Wettkampfkulturen, ostdeutsche Geburtenrate und Phononen

Presseinformation Nr. 116 vom 3. Dezember 2014

Juniorprofessuren-Programm fördert drei Konstanzer Forschungsprojekte

Drei Juniorprofessoren der Universität Konstanz wurde eine Förderung im Rahmen des Juniorprofessuren-Programmes des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg zugesprochen. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Bent Gebert, der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Georgi Kocharkov sowie der Physiker Prof. Dr. Fabian Pauly werden im Rahmen des Förderprogrammes jeweils rund 150.000 Euro für die Umsetzung eines dreijährigen, innovativen Forschungsprojektes erhalten.

Das Juniorprofessuren-Programm richtet sich speziell an das akademische Modell der Juniorprofessur, das eine frühe Selbstständigkeit junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt. Das Programm fördert innovative Forschungsprojekte von Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren und soll deren Arbeitsbedingungen weiter verbessern. Mit Bent Gebert, Georgi Kocharkov und Fabian Pauly wurden Wissenschaftler aus allen drei Sektionen der Universität Konstanz gefördert.

„Wie gehen Gesellschaften, die keine ausgeprägten Diversity-Konzepte im modernen Sinne ausgebildet haben, in ihren Selbstbeschreibungen dennoch mit Vielfalt um?“, stellt Bent Gebert eine Leitfrage seines geförderten Forschungsprojektes „Wettkampfkulturen. Erzählformen der Pluralisierung in der deutschen Literatur des Mittelalters“. Anhand von Texten des Mittelalters über Wettkämpfe erforscht der Literaturwissenschaftler, wie Ordnungen und Konzepte gesellschaftlicher Vielfalt in Erzählformen des 12. bis 15. Jahrhunderts verhandelt werden. Gebert zieht hierfür Textsorten von Artusromanen und Heldenepen bis hin zu novellistischen Kurzerzählungen und Fachtexten heran, die mit Vergleichsbeispielen der lateinischen, französischen und italienischen Literatur flankiert werden. „Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Spielräume narrative Formen wie Wettkampf für die Beobachtung von Vielfalt eröffnen“, führt Gebert aus.

Die ökonomischen Gründe für die stark abweichende Geburtenhäufigkeit in Ost- und Westdeutschland nach der Wiedervereinigung erforscht der Wirtschaftswissenschaftler Georgi Kocharkov in seinem geförderten Projekt „Fertility and Large Economic Shocks: The Case of German Reunification“. Direkt nach 1989 zeichnete sich in Ostdeutschland eine signifikant abfallende Geburtenrate ab, von durchschnittlich rund 1,5 Kindern auf weniger als ein Kind über die gesamte Lebensspanne einer Frau hinweg. In Westdeutschland blieb die Geburtenrate hingegen konstant bei durchschnittlich 1,5 Kindern. Georgi Kocharkov sucht nach den ökonomischen Faktoren hinter der abfallenden Geburtenrate im Osten Deutschlands. Kocharkov vermutet, dass nach dem Ende des ostdeutschen Sozialismus wirtschaftliche Unsicherheit eine entscheidende Rolle spielte, bedingt durch ungleiche Löhne sowie durch die Angst vor möglichen Karrierenachteilen aufgrund von Betreuungszeiten.

Der Physiker Fabian Pauly unternimmt in seinem geförderten Projekt „Theorie des Elektronen- und Phononentransports auf der atomaren Skala“ eine Erweiterung der Landauer-Büttiker-Theorie um die Betrachtung des Einflusses von Phononen auf den Elektronentransport. „Die Landauer-Büttiker-Theorie geht von einem elastischen Elektronenfluss ohne Energieverlust aus. Wechselwirkungen mit Phononen und deren Einfluss auf die Thermokraft sind in der Theorie nicht einbedacht“, erläutert Pauly. In seinem Projekt erforscht der theoretische Physiker eine gekoppelte Elektronen- und Phononendynamik mit dem Ziel, die thermischen Leitwertquanten in Nanostrukturen zu messen und realistische Werte für die thermoelektrische Wirkungszahl vorherzusagen. Fabian Pauly wird bereits zum zweiten Mal im Rahmen des Juniorprofessurenprogramms gefördert. Bereits im Vorjahr war er mit seinem Projekt „Theory of Plasmonic Nanostructures“ erfolgreich.