Gleich und gleich gibt ungleich

Presseinformation Nr. 18 vom 12. Februar 2014

Konstanzer Wissenschaftler zeigt auf, dass Partnerwahl die soziale Ungleichheit beeinflusst

Durch eine gesamtgesellschaftliche Veränderung in der Ehegattenwahl wird die soziale Ungleichheit verschärft. Dies hat Prof. Dr. Georgi Kocharkov, Juniorprofessor für Makroökonomik an der Universität Konstanz, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Pennsylvania (USA), Barcelona (Spanien) und Mannheim in der Studie „Marry your like“ belegt. In der vom National Bureau of Economic Research in den USA veröffentlichten Untersuchung haben die Wissenschaftler die Auswirkung der Ehepartnerwahl auf die Verteilung von Einkommensverhältnissen analysiert. Die sogenannte positive assortative Partnerwahl, die Entscheidung für einen Partner mit gleichem Ausbildungsniveau und ähnlichen Einkommen, ist in den letzten Jahrzenten so stark angestiegen, dass sich dies in den Einkommensverhältnissen deutlich bemerkbar macht. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der „American Economic Review Papers and Proceedings“ veröffentlicht.

Anhand von Bevölkerungszahlen aus den USA können die Wissenschaftler zeigen, dass der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Einkommensungleichheit in einer Gesellschaft misst, in den 1960er Jahren deutlich niedriger lag. Das heißt, dass durch die damals noch viel häufigere Eheschließung mit Partnern aus anderen sozialen Schichten innerhalb der einzelnen Haushalte eine Umverteilung stattgefunden hat und die Einkommensverhältnisse ausgeglichen wurden. Da es heute immer mehr Haushalte gibt, in denen die Partner gleich viel oder gleich wenig verdienen, driften die Haushaltsgesamteinkommen auch immer stärker auseinander.

„Wenn wir annehmen, in den USA würden ab sofort alle Ehen rein zufällig geschlossen und nicht, wie es heute der Fall ist, innerhalb des eigenen Ausbildungsniveaus, würde sich die soziale Ungleichheit drastisch reduzieren“, erläutert Georgi Kocharkov. Diese Erkenntnisse sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Jahrzehnten der weibliche Anteil am Arbeitsmarkt gestiegen ist. „Dadurch, dass Frauen heute besser ausgebildet sind, gibt es weniger Frauen mit einem geringen oder gar keinem Einkommen, was zu größerer Gleichheit führt. Die von uns beobachtete Partnerwahl innerhalb der gleichen Einkommensverhältnisse begünstigt aber, dass sich die Schere zwischen Besserverdienenden und Geringverdienern durch die Eheschließungen noch weiter öffnet“, betont der Konstanzer Wirtschaftswissenschaftler.

Georgi Kocharkov ist seit 2012 Juniorprofessor für Makroökonomik, Familienökonomik und Arbeitsmarktökonomik an der Universität Konstanz. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Central European University in Budapest (Ungarn) wurde er 2012 an der Universidad Carlos III in Madrid (Spanien) promoviert. Er ist Mitglied der Graduiertenschule Entscheidungswissenschaften der Universität Konstanz, die seit 2012 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wird.


Originalveröffentlichung:
Marry Your Like: Assortative Mating and Income Inequality, with Jeremy Greenwood, Nezih Guner and Cezar Santos, American Economic Review Papers and Proceedings, 2014
http://www.nber.org/papers/w19829