Prof. Dr. Giso Hahn

Giso Hahn studierte von 1989 bis 1995 Physik an der Universität Stuttgart mit Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Metallforschung. 1999 promovierte er an der Universität Konstanz über neuartige kristalline Silizium-Materialien und leitet internationale, nationale und bilaterale Projekte im Bereich der Photovoltaik. 2005 habilitierte er im Fachbereich Physik zum Thema "Folien-Silizium für die Photovoltaik", zudem lehrt er im Fachbereich Physik. Seit 2007 ist Giso Hahn verantwortlich für die Kooperation zwischen der Universität Konstanz und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (FhG-ISE) in Freiburg. Giso Hahn leitet als außerplanmäßiger Professor die Photovoltaik-Abteilung an der Universität Konstanz mit rund 40 Mitarbeitern.

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Millionenzuwendung aus der Industrie für die Photovoltaik-Abteilung im Fachbereich Physik: Die Wissenschaftler freut’s mächtig. "Im Gespräch" wollte von Prof. Giso Hahn, Leiter der Photovoltaik-Abteilung, Details wissen.

Herr Prof. Hahn, fast hat man den Eindruck, als stünden Sie auf der Sonnenseite des Wissenschaftlerlebens. 2008 haben Sie vom Bundesumweltministerium 3,7 Millionen Euro für Ihre Forschungsarbeit bekommen, jetzt 1,25 Millionen Euro von einem Unternehmen.

Natürlich freut uns diese Unterstützung sehr, da sie ja auch eine Anerkennung der bislang geleisteten Arbeit ist. Das Geld vom Bundesumweltministerium im letzten Jahr durfte nur für die Anschaffung neuer Geräte benutzt werden, was sehr hilfreich war, um unseren teilweise sehr veralteten Gerätepark ein wenig auf Vordermann zu bringen. Die 1,25 Millionen sind zum Glück freier verwendbar.

 

Wie kommen Sie zu solchen Summen?

Zunächst einmal hört sich das nach sehr viel Geld an (was es natürlich auch ist). Wir forschen sehr angewandt und oft auch sehr eng im Rahmen von Drittmittelprojekten mit Unternehmen aus der Photovoltaik-Industrie zusammen, die einen Teil der Fördergelder in den öffentlich geförderten Projekten tragen müssen. In der Regel kommt aber der größere Anteil der Projektmittel in diesen Projekten von öffentlichen Förderinstitutionen wie beispielsweise der EU oder dem Bundesumwelt- oder -forschungsministerium. Da wir bei inzwischen über 40 Mitarbeitern nur zweieinhalb Stellen aus dem Unihaushalt finanziert bekommen, müssen fast alle Mitarbeiter aus diesen eingeworbenen Drittmitteln finanziert werden. Daran erkennt man, dass wir alleine für die Personalausgaben jährlich rund 1 bis 1,5 Millionen Euro einwerben müssen. Das geht eigentlich nur, wenn wir uns aktuellen Forschungsthemen widmen, die auch für die Industrie von Bedeutung sind. Dafür muss dann aber auch in den verschiedenen Stadien der Projekte von der Vorläuferforschung über die Beantragungsphase und die eigentliche Forschungsphase innerhalb des Projekts hart gearbeitet werden.

 

Sind Zuwendungen aus der Wirtschaft für Sie als Wissenschaftler mit einem „Gschmäckle“ verbunden?

Im Rahmen von konkreten Forschungsprojekten ein klares „Nein“, da hier vertraglich genau definiert ist, wofür das Geld innerhalb des Projekts eingesetzt werden kann. Außerdem bestehen klare Verträge, die von der Rechtsabteilung ausgehandelt werden. Ohne diese Drittmittelprojekte wäre ein großer Teil der universitären Forschung und Ausbildung nicht möglich.

Bei frei zur Verfügung gestellten Mitteln ohne konkreten Projekthintergrund muss natürlich sichergestellt werden, dass hier keine unerlaubte Einflussnahme stattfindet. Wir wären aber schlecht beraten, wenn wir dies zuließen, da wir auch mit weiteren Partnern aus der Industrie zusammenarbeiten, die teilweise Konkurrenten sind. Somit wollen und müssen wir unabhängig bleiben, wenn wir auch weiterhin längerfristig erfolgreich forschen wollen.



Für den Normalbürger hören sich schon die 1,25 Millionen Euro nach sehr viel Geld an. Was genau machen Sie damit?

Das ist noch nicht genau entschieden. Es gibt einen Beirat, der in regelmäßigen Abständen über die Verwendung der Forschungsmittel beschließt. Da das Projekt über fünf Jahre angelegt ist, haben wir hier die Chance, wenigstens für manche Mitarbeiter auch Arbeitsverträge über diese Zeitdauer anzubieten, was gegenüber den normalen Jahresverträgen eine Verbesserung ist und ein wenig mehr Kontinuität und Planungssicherheit erlaubt. Die Forschungsthemen werden sich teilweise an den bestehenden Kompetenzen orientieren, erlauben aber vor allem auch, neue Dinge anzustoßen, die über andere Förderinstitutionen nicht so einfach möglich gewesen wären.



Das Geld stammt von einer Firma aus dem Schwarzwald und wurde Ihnen zur freien Verfügung übergeben. Sind sie tatsächlich frei, was Sie mit dem Geld anfangen, zumal das Unternehmen selbst im Photovoltaik-Bereich arbeitet?

Völlig frei sind wir in der Verwendung der Gelder nicht. Es ist vertraglich festgehalten, für welche Forschungsthematiken innerhalb des relativ großen Gebiets der Photovoltaik das Geld verwendet werden soll. Aber die Forscher im Beirat entscheiden, wofür es konkret eingesetzt wird.



Sie wollen, wie Sie sagten, längerfristige Forschungsziele in Angriff nehmen. Was meinen Sie damit?

Wir wollen uns damit die Möglichkeit schaffen, auch Vorläuferforschung betreiben zu können und neue Expertise aufzubauen, um mit diesen Ergebnissen später wieder neue Drittmittelprojekte einzuwerben. Dafür ist es notwendig, auch Arbeitsverträge mit mehr als nur ein bis drei Jahre Laufzeit anbieten zu können.



Uneigennützig hat das Unternehmen wohl nicht gehandelt, als es Ihnen das Geld übergeben hat. Gibt es einen Vertragspassus, wonach gewisse Erkenntnisse nur an dieses Unternehmen weitergegeben werden?

Nein, es gibt keinen Passus, der die von Unimitarbeitern gewonnenen Erkenntnisse in ihrer Verwendung einschränkt. Darauf haben wir geachtet, da wir als Universität unsere Ergebnisse zum Beispiel im Rahmen von Promotionen natürlich möglichst frei veröffentlichen wollen.



Bei der Geldübergabe hieß es, es solle auch die Wettbewerbsfähigkeit der Konstanzer Forschung gestärkt werden. Gehört Ihr Team weltweit zu den führenden, oder an welcher Position sehen Sie sich?

Als universitäre Forschungseinrichtung sind wir in dieser angewandten Ausrichtung weltweit führend. Und auch im Kreis der nicht-universitären Forschungsinstitute können wir uns sehr gut behaupten, was neben der im Laufe der Jahre aufgebauten und zur Verfügung stehenden Ausstattung natürlich hauptsächlich an den kompetenten und motivierten Mitarbeitern liegt. In Konstanz hat sich da einiges bewegt.



Wie wichtig sind für Sie insgesamt gesehen Gelder aus der Wirtschaft?

Es ist unsere erste „Spende“ aus der Industrie, insofern betreten wir hier selber Neuland. Aber bei richtiger Verwendung der Mittel für interessante Forschungsthemen kann ich mir vorstellen, dass dieses Finanzierungsmodell als weitere Säule zur flexiblen Finanzierung von Spitzenforschung taugen kann. Entscheidend wird aber sein, dass dieses Geld nicht am Ende für Aufgaben eingesetzt wird, für die es nicht gedacht ist (beziehungsweise um Mittelkürzungen an anderer Stelle auszugleichen). Man kennt da ja genügend Beispiele aus der Politik.



Können Sie sich nach diesen 1,25 Millionen Euro jetzt zumindest eine Zeit lang „zurücklehnen“, oder müssen Sie sich dauerhaft darum kümmern, dass Ihre Abteilung finanziell ausreichend ausgestattet ist?

Durchatmen ja, zurücklehnen nein. Wenn man die Summe durch fünf Jahre Laufzeit teilt und mit unseren jährlichen Kosten vergleicht, relativiert sich das schon wieder etwas. Aber ich sehe es eher als Ansporn für die Verwirklichung weiterer guter Ideen in der Zukunft.



Sie haben ja auch die Möglichkeit, über die DFG Fördergelder zu beantragen.

Der Weg der Projektbeantragung über die klassischen Förderinstitutionen wird für uns wahrscheinlich der Normalfall bleiben.



Diese Gelder sind aber projektbezogen ...

... was auch seine Vorteile hat, da man sehr fokussiert an konkrete Problemstellungen herangehen muss. Im Einzelfall können die Ergebnisse schnell aus dem Labor in die Industrie überführt werden, was auch sehr motivierend sein kann. Dennoch wäre mehr Forschungsfreiheit durch eine kontinuierlichere Finanzierung einiger Personalstellen sehr wünschenswert, damit nicht mit dem erzwungenen Weggang guter Mitarbeiter ein Know-how-Verlust eintritt.



Erwarten Sie mittelfristig gesehen eine Erweiterung Ihrer derzeit rund 40 Mitarbeiter zählenden Photovoltaik-Abteilung?

Eine viel größere Zahl an Mitarbeitern lassen unsere Räumlichkeiten momentan gar nicht zu. Aber für gute und motivierte Leute haben wir bis jetzt immer noch ein Plätzchen gefunden.