Slider-Bild mit einem Symbol "Doktorhut" und dem Text "Flexibles & selbstbestimmtes Studium"

Das Studium begleitet uns über einen langen Zeitraum hinweg und ist ein großer Bestandteil unseres Lebens, der momentan noch viele Hürden mit sich bringt. Wir finden deshalb, unser Studium muss flexibel und selbstbestimmt gestaltbar und für alle zugänglich sein. Dies ist umso wichtiger in Zeiten der Corona-Pandemie, aber auch darüber hinaus. Das bedeutet für uns:

  • Digitale Lehre evaluieren und Sinnvolles beibehalten
  • Freier Zugang zu Bildung - Studiengebühren abschaffen
  • Elternunabhängiges BAföG, Erhöhung der Bezüge sowie Entbürokratisierung
  • Keine Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen
  • Keine sinnlose Überregulierung der Attestpflicht
  • Freie Wahl zwischen Erst- und Zweittermin bei Klausuren
  • Abbau von Hürden für Studierende mit Familienverpflichtungen

Studium: frei, flexibel & selbstbestimmt

Corona-Semester

Die Pandemiesituation stellt nach wie vor alle Studierenden und Hochschulen vor besondere Herausforderungen. Der Studienalltag hat sich in den letzten drei Semestern enorm verändert: Durch den weiterhin eingeschränkten Zugang zur Universität fällt für viel Studierende der Arbeitsplatz und der Ort für soziales Miteinander weg, manche von uns haben die Uni bis jetzt noch nicht betreten. Das isolierte Leben in kleinen WGs oder Einzimmerwohnungen stellt zudem große psychische Belastungen dar, wodurch die Motivation und Arbeitsleistung negativ beeinträchtigt wird.

Trotz aller Bemühungen der Universität fallen weiterhin einzelne Studierende durch dieses Raster an Maßnahmen, was bis zum Studienabbruch führen kann. Aus diesem Grund haben wir ein Kann-Semester gefordert, was maßgeblich durch das Engagement unserer aktiven Mitglieder eingeführt wurde. Dieses Kann-Semester beinhaltet unter anderem: Flexiblere Prüfungsanmeldungen, verlängerte Fristen, die Aussetzung der Regelstudienzeit für die betroffenen Semester und verlängerter BAföG Bezug.

Wegen der steigenden Zahl der Geimpften und der rigorosen Teststrategie der Universität freuen wir uns über Lehre in Teilpräsenz, da nur mit sozialem Austausch die psychischen Belastungen abgebaut werden können und Motivation zum Studium zurückkommt. Trotzdem müssen die Erleichterungen des Kann-Semesters mindestens bis zur Rückkehr zum vollständigen Normalbetrieb beibehalten werden. Zusätzlich halten wir eine umfangreiche Evaluation der neuen Lehrformate für wichtig, um neue bewährte Methoden beizubehalten und Lehre in Zukunft zu ergänzen und flexibler zu gestalten.

Digitale Lehre & Digitales Lernen

Schon vor der Pandemie haben wir den Ausbau der digitalen Strukturen und der Vorlesungsaufzeichnung gefordert. Anfang des Sommersemesters 2020 hat sich die Untätigkeit der Uni diesbezüglich gerächt. Trotzdem hat die Universität es in einer kollektiven Anstrengung geschafft, drei digitale Semester auf die Beine zu stellen und sich dabei kontinuierlich qualitativ gesteigert. Es gilt jetzt, die Erkenntnisse dieser erzwungenen digitalen Semester zu nutzen und Lehre in Zukunft flexibler zu gestalten.

Wir haben uns daher im Ausschuss für Lehre und Weiterbildung dafür eingesetzt, eine umfassende Evaluierung dieser Semester vorzunehmen und gute Vorgehensweisen zu würdigen. Eine konkrete Forderung, die wir auch regelmäßig in entsprechenden Gremien einbringen, ist die Ersetzung von Ilias durch eine moderne Lernplattform wie z.B. Moodle, welche von der Universität bereits für Einzelprojekte eingesetzt wird (z.B. Kontaktstudium IMP).

Im Zeitalter der Digitalisierung sollte die Uni als gutes Beispiel vorangehen und die Möglichkeiten der neuen Medien nutzen. Dazu gehört auch im Sinne freier Bildung kostenloser Zugang zu möglichst vielen wissenschaftlichen Papern und sonstigen bildungsrelevanten Medien beizubehalten und weiter auszubauen und verstärkt im Stil des Open Science Frameworks zu publizieren.

Freie Bildung & BAföG

Bildung soll kein Privileg, sondern ein Recht sein!

Wir finden, Bildung muss kostenlos und frei zugänglich sein. Dafür setzen wir uns auch auf Landes- und Bundesebene ein. Ein Studium wird in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr zu einem Muss. Trotzdem ist Studium gerade für Kinder von Nicht-Akademiker*innen nach wie vor eine große Herausforderung, sowohl finanziell als auch strukturell und bürokratisch. Bildungserfolg darf nicht vom Elternhaus abhängen!

Aus diesem Grund fordern wir eine grundlegende Reform des BAföG, um es an die realen Lebensverhältnisse von uns Studierenden anzupassen. Dies umfasst eine deutliche Anhebung der Fördersätze für den Grundbedarf auf 560 Euro pro Monat zuzüglich einer monatlichen Pauschale für ausbildungsbedingte Ausgaben. Die Mietpauschale muss auf mindestens 370 Euro erhöht werden. Darüber braucht es für Studierende, die wie hier bei uns in Konstanz in besonders von Mietsteigerungen betroffenen Hochschulstädten wohnen, spezielle Zuschüsse um gleichwertige Verhältnisse zu garantieren. Das BAföG muss wieder, wie es schon einmal war, als Vollzuschuss und elternunabhängig gewährt werden. Damit das BAföG die individuellen Lebensverhältnisse aller berücksichtigen kann, muss die Förderhöchstdauer individuell flexibler ausgelegt werden können und die Altersgrenze muss aufgehoben werden. Die StuVe sollte eine kostenfreie BAföG-Beratungsstelle anbieten, um unabhängig zu beraten und im Konfliktfall zu unterstützen.

Außerdem betrifft freie Bildung die Studiengebühren für ausländische Studierende. Diese widersprechen unserer Auffassung nach den Grundsätzen der Gleichheit und schaden dem internationalen Ansehen der Universitäten in Baden-Württemberg. Auch die Gebühren für ein Zweitstudium lehnen wir ab. Bildung ist keine Ware! Die Möglichkeit zur universitären Weiterbildung muss lebenslang bestehen.

Keine Anwesenheitspflicht

Wir sind als Studierende selbst für unser Studium verantwortlich. Dies sollte sich auch im Umgang mit der Anwesenheit bei Lehrveranstaltungen niederschlagen. Die in vielen Veranstaltungen noch immer herrschende Anwesenheitspflicht steht im Widerspruch zu einem freien und selbstbestimmten Studium.

Jede*r Studierende lernt und arbeitet anders – deshalb ist die Möglichkeit einer flexiblen Gestaltung des Studienalltags, die an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden kann, wichtig.

Gerade im Hinblick auf die ausbaubedürftige Barrierefreiheit (siehe unten) können Anwesenheitspflichten ein massives Hindernis und eine erhebliche Benachteiligung für manche Studierende darstellen. Wir halten sie daher für diskriminierend. Die Freiheit der Lehre sollte hinter der Selbstbestimmung der Studierenden stehen. Wir positionieren uns daher deutlich gegen die Anwesenheitspflicht.

Keine sinnlose Überregulierung der Attestpflicht

Wir halten die derzeitige Attestregelung für überreguliert und sinnlos. Durch die vorgegebenen Unterlagen sind Studierende verpflichtet, die Symptome für ihr Fehlen offenzulegen. Den damit einhergehenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Studierenden halten wir für untragbar. Außerdem ist es unmöglich, den Gesundheitszustand der Studierenden durch nicht-medizinische Angestellte der Uni beurteilen zu lassen. Ein*e Ärzt*in kann das mit Sicherheit besser. Eine reine Krankschreibung muss ausreichen!

Dies gilt insbesondere auch bei psychischen Krankheiten. Diese sind häufig mit Stigmata verbunden, was Offenlegung gegenüber Dritten zusätzlich erschwert. Es handelt sich dabei um Privatangelegenheiten, die als solche behandelt werden müssen.

Freie Wahl des Klausurtermins

Nicht nur Vorlesungs- und Seminartermine sollten frei wählbar sein, sondern auch die Wahl zwischen dem Erst- und Zweittermin der Klausuren. Für uns gehört es zum selbstbestimmten Studieren dazu, dass man sich frei für den Zweittermin entscheiden kann, ohne beim Ersttermin durch die Prüfung fallen zu müssen.

Die Sonderregelungen während der digitalen Semester haben gezeigt, dass dies durchaus machbar ist, ebenso wie eine Flexibilisierung der An- und Abmeldezeiträume. Wir fordern daher, dies zu institutionalisieren.

Studieren mit Familienverpflichtung

Die Unvereinbarkeit von Studium und familiärer Verpflichtung, wie z.B. ein Kind oder die Pflege von Angehörigen, ist insbesondere (aber nicht nur) für Frauen eine klassische Zugangsbeschränkung zum Studium.

Daher ist gerade für Studierende mit familiären Verpflichtungen eine flexible Gestaltung des Studiums unabdingbar. Konkret heißt das flexible Anwesenheitsregelungen, das Ermöglichen von Teilzeitstudium und Veränderungen von BAföG und Familienförderung.

Um die Studierenden möglichst vollumfänglich zu unterstützen, ist ein kostenfreier und erleichterter Zugang zu Kinderbetreuungsprogrammen nötig. Um dies zu gewährleisten, fordern wir einen Ausbau des Angebots zur Kinderbetreuung.