Die Kunst der Nachfolge

Presseinformation Nr. 94 vom 19. Juli 2013

Konferenz „The Arts of Succession. Creating Dynasties in the Ancient World and Beyond” im Konstanzer Konzil

Wie gestaltete sich der Übergang von einem Monarchen zum nächsten im Laufe der Geschichte? Eine internationale Tagung des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ beleuchtet vom 25. bis 27. Juli 2013 im Speichersaal des Konstanzer Konzils die Hintergründe und Spielarten der Thronfolge.

Für jede Monarchie bedeutet der Tod des regierenden Herrschers eine unvermeidliche Krise. In diesem Moment hält die politische Ordnung für einen Moment den Atem an, während sich die Tür für neue Möglichkeiten öffnet. Wie dramatisch dieser Moment ist, hängt dabei ganz von der Art der Alleinherrschaft ab: Das eine Ende der Skala bilden Nachfolgeordnungen, die durch ein abgesichertes Erstgeborenenrecht die Erbfolge gleichsam automatisieren. Am anderen Ende der Skala steht ein Wahlkönigtum oder Wahlkaisertum, das nach dem Herrschertod durchaus spontane und überraschende Ergebnisse hervorbringen kann. Die meisten Alleinherrschaften bewegen sich irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Skalenenden.

Wie der Nachfolger bestimmt wird, wirft daher ein konkurrenzlos scharfes Licht auf die bestehende Gesellschaftsordnung. Betrachtet man die Nachfolgeprozesse als ganze, lässt sich für jede Alleinherrschaft eine Abfolge bestimmter Schritte erstellen, die den Weg von einem Herrscher zum nächsten gliedert. Die Palette der Möglichkeiten reicht von vorgegebenen Regelungen und Inszenierungen, durch die ein Thronfolger bereits im Vorhinein bestimmt und für die Öffentlichkeit kenntlich gemacht wird, bis zur Teilübertragung von Kompetenzen auf den ins Auge gefassten Nachfolger. Ebenfalls bedeutsam sind Blutsverwandtschaft und ihre rechtlichen Entsprechungen (Adoption) sowie Heiratsverbindungen oder künstlich hergestellte Abstammungslinien, die der Realität mitunter nur bedingt entsprechen. Der Abschluss der Sequenz ist die Umkehrung im Verhältnis zwischen Vorgänger und Nachfolger: Wie wurde die Erinnerung an den toten Herrscher inszeniert? Wurde er religiös verehrt oder nicht? Wer spielte welche Rolle im Erinnerungsgeschäft?

Anhand des kritischen Moments der Thronfolge vergleicht die Tagung „The Arts of Succession“ verschiedene monarchische Ordnungen der alten Welt: Beginnend mit der Tyrannis im archaischen Griechenland bis zu den germanischen Reichsbildungen des frühen Mittelalters. Ergänzend wird ein Blick auf die europäischen Monarchien der frühen Neuzeit geworfen.

Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ fördert die Tagung, die die Konstanzer Wissenschaftler Dr. Steffen Diefenbach, Prof. Dr. Ulrich Gotter und Wolfgang Havener organisieren. Die Referenten kommen aus Deutschland, dem europäischen Raum sowie den USA und Kanada.