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Das Gay-Café der Uni Konstanz

Mit originellen Slogans wie "To bi or not to bi" oder "Verliebt in eine Hete?" macht eine besondere Einrichtung der Uni in diesem Semester auf sich aufmerksam. Hinter der markigen Werbestrategie steckt jedoch kein Literaturclub, sondern das Gay-Café, das seit mittlerweile etwa fünf Jahren besteht. Die Plakate machten auch den Powalter auf diese außergewöhnliche Unigruppe aufmerksam.

Jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr wird das Asta-Café zum Treffpunkt für Homosexuelle, Bisexuelle und solche, die es werden wollen. Das Angebot wird in diesem Jahr besonders von Erstsemestern überdurchschnittlich wahrgenommen. "Sie haben die Möglichkeit unverbindlich bei uns vorbeizukommen und sich so mit Gleichgesinnten auszutauschen", meint Wolli, der zusammen mit Anne das Gaycafé organisiert. "Anfangs ist die Hemmschwelle für viele sicherlich hoch, doch bis jetzt hat noch keiner den Besuch bereut", fügt Anne hinzu. "Außerdem treffen wir uns auch nur zu zweit mit solchen, die noch vor ihrem Coming-out stehen und geben Tipps, wie man damit umgehen kann."

Im Café sitzen in entspannter und gemütlicher Atmosphäre zwischen sechs und zehn Studenten zusammen, trinken Kaffee und unterhalten sich. Darüber hinaus findet alle zwei Wochen ein Stammtisch in einem Konstanzer Café statt. Auch Besuche auf dem Weihnachtsmarkt oder Grillabende im Sommer stehen auf dem Programm. Den Höhepunkt dieses Jahres stellte der Christopher-Street-Day im Juli dar, bei dem sich Grünenpolitiker Volker Beck unter die Schwulen und Lesben mischte.

Auf unsere Frage, was die beiden von prominenten homosexuellen Politikern wie Guido Westerwelle oder Klaus Wowereit hielten, erklärten Anne und Wolli einstimmig, Politiker bekämen keinen Sonderbonus aufgrund ihrer sexuellen Neigung. "Guido Westerwelle kann man völlig in die Tonne treten". Er bekenne sich zwar zu seiner Homosexualität, setze sich aber andererseits nicht für die Rechte gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein. Auch an der neuen Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan übten sie Kritik. Auf geäußerte Vermutungen, sie sei lesbisch, habe diese mit "das ist schäbig, absurd, das ist Rufmord" geantwortet. Allein die Wortwahl beinhalte eine Diskriminierung. Den großen Anteil Homosexueller in der Politik erklären sie sich damit, dass diese grundsätzlich einen größeren Anreiz sähen sich in der Politik zu engagieren, um sich aktiv für ihre Rechte einzusetzen.

Ähnliche Einrichtungen wie das ansässige Gay-Gafé kennt Wolli von den Unis in Frei-burg, Leipzig, Ulm und Stuttgart. In Konstanz würde das Angebot einseitig von Uni-Studenten genutzt, FH-Studenten seien jedoch ebenso willkommen. Über das tolerante Klima vor Ort äußerten sich die Verantwortlichen positiv. Auf ihr offenes Bekenntnis zur Homosexualität seien ihnen noch keine negativen Reaktionen entgegengeschlagen.

Und Studenten welcher Fächer sind überdurchschnittlich vertreten? Nach Aus-sage von Anne bestätigen sich keine Klischeefächer. Geistes- und Naturwissenschaftlichen hielten sich die Waage, wenngleich Wolli die Physiker vermisst. Jedoch fänden viele Juristen den Weg ins Gay-Café. "Das liegt wohl aber an der großen juristischen Fakultät".

Neben dem großen Zuspruch auf die Werbeplakate hat das Café einen noch größeren Erfolg aufzuweisen: Schon drei Pärchen haben sich in diesem Raum gefunden.

Johanna Hartung und Simon Munzert

   
Letzte Aktualisierung: 07.07.2006