Hilfe für ersterkrankte Schizophrenie-Patienten

Presseinformation Nr. 67 vom 4. Mai 2012

Prof. Dr. Brigitte Rockstroh erhält den mit 120.000 Euro dotierten Christian Roller Preis


Prof. Dr. Brigitte Rockstroh

Chronische Verläufe von Schizophrenie sind für die betroffenen Personen sehr beschwerlich und für die Gemeinschaft sehr kostspielig. Deshalb sind in den vergangenen Jahren Früherkennung und Frührehabilitation in den Fokus von Forschung und klinischer Praxis gerückt. Für ihre Arbeiten zur kognitiven Rehabilitation bei schizophrenen Psychosen wurde Prof. Dr. Brigitte Rockstroh der Christian Roller Preis verliehen. Die Auszeichnung der Illenauer Stiftungen, die mit 120.000 Euro dotiert ist, wurde ihr am gestrigen Donnerstag, 3. Mai 2012, bei einem Festakt im badischen Achern übergeben. Das Preisgeld wird die Konstanzer Professorin für Klinische Psychologie dafür nutzen, um im Zentrum für Psychiatrie Reichenau (ZPR) ein in ihrer Arbeitsgruppe evaluiertes Trainingsprogramm nun bei jungen schizophren Ersterkrankten einzusetzen, um den Krankheitsverlauf und damit die Reintegration des Patienten positiv zu beeinflussen.

„Das Projekt unter Leitung von Frau Prof. Dr. Rockstroh ist aus der Zusammenarbeit der Abteilung für Klinische Psychologie und Klinische Neuropsychologie der Universität Konstanz und dem Zentrum für Psychiatrie Reichenau entstanden. Diese Kooperation ist ein herausragendes Vorbild für eine Kooperation zwischen zwei Wissenschaftsfeldern, die ihre jeweiligen Methoden, Kenntnisse und Erfahrungen in Forschung und Therapie psychisch Kranker bereits seit Jahren erfolgreich einbringen und mit dem ausgezeichneten Projekt erfolgreich fortsetzen werden“, sagte Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Häfner, Vorsitzender des Preiskuratoriums, in seiner Laudatio.

Ziel des Vorhabens ist letztendlich zu erkunden, ob bei Schizophrenie eine frühzeitig einsetzende Therapie den ungünstigen Verlauf aufhalten und die Reintegration begünstigen kann. Die jungen Menschen zwischen 17 und 25 Jahren absolvieren ein computergestütztes Training, welches die durch die Krankheit eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit verbessern soll. Das besondere an dem Training ist seine Orientierung an Prinzipien der Neuroplastizität, die die Reorganisationsfähigkeit auch des „erwachsenen“ Gehirns aktivieren sollen. Auf der am psychiatrischen Zentrum angesiedelten Forschungsstation der Universität Konstanz wurde das Training unter Leitung von Brigitte Rockstroh bei chronisch schizophrenen Patienten bereits erprobt und positiv evaluiert: Sowohl auf Gehirn- als auch auf Verhaltensebene zeigten sich Trainingseffekte. Der Einsatz des Trainings und der Verlaufsmessungen werden nun auf die Gruppe junger, ersterkrankter Patientinnen und Patienten ausgeweitet.

Der Christian Roller Preis ist die höchst dotierte Auszeichnung der psychiatrischen Forschung in Deutschland. Mit dem Preis unterstützt die Stiftung hervorragende Projekte oder Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung und Rehabilitation psychisch Kranker auf dem Gebiet der Begleit- und Vorsorgeforschung. Mit dem Projekt von Brigitte Rockstroh fördert er zum einen die Erforschung des Verlaufs einer schizophrenen Erkrankung sowie der Möglichkeiten, ihn bei jungen Ersterkrankten günstig zu beeinflussen. Zum anderen würdigt die Illenauer Stiftung die Kombination von neurowissenschaftlicher Grundlagenforschung und psychiatrischer Versorgungsforschung in der wissenschaftlichen Arbeit der Konstanzer Psychologin als Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis.