Tipps für biologische Vielfalt im Garten
So können Sie die Artenvielfalt im heimischen Garten oder Balkon erhöhen
Die Artenvielfalt in Deutschland ist immer mehr bedroht. Um Tiere wie Bienen und Schmetterlinge bei ihrer Aufgabe der Bestäubung zu untersützen, können wir alle in unseren heimischen Gärten und Balkonen zu mehr Biodiversität beitragen. Der botanische Garten der Universität Konstanz hat dazu einige Tipps zusammengetragen:
Tipp 1: Heimische Pflanzen wählen
...denn sie sind Wirte für zahlreiche pflanzenfressende Insekten. An ihnen kommen im Schnitt 3 mal so viele Arten wie an fremdländischen Pflanzen vor. Bezogen auf die pflanzenart- und -gattungsspezifisch vorkommenden Insekten sind es sogar 5 mal so viele. Ähnlich dürfte sich das bei den pflanzenbesiedelnden Pilzen verhalten.
Beispiel: die Schlehe beherbergt in Europa 419 Insekten und Milbenarten, am fremdländischen Kirschlorbeer sind es knapp 50 Arten
Tipp 2: Gartenhecke „aufmischen“!
Der Sinn der Gartenhecke ist die Abgrenzung und der Sichtschutz. Besteht diese aus mehreren Arten, kommen darin auch mehr Insektenarten vor. Man sollte also in Ein-Art-Hecken einzelne Sträucher roden und in die Lücken andere Arten pflanzen.
Beispiele dafür sind: Weißdorn, Gemeine Berberitze, Liguster, Hainbuche, Hundsrose, Pfaffenhütchen, Wolliger Schneeball.
Tipp 3: Sämlinge in Hecke/Strauch zulassen!
Stellt sich in einem Kirschlorbeerbusch eine Brombeerranke ein, sollte man diese zulassen, denn sofort erhöht sich die Artenvielfalt sprunghaft:
Zwergzikaden, Rüsselkäfer, Honigbienen, Hummeln, fruchtfressende Vögel. Auch Efeuranken sollten nicht herausgeschnitten werden.
Tipp 4: Keine Schottergärten!
Schottergärten sind sehr lebensfeindlich. Es fehlt die Pflanzenvielfalt und der Humus mit seiner Fauna. Mit den Jahren können sich Rhizom“unkräuter“ einstellen: Frauenflachs, Acker-Kratzdistel, Zaunwinde.
Die einfachste Methode Schotterflächen zu revitalisieren ist es, Erde aufzuwerfen, die sich dann einschwemmt und ein Pflanzsubstrat bildet.
Übrigens: Das häufig gepflanzte Chinaschilf wird nur von ganz wenigen Insekten genutzt.
Tipp 5: Altes Maischefass bepflanzen!
Wer ein (blaues) Maischefass übrig hat, kann daraus unkompliziert einen Blumenturm machen: Einfach mit der Lochsäge 15 – 20 ca. 10 cm große Löcher in verschiedenen Höhen herausschneiden, mit torffreiem Substrat füllen und die Löcher mit heimischen Blumen bepflanzen: Unten die feuchtichkeitsliebenden, oben die trockenliebenden. Zum Beispiel so:
Öffnung: Wirbeldost, Oregano, Königskerze, Wilde Möhre
Oben: Margerite, Wiesensalbei, Gem. Leimkraut, Kartäusernelke
Mitte: Gundermann, Gefleckte Taubnessel, Schöllkraut, Waldziest, Scharfer Hahnenfuß, Rote Lichtnelke
Unten: Beinwell, Gilbweiderich, Wasserminze, Heilziest
Tipp 6: Rasen diversifizieren
Wildkräuter haben es schwer, einen dichten „Englischen Rasen“ zu besiedeln. Reduzieren Sie Ihre Mahdhäufigkeit (kein Mähroboter!) und stechen Sie punktuell einmal ca. 30 cm große Löcher aus (mit etwas Substrat ausüllen).Hier kann man Wiesenblumen (z.B. Margerite, Ferkelkraut, Thymian, je nach Standortbedingungen)
einsähen/ pflanzen, oder sich einfach überraschen lassen, was sich von selbst ansiedelt.
Tipp 7: Reisigbündel für Vögel anbinden!
Hat man Zweigschnitt / Reisig übrig, kann man den auch an einem Baum (im Schatten) mit einem Zaundraht anbinden. Der neue Brutstandort für Vögel wird vor allem dann genutzt, wenn er dicht bestückt und auch von oben mit wintergrünem Schnitt belegt ist (z.B. Kiefer, Thuja), damit Krähen die Nester der Vögel nicht so ohne Weiteres entdecken. Zaunkönig, Amsel und Singdrossel gehen gerne in diese Bündel.
Tipp 8: Zweige zusammenbinden
Auch so kann man den Vögeln helfen: An verschiedenen Stellen werden Zweige von Büschen zusammengebunden (z.B. mit dünnem Zaundraht). Hier finden Vögel dann eine gute Grundstruktur, um ihr Nest hineinzubauen. Diese Nester sollte man im Herbst wieder entfernen, da die gebüschbrütenden Singvögel alte Nester nicht wieder beziehen und hier lieber wieder eine Neues bauen.
Tipp 9: Katzensichere Vogeltränke
Eine berahmte Holzplatte auf einen Zaunpfosten geschraubt, dann einen großen (Plasik)Untertopf mit Wasser hineingestellt: Fertig ist die katzensichere Vogeltränke. Günstig ist ein gebüschnaher Standort. Wasser regelmäßig (alle 2-3 Tage) wechseln und Schale mit einer Bürste säubern.
Tipp 10: Versteck für Fledermaus und Co
So einfach gehts: Beim nächsten Waldspaziergang ein hohles Rindenstück („Käferholz“) mitbringen und so an einem Baumstamm binden, dass es oben dicht anschließt. Mücken-, Zwerg- und Rauhhautfledermaus kriechen von unten ein und finden hier nun ein gutes Tagesversteck. Auch Insekten und Spinnen nutzen das Versteck. Gelegentlich kontrollieren: Von unten mit der Taschenlampe einsehen, nicht abmontieren.
Tipp 11: Winterstehende Stängel erhalten!
In und an Stängeln, insbesondere mehrjähriger Stauden, überwintern zahlreiche Insekten: Manche sind echte Stängelbewohner, andere kriechen in die holen Stängel ein. Das herbstliche komplette Abräumen / Rückschneiden der Stauden reduziert die Insektenzahl!
Sind die Stängel der Pflanzen hohl, kann man in Herbst einige Stängel oben abschneiden, so dass Insekten dort einkriechen können. Zudem sollten Bündel vorjähriger Stängel im Garten bleiben (nicht in die Biotonne!): Einfach lockere Bündel an einem trockenen Platz senkrecht anbinden.
Tipp 12: Totäste belassen
Ursachen für das Absterben von Ästen oder Kronenteilen bei Obstbäumen kann die Trockenheit oder die Infektion durch Pilze (Monilia, Pflaumenfeuerschwamm, Obstbaumkrebs) oder Bakterien (Feuerbrand) sein.
Prüfen Sie, ob Sie bei einem Obstbaum wirklich jeden absterbenden Ast herausschneiden müssen, denn hier siedeln Insekten wie Totholzkäfer, Baumschwamm-Besiedler, Grabwespen, Ohrenkneifer und andere unter loser Rinde.
Tipp 13: Miniteich im Mörtelkasten
Es muss kein großer Gartenteich sein. Zur Förderung der Diversität reicht schon ein mit heimischen Sumpfpflanzen (z.B. Wasser-Schwertlilie, Sumpfdotterblume, Wasserminze) bepflanzter Mörtelkasten oder -eimer: Unten Sandeinlage, Pflanzen entweder in Töpfen versenken oder Landteile mit Kaninchendraht abgrenzen. Im freien Wasserkörper entwickeln sich diverse Wasserinsekten. Fische sollten nicht hinein. Wenn das Gefäß in den Boden eingelassen wird, können sich auch Molche ansiedeln.
Tipp 14: Lebensraum für den Ameisenlöwen
An sandige Stellen, die keinen Regen abbekommen, sind häufig 2 – 8 cm große Sandtrichter zu sehen. Es sind die Fanggruben der Ameisenlöwen. Die räuberischen Larven der Ameisenjungfern lauern hier auf ihre Beute (v.a. Ameisen), die ins Innere der Trichter rutschen. Ameisenlöwen kann man leicht ansiedeln, indem man an einer regengeschützten Stelle (z.B. unter einem Balkon) ein oder zwei Eimer Sand ausschüttet.
Tipp 15: Ein Sandarium
Die meisten unserer Wildbienen brüten im sandigen Boden. Mit einer Sandfläche von ca. 1 qm, die 20–30cm tief ist, kann man Wildbienen besonders helfen. Der Sand sollte bindig sein (aus der Kiesgrube „lehmigen Sand“ besorgen oder Spielsand mit Terrariensand für Reptilien mischen). Eine seitliche Einfassung des „Sandariums“ (Steinmauer / Blech) ist sinnvoll, damit Pflanzen (z.B. die ausläufertreibende Haarsegge) nicht von der Seite aus einwandert.
Tipp 16: Nicht alles Laub wegfegen
Lassen Sie etwas für die Regenwürmer übrig. Altes Laub ziehen sie nachts in den Boden ein, wo es sich in den Röhren schnell zersetzt. Regenwürmer fressen verrottetes Pflanzenmaterial und Mikroorganismen. Sie helfen sehr bei der Lockerug und Düngung des Boden.
Tipp 17: Rasenschnitt und Falllaub auf die Baumscheiben und unter Gehölze
Ab und zu brauchen die Gehölze ein paar Nährstoffe. Daher ist es gut gelegentlich Rasenschnitt und im Herbst Falllaub unter ihnen zu verteilen. Das regt das Bodenleben an, schützt im Sommer vor Austrocknung und im Winter gegen Bodenfrost. Wenn allerdings interessante Pflanzen unter ihnen wachsen, sollte man
sie während des Wachstums nicht abdecken.
Tipp 18: Bienenhotel – aber richtig!
Einen Teil der vielen Wildbienenarten, aber auch zahlreiche Grabwespen kann man mit Bienenhotels anlocken und unterstützen. Hinzu kommen deren zum Teil sehr spezifischen Parasiten (die ja auch Insekten sind!). Wichtige Bauprinzipien für ein „Bienenhotel“ sind:
1. Verschiedene Lochgrößen anbieten (von 3 bis 12 mm, Mauerbienen bevorzugen 8 mm).
2. Die Löcher können als Bohrlöcher in Holz, als hohle Stängelstücke oder Pappröhren, oder in Stein/Ton/Schindeln angeboten werden.
3. Löcher ins Holz sollten quer zur Faser gebohrt werden, da sonst aufsplissende Späne die Flügel der Bewohner verletzen können. Auch sollte sauber (scharfer Bohrer) gebohrt werden.
4. Die hohlen Stängel sollten fest verankert werden (z.B. in Blechdosen geklemmt). Die Stängel/Röhren sollten hinten nicht offen sein (zur Not mit Watte verstopfen).
5. Auch markgefüllte Stängel (z.B. von Brombeeren) sollten angeboten werden. Manche Wildbienen möchten selber „graben“.
6. Besser sind längere Röhren (z.B. 10 cm) als kurze (z.B. 5 cm).
7. Zur Abwehr von nahrungssuchenden Vögeln (Meisen, Krähen, Spechte) kann eine Kaninchendraht-Haube helfen.
Standort: gerne Südseite und etwas regengeschützt