Ihr Zentrum kommen?

Durch das Zentrum sollen insbesondere junge Forscherinnen und Forscher (Studierende, Doktoranden und PostDocs) aus der Biologie und Chemie angesprochen werden, die bei der Analyse ihrer komplexen Daten Unterstützung benötigen. INCIDE spricht aber natürlich ebenso Professorinnen und Professoren sowie Arbeitsgruppenleiter an, die sich professionelle Unterstützung bei der Auswertung ihrer Daten wünschen.


Im „INCIDE Zentrum“ werden wahrscheinlich riesige Datenmengen bewegt.

Bei High-Throughput-Screening können in der Tat große Datenmengen entstehen. Da die Auswertung der Daten bislang jedoch manuell erfolgt, ist zu erwarten, dass durch die bereitgestellten Analyseverfahren weitaus umfangreichere Screenings erst auswertbar und somit praktikabel werden.


Kann „Otto Normalverbraucher“ von der Arbeit des „INCIDE Zentrums“ profitieren?

Auf direkte Weise sicherlich nicht, indirekt aber auf jeden Fall: Da durch INCIDE die Forschung in den Fachbereichen Biologie und Chemie gefördert wird, profitiert letztlich auch „Otto Normalverbraucher“ vom erzielten Fortschritt.


Wird ein derartiges Zentrum bald zur Standard-Ausstattung von Universitäten gehören?

Da Umfang und Komplexität der anfallenden Daten in der Biologie und Chemie stetig wachsen, wird Expertenwissen zur Auswertung dieser Daten in Zukunft sicher an Bedeutung gewinnen. Da kommerzielle Software oft nicht auf die spezifischen Bedürfnisse von Forschungsprojekten zugeschnitten ist, könnten Zentren wie INCIDE auch an anderen Universitäten wertvolle Dienste leisten. Zur Standard-Ausstattung gehören solche Zentren bislang jedoch nicht, vielmehr handelt es sich dabei um „Zubehör der Spitzenklasse“, wie es an progressiv und vorausschauend agierenden Universitäten zu finden ist.