KI-Systeme beim Lehren, Lernen und Prüfen
Empfehlungen und Aktivitäten
Die Entwicklungen im Bereich KI zur Textproduktion werden auch an der Universität Konstanz aufmerksam verfolgt. Intensiviert durch die Freischaltung von ChatGPT werden Chancen, aber auch Herausforderungen, die sich aus sprachbasierten, textproduzierenden KI-Systemen für Lernen, Lehren und Prüfen ergeben, diskutiert. Es ist davon auszugehen, dass sich sowohl die Anzahl entsprechender Tools und ihrer Einsatzfelder als auch die Qualität der von ihnen verfassten Texte oder Analysen schnell weiterentwickeln wird, weshalb sich die Universität aktiv mit sinnvollen Einsatzmöglichkeiten von KI in der Hochschullehre, aber auch kritisch mit Auswirkungen auf Lehr- und Prüfungssituationen auseinandersetzt.
Empfehlungen für die aktuelle Prüfungsphase (Frühjahr 2023)
Um Befürchtungen zu begegnen, dass Täuschungsversuche bei schriftlichen Prüfungsleistungen/Hausarbeiten zunehmen, nachdem ChatGPT frei und kostenlos zugänglich gemacht wurde und medial für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat, empfiehlt die Universität Konstanz ihren Lehrenden:
- Rechnen Sie damit, dass Studierende Zugang zu KI-Sprachmodellen wie ChatGPT, oder einem anderen KI-Tool haben und thematisieren Sie dies aktiv. Sensibilisieren Sie Ihre Studierenden dafür, dass viele Fragen von Datenschutz, Urheberrecht und Weiterverwertung der eingegebenen Daten bei KI-Werkzeugen noch ungeklärt sind.
- Wo es notwendig und möglich ist, können Sie Aufgabenstellungen in schriftlichen Prüfungsleistungen so abändern, dass die Nutzung einer KI weniger Nutzen bringt bzw. leichter zu entdecken ist. Hierzu kann Sie auch jetzt schon Alexander Klein (Hochschuldidaktik) im Rahmen der Erkenntnisse, die bislang zur Qualität von KI-generierten Texten und Materialien vorliegen, beraten.
- Im Rahmen der üblichen Eigenständigkeitserklärungen unterschreiben Studierende, dass sie die Arbeit „ohne Hilfe Dritter“ verfasst haben. Insbesondere bei Arbeiten, mit denen die sprachlichen Formulierungsfähigkeiten von Studierenden (mit)geprüft werden sollen, können Sie explizit darauf hinweisen, dass das Erzeugen der eigenen Arbeit (und seien es nur Teile oder Vorversionen) mit Hilfe eines KI-Werkzeugs aktuell unter unzulässige Hilfe Dritter fällt.
- Bei begründetem Verdacht auf eine unzulässige Nutzung eines KI-Sprachmodelles wird der Prüfungsausschuss den Prüfling vorladen und wegen eines Täuschungsversuchs anhören. Sollte sich der Verdacht erhärten, wird als Sanktionsnote 5,0 vergeben. Wird ein Prüfling wiederholt der Täuschung überführt, kann er endgültig von dem Studiengang ausgeschlossen werden.
Eigenständigkeitserklärungen
Für das kommende Sommersemester sollte überlegt werden, wozu und bei welchen Arten von Prüfungsleistungen KI-Werkzeuge explizit erlaubt sein können bzw. sollen, ob und gegebenenfalls wie die Nutzung von KI-Werkzeugen deklariert werden muss und wo sie explizit verboten sein soll. Hierzu soll eine Arbeitsgruppe Muster für mögliche Eigenständigkeitserklärungen für verschiedene Settings erarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe werden das Justiziariat und das Referat für Lehrfragen beteiligt sein; es ist wünschenswert, dass aus den Reihen der Fachlehrenden mindestens eine Person aus jeder Sektion teilnimmt. Die Koordination dieser Arbeitsgruppe erfolgt über die E-Mail-Adresse: KI-Lehre@uni-konstanz.de
Arbeitskreis KI in der Lehre
Mittel- und langfristig geht es darum, nicht nur Eigenständigkeitserklärungen anzupassen, sondern Lehr- und Prüfungssettings didaktisch weiterzuentwickeln. Hierbei geht es um Fragen wie:
- Wo und wie müssen Prüfungsleistungen angepasst werden (Präsenzprüfungen vs. Fernprüfungen, schriftliche vs. mündliche Prüfungen, Möglichkeiten und Grenzen von Online-Prüfungen etc.)?
- Wie sollte (wissenschaftliches) Schreiben und Forschen zukünftig vermittelt und geübt werden?
- Welchen Nutzen kann KI in verschiedenen Fachdisziplinen haben?
- Welche Lehrsettings begünstigen, dass Studierende grundlegende kognitive und (schrift-)sprachliche Kompetenzen erweitern, statt sich auf die Verfügbarkeit von KI-Werkzeugen zu verlassen?
- Welche überfachlichen und berufsbezogenen Kompetenzen zum Umgang mit KI sollten Studierende erwerben? (z. B. im Rahmen von ADILT, SQ, Lehramtsausbildung)
Entwicklungen im deutschen und internationalen Hochschulbereich sind systematisch zu beobachten und zusammenzutragen, Erfahrungen und Perspektiven verschiedener Hochschulangehöriger zu bündeln sowie Ideen, Vorschläge und Richtlinien für die Lehre weiterzugeben bzw. zu erarbeiten. Um Synergieeffekte zu erzielen, werden alle Universitätsangehörigen, die in diesem Bereich aktiv sind, gebeten, sich bei KI-Lehre@uni.kn zu melden, damit die Arbeitsergebnisse und Erfahrungen über verschiedene Fach- und Arbeitsbereiche der Universität hinweg nutzbar gemacht werden können.
Es soll eine Arbeitsgruppe entstehen, die die Vernetzung innerhalb der Universität und die Nutzung von andernorts entwickelten Materialien und Ergebnisse vorantreibt. Bitte melden Sie sich, wenn Sie bei dieser Arbeitsgruppe mitwirken können.