Auf dem Weg zur internationalen Ethik der Wissenschaft

Presseinformation Nr. 12 vom 27. Januar 2011

Das Europäische Zentrum für Alternativmethoden zu Tierversuchen an der Universität Konstanz veranstaltet interdisziplinären Workshop in Berlin

Für den 31. Januar bis 2. Februar 2011 hat das Center for Alternatives to Animal Testing – Europe (CAAT-Europe) gemeinsam mit der europäischen Konsensplattform für Alternativmethoden ecopa (European consensus platform for alternatives) einen Experten-Workshop in Berlin zur neuen Europäischen Richtlinie für Tierversuche organisiert. CAAT-Europe wurde im März vergangenen Jahres an der Universität Konstanz zusammen mit der Johns Hopkins Universität gegründet. Die Universität Konstanz blickt auf eine zwanzigjährige Tradition in Forschung und Entwicklung von Alternativmethoden für Tierversuche zurück und hat den ersten europäischen Lehrstuhl für In-vitro-Toxikologie und Biomedizin eingerichtet.

Auf dem Workshop in Berlin stehen die Wege zur Umsetzung der neuen EU-Richtlinie, welche den Schutz von Tieren verstärkt, die für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden, im Mittelpunkt des Interesses. Dabei geht es auch darum, Alternativen für Tierversuche in Forschung und Entwicklung zu finden. Ein Beispiel sind neue alternative Methoden, mit denen Chemikalien auf ihre Sicherheit geprüft werden.

Aus der ganzen EU kommen Vertreter von Wissenschaft, Industrie, Tierschutzverbänden und der Europäischen Kommission nach Berlin, um die durch die neue Richtlinie notwendigen Maßnahmen und Möglichkeiten zu diskutieren und einen Fahrplan für das weitere Vorgehen vorzuschlagen. Mit der im September 2010 verabschiedeten Richtlinie 2010/63/EU wird die bisher gültige Richtlinie zum Schutz von Versuchstieren aus dem Jahr 1986 abgelöst. Die neuen Vorgaben müssen von den Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden.

„Dieser politische Vorgang definiert die Rahmenbedingungen für die tierexperimentelle Forschung“, betont Dr. Mardas Daneshian, Geschäftsführer von CAAT-Europe an der Universität Konstanz. „Mit der Richtlinie verpflichten sich die Mitgliedstaaten der EU, die Wissenschaft per Gesetz zu einem Minimum an Tierversuchen und zu aktiven Bestrebungen zu deren Ersatz anzuhalten. Es bedeutet ein enormer Fortschritt, die ethischen Standards für Tierversuche in der EU zu vereinheitlichen und zu stärken“, so Daneshian weiter.

Teil der Richtlinie ist auch die Aufforderung an die Wissenschaft, die Forschung zum Schmerz- und Stressempfinden von Tieren voranzutreiben. Außerdem sollen die Mindeststandards für den Schutz der Versuchstiere in der gesamten EU in Übereinstimmung mit den neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen angehoben werden. Gleichzeitig verpflichten sich die EU-Mitgliedstaaten, durch Forschung zur Entwicklung und Validierung alternativer Ansätze beizutragen.

Dr. Daneshian sieht allein in diesen Aspekten reichlich Gesprächsmaterial für den Workshop in Berlin: „CAAT engagiert sich intensiv für die Verbreitung und Umsetzung des Konzepts der ‚3R’, die für Replacement, Reduction und Refinement stehen, also für das Ersetzen, die Reduktion und die Verbesserung von Tierversuchen. Durch die Richtlinie werden unserer Forschung neue Möglichkeiten eröffnet. Denn nur, wenn wir auf internationaler und bestenfalls weltweiter Ebene standardisierte Alternativmethoden durchsetzen, kann eine Reduktion von Tierversuchen ermöglicht werden.“

Das Center for Alternatives to Animal Testing - Europe (CAAT-EU) mit Sitz an der Universität Konstanz hat die Aufgabe, die Koordination in der toxikologischen Sicherheitsprüfung zu verbessern. Ecopa ist die Dachorganisation von 16 nationalen Gruppen, die jeweils Regierungsinstitutionen, Industrie, Universitäten und Tierschutzorganisationen zusammenbringen.

 

Weitere Informationen


Hinweis an die Redaktionen:

Der erste Tag des Workshops am 31. Januar 2011 ist öffentlich. Medienvertreter sind von 10 bis 18 Uhr herzlich willkommen. Veranstaltungsort ist das Hotel NOVOTEL in Berlin-Mitte.