Die Sprache der Zwischentitel

Presseinformation Nr. 122 vom 24. Oktober 2013

Öffentliche Antrittsvorlesung der Konstanzer Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula von Keitz

Welchen Einfluss Zwischentitel auf die Dramaturgie von Stummfilmen haben, wie Schrift in Stummfilmen in eine Dynamik gebracht wurde und was uns das über die „Handschrift“ eines Regisseurs verrät, wird die Konstanzer Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula von Keitz in ihrer Antrittsvorlesung am Montag, 28. Oktober 2013, um 18.45 Uhr im Hörsaal A 703 der Universität Konstanz erläutern. Mit ihrer Antrittsvorlesung „Schriftspur der Emotion. Zur Ästhetik und Dramaturgie von Zwischentiteln im Stummfilm“ adressiert sie ein Thema am Schnittpunkt der Konstanzer Kunstwissenschaft, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft.

„In der zweiten Hälfte der 1910er-Jahre, als die Filme länger wurden, flammte das Thema Zwischentitel stark auf. Lange Stummfilme ohne Zwischentitel sind gar nicht zu denken“, führt Ursula von Keitz in den Diskurs um Zwischentitel ein. „Doch jeder Zwischentitel im Film ist eine Störung des Ablaufs der Bilder. Es erfordert immer eine dramaturgische Legitimation, warum sprachliche Information das Bild unterbricht“, zeigt die Medienwissenschaftlerin eine Zwickmühle der Stummfilmproduktion auf. Die Art und Weise, wie und an welcher Stelle Zwischentitel im Film gesetzt werden, besitzt somit neben dem grafisch-gestalterischen Element auch einen wesentlichen dramaturgischen Stellenwert. „Die Konventionen des Titelns fallen je nach Filmkultur und Länderkultur sehr unterschiedlich aus. Amerikanische Stummfilme titeln zum Beispiel sehr viel, sogar kurze Phrasen wie ‚ja‘ und ‚nein‘. Deutsche Stummfilme  gehen ökonomischer mit Zwischentiteln um und vertrauen mehr der Geste und dem Ausdruck der Schauspieler“, schildert Ursula von Keitz Kulturunterschiede im Stummfilmbereich.

Prof. Dr. Ursula von Keitz ist Professorin für Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Filmästhetik an der Universität Konstanz. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Langzeitforschungsprojekt erarbeitet sie die Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart anhand eines Filmkorpus‘ von über 5.000 Titeln. Zuvor war sie unter anderem als Leitende Kuratorin und Stellvertretende Direktorin des Deutschen Filminstituts DIF in Frankfurt am Main sowie als Produktionsassistentin, Redakteurin, Synchronregisseurin und Drehbuchlektorin tätig.