Reh. Bild: Divide By Zero, Unsplash

Den Rehen auf der Spur

Team unter Beteiligung Konstanzer IngenieurInnen und WissenschaftlerInnen entwickelt Apparatur zur stressfreien und vollautomatischen GPS-Besenderung von wildlebenden Rehen.

Wie bewegt sich einheimisches Rehwild durch unsere Wälder? Diese Frage beschäftigt VerhaltensforscherInnen und die Forstwirtschaft gleichermaßen. Um ihr genauer auf den Grund zu gehen, haben IngenieurInnen aus den Wissenschaftlichen Werkstätten der Universität Konstanz gemeinsam mit Forschenden der Universität, des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) Rheinland-Pfalz eine Apparatur entwickelt, die es erlaubt, Rehe in freier Wildbahn mit GPS-Halsbändern auszustatten. Die in die Halsbänder integrierten GPS-Sender können anschließend zur langfristigen Positionsbestimmung der Tiere verwendet werden. Das Anlegen der Halsbänder erfolgt vollautomatisch während die Tiere eine Futterbox besuchen.

„Um an den Inhalt der Futterbox zu gelangen, muss das Reh zunächst seinen Kopf durch eine Öffnung stecken“, schildert Marcel Indlekofer, der als Ingenieur der Wissenschaftlichen Werkstätten der Universität Konstanz maßgeblich an der Entwicklung der Apparatur beteiligt war. „Gleich hinter der Öffnung befindet sich ein elektronischer Auslösemechanismus und die eigentliche Technik der Apparatur.“ Abstandssensoren messen dabei kontinuierlich die Kopfposition und Schulterhöhe des Tieres. „Dies soll einerseits die optimale Position des Rehes sicherstellen, und andererseits verhindern, dass kleinere Wildtiere die Freigabe des Halsbands auslösen.“ Trägt das Tier bereits einen GPS-Sender, wird dies durch einen in das Halsband integrierten Chip erkannt. „Dadurch können wir unerwünschte Mehrfach-Besenderungen vermeiden“, so Marcel Indlekofer.

Grundsätzlich wird das Besendern von Wildtieren in Deutschland nur nach Genehmigung durch die zuständigen Tierschutzbehörden durchgeführt. Der größte Vorteil der automatischen Besenderung gegenüber herkömmlichen Verfahren liegt auf der Hand: Die Rehe müssen für das Anlegen der Halsbänder nicht extra eingefangen werden. „Das erspart den Wildtieren Stress und uns als Forschenden viel Zeit und Aufwand“, erklärt Martin Wikelski, Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und Honorarprofessor der Universität Konstanz. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurden bereits erste freilebende Rehe mithilfe der Apparatur besendert. „Wir erhalten seitdem nahezu in Echtzeit detaillierte Positionsdaten von den Tieren und können neue wichtige Erkenntnisse darüber gewinnen, wie die Rehe ihren Lebensraum nutzen und mit dem Ökosystem Wald interagieren“, berichtet Martin Wikelski.

Ein Video des Besenderungs-Vorgangs finden Sie auf der Website des FAWF.