Prof. Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der Universität Konstanz beim Festakt zum 50-jährigen Jubiläum im Audimax

Begrüßung zum Festakt­„50 Jahre Universität Konstanz“

am 24. Juni 2016 im Audimax der Universität Konstanz

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident a.D. Teufel,

aus dem Kanton Thurgau begrüße ich das Pendant zu unserem Ministerpräsidenten, Frau Präsidentin des Regierungsrates Knill.

Ein herzlicher Gruß gilt dem Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, Herrn Burchardt, und unserem heutigen Festredner, Herrn Prof. Imboden!

Ich freue mich, Rektorinnen und Rektoren oder Rektoratsmitglieder von elf Partneruniversitäten und befreundeten internationalen Universitäten willkommen heißen zu dürfen:

aus Warschau, Prag, Kiew, Jassy, Tartu, Moskau, Taichung City in Taiwan, Madrid, Barcelona, Maastricht und Nottingham – und selbstverständlich auch der nahen Schweiz und aus Österreich – aus St. Gallen, Kreuzlingen, Linz, Dornbirn, Vaduz und Salzburg!

Herzlichen Dank dafür, dass Sie uns die Ehre Ihrer Teilnahme erweisen!

Ich freue mich, dass der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Herr Prof. Ressel, sich zu einem Grußwort bereit erklärt hat, und zusammen mit ihm begrüße ich die Präsidenten, Rektoren und Kanzler von mehr als 30 deutschen Hochschulen. Zudem Herrn Professor Jahn, den Vorsitzenden unseres Universitätsrates, der später noch einige Worte über unsere Universität verlieren wird. Ein herzlicher Gruß ihm und auch dem Kollegen Ranzenhuber, dessen Ausführungen wir mit besonderer Spannung entgegensehen.

Meine Damen und Herren, verehrte Festversammlung!

Es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie alle im Namen der Universität Konstanz zur Feier des 50. Jubiläums unserer Universität begrüßen zu dürfen. Ein ganz besonderer Gruß gilt auch all denjenigen, die jetzt in den weiteren Hörsälen sitzen, weil sie in unserem Audimax keinen Platz mehr gefunden haben!

„Begonnen hat alles mit dem legendären Zettel, auf dem der damalige Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger am 6. September 1959 seine Idee der Universitätsgründung in die Welt setzte“ – mit dieser simplen Tatsachenfeststellung fing die Rede zur 40-Jahr-Feier der Universität an, die mein hochverehrter Vorgänger im Rektoramt, Gerhart v. Graevenitz, gehalten hat.

Gerhart v. Graevenitz ist am 25. März gestorben.

Ihn vermissen wir heute ganz besonders.

Er hätte hier in die ersten Reihen gehört, ganz konkret, aber auch im übertragenen Sinne als einer der ganz wesentlichen Mitgestalter unserer Universität.

Wenn ich von dem legendären Zettel spreche: da kommt mir auch Ralf Dahrendorf in den Sinn, der die Universität Konstanz einmal als eine „späte Fürstengründung“ bezeichnet hat. Der Ministerpräsident nämlich, so schildert es Dahrendorf, war mit dem Auto von einer Italienreise zurückgekommen. Als er oberhalb von Kreuzlingen über den Berg kam und sich der Blick auf Konstanz und den See öffnete, da beschloss er:

Hier gehört eine Universität hin. – Recht hatte er!

Verehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, ob diese Geschichte nun wahr ist oder nur gut erfunden: gerade auch unser Gründungsmythos ist eng mit der Weitsicht und Entschlossenheit von Ministerpräsidenten verbunden, da brauchte es gar keines fürstlichen Gehabes – umso mehr ist es geradezu eine innere Notwendigkeit, dass Sie heute hier sind.

Meine Damen und Herren, mein Beitrag hier soll angesichts unseres Programms kurz ausfallen – aber nicht so kurz, dass ich nicht in wenigen Worten charakterisieren dürfte, was die Universität Konstanz für mich so besonders macht. So besonders, dass auch unser Jubiläum ein wenig anders ausfällt, als es sich manche vielleicht vorgestellt haben.

Wenn ich die Universität für mich und andere beschreibe, so sind es fünf Adjektive, die mir besonders bezeichnend erscheinen:

Erstens: Authentisch.

Wir haben keine dicke Festschrift – wir haben stattdessen einen wunderbaren Bildband über Architektur und Kunst am Bau an der Universität herausgegeben – ich werde ihn später vorstellen –, und wir veröffentlichen eine eigene, und zwar crossmedial gestaltete Ausgabe unseres Universitätsmagazins uni’kon zum Jubiläum. Crossmedial bedeutet: Sie finden im gedruckten Heft, das heute ausliegt, immer wieder Verweise auf unsere Dokumentation im Internet. Wir verbinden interaktive Elemente mit Videos, Texten, Bildern und Klang – so können Sie eintauchen in 50 Jahre Universität Konstanz.

Wir meinen: ein solcher Zugang ist authentisch. Wir sind eine junge und lebendige Universität, wir gehen andere Wege als andere, und wir sind stolz darauf.

Und diese gehen wir, zweitens, geradlinig. Wir verfolgen selbstbewusst unsere Ziele und bieten einen transparenten Maßstab für die Messung von Erfolgen. All dies wurde uns auch von den Gutachtern der Exzellenzinitiative immer wieder bestätigt – vielleicht wird Herr Prof. Imboden später noch etwas dazu sagen. Es wäre aber nicht möglich, wenn nicht alle Kolleginnen und Kollegen hier an einem Strang ziehen würden. Genau das hat eben die Gutachter ja so überrascht: es kommt nämlich nicht allzu häufig vor, dass eine Universität ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl aufweist.

Mein Dank gilt hier allen Kolleginnen und Kollegen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Art des Miteinanders tagtäglich leben. Sie legen mit ihrer Arbeit überhaupt erst den Grund dafür, dass wir etwas zu feiern haben.

Wir sind, drittens, offen: Zwölf Prozent unserer Studierenden sind international, unsere Universität ist stolz auf ihre zahlreichen Partnerschaften, wie sie sich auch heute in der Gästeliste so eindrücklich verkörpern.

Und: wir fördern einen offenen, regen und ehrlichen Dialog – untereinander und zwischen den Disziplinen.

Ganz selbstverständlich bringen sich etwa die Studierenden in das Tagesgeschäft ein: alle zwei Wochen kommen die studentischen Senatsvertreter zu mir ins Büro, und wir sprechen über alles: Hochschulpolitik, Senatsbeschlüsse, Sorgen und Nöte der Studierenden. Auch meine Tür steht immer offen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal ganz bewusst bei unseren Studierenden bedanken. Sie bilden das Rückgrat unserer Universität, und sie begeistern mich immer wieder.

Jedes Semester kommen erneut großartige Studentinnen und Studenten zu uns – sie sind die Zukunft, sie sorgen dafür, dass die Universität sich nicht ausruht auf ihren Lorbeeren, sie fordern und bereichern uns, und sie zwingen uns, nicht stehenzubleiben.

Und das gelingt uns umso leichter, als wir, viertens, beweglich sind: eine relativ kleine Campus-Universität erlaubt kurze Entscheidungswege und direkte Kommunikation. Die flachen Hierarchien sorgen für Agilität, schützen uns vor der möglichen Schwerfälligkeit mancher altehrwürdigen Universität klassischen Zuschnitts. In all den Jahrzehnten, so bin ich überzeugt, ist es uns gelungen, die Gründungsdynamik beizubehalten.

Mit unserem Jubiläumsmotto „Ein Model(l) wird 50“ knüpfen wir an die Gedanken der Gründungsväter an. Eine Reform darf nie aufhören, wenn man eine moderne Universität bleiben möchte. Immer wieder, so bin ich überzeugt, müssen die Strukturen und Prozesse hinterfragt werden.

Für mich persönlich steht noch ein Adjektiv für Konstanz:

Paradiesisch.

„Science in Paradise“ lautet das inoffizielle oder zumindest mein ganz persönliches Motto der Universität Konstanz. Man kann hier einfach in wenigen Minuten von Studium, Forschung, Lehre und Lernen umschalten: der See, die wunderschöne Altstadt von Konstanz mitsamt dem geschichtsträchtigen Konzil, die Alpen, der Schwarzwald sind nicht weit. Nicht zuletzt verfügt die Universität über ein eigenes Seegrundstück und großartige Wassersportmöglichkeiten: auch so kann sie mit nunmehr 50 Jahren fit und in Form bleiben.

Dass wir an unserem Model(l) keinerlei Anzeichen für eine mid­life crisis feststellen können, dafür möchte ich mich bei allen Mitgliedern und Angehörigen unserer Universität, unseren Partnern, Förderern und Wegbegleitern ganz herzlich bedanken. Sie alle haben auf ihr Art dazu beigetragen.

Ein besonderer Dank gilt dem Jubiläumsausschuss sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stabsstelle Kommunikation und Marketing, die die Jubiläumsfeierlichkeiten mit Begeisterung, Präzision und Ideenreichtum konzipiert und auf die Beine gestellt haben.

Ein großer Dank auch an die Brauerei Ruppaner und die Stadt Konstanz, die auf ihre sehr großzügige Weise zu Zufriedenheit, Wohlbefinden und Attraktivität der Jubilarin und ihrer Gäste beitragen, nämlich mit 6.000 Flaschen Bodensee-Jubiläums-Pils und 500 Flaschen Bodensee-Wein der Spitalkellerei!

Meine Damen und Herren, ich freue mich auf einen anregenden Nachmittag und ein rauschendes Sommerfest!