Die Grundvoraussetzung einer solidarischen Uni ist der konsequente Abbau jeglicher Formen von Diskriminierung. Hierfür braucht es konkrete Ansätze, die in Zusammenarbeit mit Betroffenen und verschiedenen lokalen Gruppen und Hochschulgruppen erarbeitet werden müssen.

Das Machtgefälle zwischen Dozierenden und Studierenden ist groß. In vielen, wenn nicht den meisten Studiengängen sind die Studierenden im Verlauf ihres Studiengangs dem Wohlwollen ihrer Dozierenden ausgeliefert, die die Benotung vornehmen und so über den weiteren Verlauf der akademischen Ausbildung entscheiden. Von Diskriminierung betroffenen Studierenden – und auch Kommiliton*innen, die diese unterstützen wollen – ist mithin ganz regelmäßig nicht zumutbar, sich alleine gegen diskriminierende Äußerungen, Maßnahmen und sonstiges Verhalten der Dozierenden zur Wehr zu setzen. Hier dürfen Studierende, die von (um nur einige Formen zu nennen: rassistischer, sexistischer, muslimfeindlicher, antisemitischer, ableistischer, queerfeindlicher) Diskriminierung betroffen sind, nicht alleine gelassen werden. Es braucht niedrigschwellige, zugängliche, unbürokratische Anlaufstellen und Konsequenzen für diskriminierendes Verhalten.

Die Uni Konstanz soll ein sicherer Ort und ein in jeder Hinsicht barrierefreies Lernumfeld für alle Studierenden sein!

Solidarische Uni

Antirassismusarbeit

Ein wichtiges Anliegen ist uns insbesondere die effektive Bekämpfung von rassistischer Diskriminierung. Auch Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus und andere, auf die (vermeintliche / gelesene) Herkunft, Religion oder Hautfarbe bezogene Diskriminierungsformen haben keinen Platz in unserer Gesellschaft und auch keinen an der Universität Konstanz.

In Zusammenarbeit mit lokalen aktivistischen Gruppen und Mitgliedern der Jusos und der GHG setzen wir uns derzeit für die Einrichtung einer Anti-Rassismus-Stelle an der Uni Konstanz ein. Für BiPoc-Studierende und Studierende mit Migrationshintergrund gibt es nach wie vor wenige Anlaufstellen. Aus Erfahrungsberichten Betroffener wissen wir, dass es mit dem bisher existierenden Gleichstellungsbüro nicht gelingt, Betroffenen dort eine sichere Anlaufstelle zu gewähren, die sich zuverlässig und mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen bzw. Erfahrungswerten und Verantwortungsbewusstsein mit den Anliegen der Betroffenen auseinandersetzt und für diese eintritt. Aus diesem Grund fordern wir eine spezifische Anti-Rassismus-Stelle – besetzt mit einer Person, die die notwendigen fachlichen und sprachlichen Kompetenzen, Mittel und Eingriffsmöglichkeiten hat – sowie entsprechende Schulungen für Lehrkräfte und Angestellte.

Barrierefreiheit

Die Barrierefreiheit ist an der Uni Konstanz immer noch nicht gegeben. Viele Veranstaltungsräume sind mit einem Rollstuhl nur sehr umständlich zu erreichen. Jede*r von uns war mal neu an der Uni und weiß sicher noch, wie schwierig es sein kann, sich zurechtzufinden – in einem Rollstuhl wird die Navigation dann zu einem nahezu unmöglichen Unterfangen.

Durch den Denkmalschutz im Gebäude muss eine gute Beschilderung gewährleistet sein. Viele Ideen (wie bspw. ein GPS-System) können nicht realisiert werden. Es gibt ein Bluetooth-basiertes System mit entsprechender App, das hierfür vielseitig eingesetzt werden kann. Wir haben bereits angefangen, einige Schritte für eine Schnupperphase dieses Angebots einzuleiten – und werden das Thema auch in den nächsten Semestern aufmerksam verfolgen!

Ebenfalls setzen wir uns dafür ein, dass der Weg durch den Eingangsbereich Richtung Mensa geebnet und damit barrierefrei ist.

Queerpolitik & Gendergerechtigkeit

Zu einer solidarischen und vielfältigen Universität gehört auch ein sicheres Umfeld für LGBTQIA+ Menschen, insbesondere Studierende. Um dies sicherzustellen, ist noch viel Arbeit von Seiten der Uni notwendig. Insbesondere die folgenden Maßnahmen möchten wir vorantreiben.

Toiletten für alle, Sicherheit beim Sport

Auch an der Uni Konstanz erfahren vor allem nichtbinäre und trans Menschen täglich Diskriminierung beim Gang zur Toilette. Die Aufteilung in “Männer-” und “Frauentoiletten” führt zum Ausschluss nichtbinärer Menschen und zur Gefährdung verschiedener queerer und trans Menschen durch policing. Diese Probleme zeigen, wie veraltet diese Trennung ist. Es braucht stattdessen Allgender-Toiletten, die Menschen aller Geschlechter ohne Ausgrenzung benutzen können.

Bisher sind die wenigen Allgender-Toiletten an der Uni vor allem barrierefreie Einzeltoiletten. Die Umwidmung dieser Toiletten ist sowohl für Menschen mit Behinderung als auch für nichtbinäre/trans Menschen keine passende Lösung. Um die Gefährdung von nichtbinären/trans Menschen zu verringern, sollten diese nicht auf “eigene” Toiletten verwiesen werden. Stattdessen fordern wir, pro Gebäude 50% der großen öffentlichen Toiletten in Allgender-Toiletten umzuwandeln - alles, was es hierfür braucht, ist eine Umwidmung. Hiermit werden nicht nur ausgrenzungsfreie Räume geschaffen, sondern auch die Suche nach Toiletten in entlegenen Teilen der Uni für alle vereinfacht. Jenen, die sich nur in getrennten Toiletten wohlfühlen, bleibt immer noch die andere Hälfte der Toiletten.

Ausgrenzung und policing können auch in Sammelumkleiden und -duschen des Unisports stattfinden. Insbesondere in diesen geschlechtergetrennten Räumen kann es für LGBTQIA+ Studierende zu unangenehmen bis gefährlichen Situationen kommen. Wir setzen uns für eine ausreichende Versorgung mit Einzelumkleiden und -duschen ein, um die Sicherheit von LGBTQIA+ Studierenden beim Unisport zu ermöglichen.

Allgender-WCs, Einzelkabinen und Einzelduschen müssen ferner barrierefrei und so zugänglich sein, dass dafür kein gegenderter Raum durchquert werden muss.

Selbstbestimmte Namensänderung

Wenn trans Studierende ihren Vornamen auf Uni-Dokumenten wie dem Studierendenausweis ändern wollen, stehen sie in Konstanz vor großen Herausforderungen. Die aktuelle Regelung basiert auf dem zu großen Teilen verfassungswidrigen “Transsexuellengesetz” (TSG), dessen Verfahren trans Menschen vor inakzeptable finanzielle Hürden und psychische Belastungen stellt. Verfahren nach dem TSG sind aufwändig, teuer und oft erniedrigend. Die Universität hat das Recht, hier selbstständig Regeln für ihre Dokumente zu schaffen - zahlreiche andere Unis tun dies bereits.

Wir fordern daher die Möglichkeit der unbürokratischen und selbstbestimmten Änderung der Vornamen von trans Personen durch ein einfaches Formular, das beim SSZ eingereicht werden kann. Das TSG als Voraussetzung für die Namensänderung an der Uni muss ersatzlos gestrichen werden.

Geschulte Begleiter*innen

Angebote der psychologischen Begleitung durch spezifisch geschultes und kompetentes Fachpersonal halten wir für unverzichtbar. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses im Umgang mit von rassistischer Diskriminierung Betroffener, in Fragen der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität und weiteren spezifischen Bedürfnissen der Studierenden fortgebildet wird. Eine Anknüpfung an die bestehende Psychologische Beratungsstelle von Seezeit halten wir für sinnvoll, da diese ein niedrigschwelliges Angebot darstellt, sich als Studierende*r Hilfe zu suchen.

Bundesverband ausländischer Studierender (BAS e.V.)

Wir fordern die Studierendenvertretung dazu auf, dem Bund Ausländischer Studierenden (BAS e.V.) beizutreten. Dieser setzt sich u.a. gegen die Ungleichbehandlung von EU-Ausländer*innen durch Studiengebühren ein sowie besonders jetzt für angemessene Unterstützung von ausländischen Studierenden aufgrund der Corona-Situation.

Wir wollen dies aktiv unterstützen!

Verbindungen kappen!

Patriarchale Strukturen haben im 21. Jahrhundert nichts zu suchen! Wir sind gegen Burschenschaften und andere reine Männerbünde. Auf Veranstaltungen dieser Organisationen werden regelmäßig rückständige, antifeministische Rollenbilder reproduziert, bei denen Frauen keine eigenständig partizipative Rolle einnehmen, sondern nur als schmückendes Beiwerk fungieren.

Gleichzeitig werden in manchen Verbindungen mit dem „akademischen“ [sic!] Fechten und der Mensur gewalttätige Verhaltensmuster eingeübt und dies, wie Tucholsky sagte, dient dazu, „einer im tiefsten Grunde feigen Rohheit durch das Gruppenventil Luft zu schaffen“.

Auch das hierarchische Denken und das Seilschaftsprinzip gehören nicht in eine demokratische und durch Gleichberechtigung geprägte Gesellschaft, in der persönlicher Erfolg nicht davon abhängen sollte, wen man kennt und zu welcher Gruppe man gehört. Wir sprechen uns daher deutlich gegen Burschenschaften und Männerbünde aus und wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten darauf hinwirken, diesen Verbindungen an der Universität so wenig Raum wie möglich zu geben.