PoWalter
Zeitschrift der Fachschaft Politik- und Verwaltungswissenschaft
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Ausgabe 38 - Juni 2006
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Ausgabe 32
Sexismus an der Uni? - Menschen- und Xenabilder an der Universität

Xena begrüßte alle zur Podiumsdiskussion. Es sollte um den Umgang mit vermeintlich sexistischen Botschaften an der Universität gehen. Anstoß zu der Veranstaltung war die Kontroverse zwischen der Fachschaft Jura und der Gleichstellungsbeauftragten des Senats, Prof. Miriam Butt. Stein des Anstoßes war ein scheinbar sexistisches Party-Werbeplakat, das die Fachschaft Jura im Herbst 2005 aufgehängt hatte.

Der Saal A701 war am 16.01.06 mit Ausnahme der ersten zwei Reihen gefüllt, was wohl zur Uni gehört wie das c.t. Die Frage "Menschenbilder an der Universität – Wie gehen wir miteinander um?" lockte nicht nur Studierende an.

Vorab prangte Xena auf der Leinwand. Aufklärung: Xena ist eine vollbusige Heldin, die alles verprügelt, was sich ihr in den Weg stellt. Sie wirft sich leicht bekleidet in Prügelorgien, und ein Schelm wer glaubt, die (nicht vorhandene) Bekleidung sei der Grund, die Serie anzuschauen. Eine gewisse Ironie birgt sich darin, dass Xena von der Leinwand blickt, auf dem auch die Präsentation zu Sexismus liegt.

Die Gleichstellungsbeauftragte begann die Podiumsdiskussion und holte weit aus: Welche Erwartungen die StudentInnen an die Uni haben und welche Erwartungen die Uni wiederum an sie hat (neuerdings Gebühren, Anm. d. Red.). Eine Studie des Familienministeriums habe herausgefunden, dass besonders Jura-Studentinnen sich diskriminiert fühlen. Und das, obwohl sich Studentinnen allgemein in den letzten zwei Jahrzehnten immer seltener diskriminiert fühlen. Die Fachschaftler der FS Jura bemerkten korrekt, man müsse auch die Männer befragen, damit man die Anteile der sich diskriminiert Fühlenden vergleichen könne. Erst dann wäre es möglich, valide Rückschlüsse zu ziehen (haben sie sich bei Methoden eingeschlichen?). Unbestritten bliebe allerdings, dass wenig Frauen promovieren, weniger habilitieren, und noch weniger eine Professur bekommen. Frauen müssten immer noch mehr leisten als Männer, um gleich bewertet zu werden. Nach diesem Auftakt öffnete sich die Runde und weitere DiskutantInnen kamen zu Wort.

Die Diskussion zeigte mehrere Argumentationsmuster. Eine Kommilitonin merkte an, dass Veranstaltungen, die eine eventuelle Diskriminierung von Frauen thematisieren, Frauen in eine Opferrolle drängten und der Gleichberechtigung wenig nützten. Einige Redner waren der Ansicht, dass man nur das Label “Sexismus” auf etwas kleben müsse, damit zensiert würde. Das Recht einer “Minderheit” (die Mehrheit der Studenten ist weiblich) schränke somit das Recht der Meinungsfreiheit ein, denn dieses wäre genauso schützenswert. Die Fachschaft Jura warf ein, dass auch die Freiheit der Kunst schützenswert sei. Diese Bemerkung erntete lang anhaltenden Applaus. Ein ganz genau arbeitender Mensch las aus der Legaldefinition vor, die mit einem Paragraph schließt, der all solches als diskriminierend definiert, was als solches empfunden wird. Ihm dämmerte, dass es in der Diskussion nicht nur um eine objektive Definition von "sexistisch", sondern auch um Gefühle ging.

Allerdings zeigte das Plakat der Fachschaft Jura objektiv (im Sinne einer erdrückenden Mehrheit der Betrachter) einen Frauenkörper, der mit einem Barcode bedruckten Höschen bekleidet ist. Die Assoziation zwischen Barcode und Bezahlen ist allgemein schlüssig. Die Verknüpfung von Frauenkörper und Käuflichkeit liegt nun nicht allzu fern. Ein Diskutant fragte dann auch treffend, was denn die Bedeutung des Plakates sei, wenn nicht Käuflichkeit einer Frau. Die Fachschaft entgegnete in naivem Ton, man hätte nur die schwarze Fläche mit einem "Platzhalter farblich aufhellen" wollen. Der Barcode schreibe auch nur "Fachschaft Jura" in der Schriftart "Barcode". Die Debatte kam über das Hickhack zwischen der Fachschaft und dem Gleichstellungsrat über das Wer-Was-Wann nicht wirklich hinaus. Viel zu spät rückte die Gleichstellungsbeauftragte und "Moderatorin" das Ziel der Veranstaltung in den Mittelpunkt, nämlich einen Kodex darüber zu erstellen, was an der Uni als sexistisch gelten soll, damit eine Kontroverse durch Selbstzensur in Zukunft verhindert werden kann. Die Zeit reichte nicht mehr. Allenfalles einen guten und unterhaltsamen Anfang bildete die Diskussion. Hoffentlich sprach man sich danach in kleiner Runde nochmals aus.

David Lehmkuhl

Ein weiterer Fall von Diskriminierung an der Uni?

Ein Redakteur des PoWalter entdeckte einen weiteren möglichen Fall von Diskriminierung an der Uni. In der Bibliothek hing folgende Mitteilung:

AUS GEGEBENEM ANLASS:

Keine Taschen in der Bibliothek!

Die Bibliothek weist alle BenutzerInnen der PC-Pools darauf hin, dass die UB absolut keine Taschen (auch keine Laptop-Taschen) mehr zulässt, auch nicht wenn Nutzer nur in den CIP-Pool wollen. Der Grund dafür sollte (insb. auch für Juristen) unschwer nachvollziehbar sein!

Bei der Verbuchung gibt es durchsichtige Plastiktragetaschen. Uneinsichtige Studierende ("Wir werden auch in Zukunft unsere Taschen mitnehmen") haben mit Ausschluss vom Zugang zu den Pools zu rechnen.

5/2004

Der Aushang impliziert, dass diese Regelung insbesondere Jura-StudentInnen trifft. Auf folgende Gründe könnte man schließen: Entweder, weil Jura-StudentInnen den Grund des Taschenverbotes nur schwer nachvollziehen können (vielleicht ein intellektuelles Problem, was mit ihrer Studienordnung aus dem 19. Jahrhundert zu tun haben könnte), besonders uneinsichtig sind (vielleicht weil sie es gewohnt sind, Recht zu haben) oder Jura-StudentInnen sind der Grund der Regelung (sie nehmen in den Taschen nicht nur ihr Eigentum aus der Bibliothek). Es könnte sich hierbei um Diskriminierung von Jura-StudentenInnen handeln oder der Bibliotheks-Autor hat leidige Erfahrungen oder Einsicht in Fakten, die nahe legen, dass das Studium von Straftatbeständen noch lange nicht davon abhält, diese zu begehen.

   
Letzte Aktualisierung: 07.07.2006