Nadine Dreser im Labor an der Universität Konstanz. Auf dem Computerbildschirm ist eine der rosettenartigen Strukturen zu sehen, die bei der In-vitro-Nachstellung der frühen Neuronalentwicklung das Neuralrohr des Embryos darstellen. Bild: AG Prof. Dr. Marcel Leist

Lush Prize für Konstanzer Nachwuchs­wissenschaftlerin

Auszeichnung für tierversuchsfreie Testmethode zur Identifizierung von entwicklungstoxischen Substanzen: Als eine von fünf Nachwuchsforschenden weltweit ist Nadine Dreser, Doktorandin in der Arbeitsgruppe für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin an der Universität Konstanz, mit dem Lush Prize 2020 ausgezeichnet worden.

Die Konstanzer Biologin Nadine Dreser, die in der Arbeitsgruppe für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin an der Universität Konstanz forscht, ist mit dem Lush Prize 2020 in der Kategorie „Nachwuchsforscher“ ausgezeichnet worden. Sie teilt sich den diesjährigen Preis in dieser Kategorie mit vier weiteren internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, die jeweils Förderung in Höhe von 10.000 Britischen Pfund zur Finanzierung von zukünftigen Forschungsvorhaben erhalten. Der Lush Prize wird seit 2012 vergeben.

An die Universität Konstanz geht die Auszeichnung damit bereits zum dritten Mal: 2014 wurde das an der Universität angesiedelte Center for Alternatives to Animal Testing in Europe (CAAT-Europe) gewürdigt; 2016 wurden Prof. Dr. Marcel Leist, Leiter der Arbeitsgruppe für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin am Fachbereich Biologie der Universität Konstanz und Co-Direktor des CAAT-Europe, und seine Mitarbeiterin Dr. Giorgia Pallocca (mittlerweile Coordinator und Deputy Director von CAAT-Europe) ausgezeichnet.

Neue Testmethode zur Identifizierung von entwicklungstoxischen Substanzen
Nadine Dreser hat im Rahmen ihres mit dem Lush Prize 2020 ausgezeichneten Forschungsprojektes untersucht, welche Substanzen die frühe neuronale Entwicklung bei Embryonen stören und so zu schweren Fehlbildungen wie etwa einem offenen Rückenmark oder zu verheerenden Auswirkungen auf das Gehirn führen können. Dafür stellte sie mithilfe von induzierten Stammzellen in vitro (das heißt, im Reagenzglas) die frühen Stadien der Neuronalentwicklung nach. Dabei bilden die Zellen rosettenartige Strukturen, die das Neuralrohr des Embryos darstellen, der sich im Mutterleib entwickelt. Bilden sich diese Rosetten-Strukturen aus, ist von einer gesunden Entwicklung des frühen Nervensystems auszugehen.

Zu den Substanzen, die die gesunde Entwicklung eines Embryos massiv beeinträchtigen können, gehört unter anderem Valproinsäure, die als Antiepileptikum verabreicht wird. Solche entwicklungstoxischen Substanzen führen in den Zellen dazu, dass keine Rosetten mehr ausgebildet werden können. Die von Nadine Dreser entwickelte tierfreie Testmethode hilft dabei, solche Substanzen zuverlässig zu identifizieren. Zusammen mit anderen Testmethoden dieser Art soll so die Sicherheit für den Menschen erhöht und langwierige Entwicklungsstudien mit Tierversuchen ersetzt werden.

Auszeichnung für tierversuchsfreie Forschung
Nadine Dreser möchte mit ihrer Arbeit dazu beitragen, tierversuchsfreie Testmethoden zu entwickeln und in der praktischen Anwendung zu etablieren. Ihre Arbeitsgruppe wurde ursprünglich durch die Doerenkamp-Zbinden-Stiftung für versuchstierfreie Forschung ins Leben gerufen und ist eng mit CAAT-Europe verbunden. Als gemeinsames Unterfangen der Universität Konstanz und der Bloomberg School of Public Health an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland (USA) koordiniert CAAT-Europe unter anderem transatlantische Bemühungen zur Entwicklung von neuen und verbesserten Methoden in der Toxikologie, berät auf dem Gebiet der strategischen Entwicklung, ermöglicht den Austausch zwischen verschiedenen Interessensgruppen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und setzt sich für das 3R-Prinzip humaner Forschung ein.

Mit dem Fördergeld in Höhe von 10.000 Pfund möchte Nadine Dreser ihre Forschung und Mitarbeit im CAAT-Europe vorantreiben und sich stärker in der Öffentlichkeitsarbeit weiterbilden, um die neuen Methoden einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu gehört auch, Studierenden die Relevanz von Alternativen zum Tierversuch zu vermitteln.

Über den Lush Prize
Der Lush Prize unterstützt mit einem globalen Preisfonds in Höhe von insgesamt 250.000 Britischen Pfund Initiativen, die Tierversuche in der Forschung abschaffen oder durch alternative Methoden ersetzen möchten. Er wurde dieses Jahr im Rahmen einer zweitägigen virtuellen Konferenz am 11. und 12. November 2020 zum achten Mal vergeben. Das Preisgeld teilen sich neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Aktivistinnen und Aktivisten aus sieben Ländern. Bei dem Gemeinschaftsprojekt der britischen Kosmetikfirma Lush und der in Manchester (UK) ansässigen Gruppe Ethical Consumer handelt es sich um den größten Preis auf dem Gebiet der tierversuchsfreien Testmethoden.


Faktenübersicht:

  • Lush Prize 2020 in der Kategorie „Nachwuchsforscher“ geht an die Konstanzer Biologin Nadine Dreser.
  • Dreser ist Doktorandin in der Arbeitsgruppe für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin der Universität Konstanz, die von Prof. Dr. Marcel Leist geleitet wird.
  • Auszeichnung für die Entwicklung einer tierfreien Testmethode zur Identifizierung von entwicklungstoxischen Substanzen, die die Embryonalentwicklung schwer beeinträchtigen können.
  • Förderung in Höhe von 10.000 Britischen Pfund für künftige Forschungsvorhaben.
  • Enge Anbindung an das Center for Alternatives to Animal Testing in Europe (CAAT-Europe), ein gemeinsames Unterfangen der Universität Konstanz mit der Bloomberg School of Public Health an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland (USA).
  • Der Lush Prize unterstützt mit einem globalen Preisfonds in Höhe von insgesamt 250.000 Britischen Pfund Initiativen, die Tierversuche in der Forschung abschaffen oder durch alternative Methoden ersetzen möchten.