PoWalter
Zeitschrift der Fachschaft Politik- und Verwaltungswisschenaft
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Ausgabe 36 - Juli 2004
Briefe an die Leser
OB-Kandidaten-Diskussion
OB-Diskussion - Sonntagsfrage
Professorenvorstellung
Durchfallstatistiken
Alles neu macht der Mai
Europa 2005 - Die Zweite
Den Master meistern
Wir stellen uns vor
Wir stellen die K-Frage
Treffen Menschen Außerirdische?
Probiers mal mit nem Stipendium
Was macht König?
Ausgabe 32
Wir stellen die K-Frage

Verwalter können es zu etwas bringen. Frank Nägele hat an der Universität Konstanz von 1986 bis 1992 Verwaltungswissenschaft studiert und leitet ein zur Zeit ein Referat im Kanzleramt. Gegenwärtig ist er öfter in Konstanz, und dies hat der PoWalter zum Anlass genommen, ihn zu interviewen.

Frank Nägele in der Fachschaft


Herr Nägele, was waren ihre Pläne während Ihres Studiums? Wollten Sie schon immer ins Kanzleramt?

Ich wusste recht bald, dass ich in die Politikberatung wollte. Genauer hatte ich mein Ziel aber nicht definiert. Interessant fand ich Tätigkeiten sowohl in Beratungsunternehmen oder Instituten wie prognos oder dem Deutschen Institut für Urbanistik als auch in Ministerien oder im kommunalen Bereich. Im nachhinein war das richtig. Sich allzu sehr festzulegen, ist nicht ratsam. Zumindest für mich kann ich sagen: Unverhofft kommt oft.

Wo haben Sie Ihren Arbeitsaufenthalt gemacht?

Im Baudezernat der Stadt Konstanz. Meine Aufgabe war es dort, die Querschnittsaufgabe Umweltschutz organisatorisch zu verankern und den ersten Umweltbericht auf den Weg zu bringen.

Wie war damals das Verhältnis zu den Professoren?

Ich habe die Professoren nie als Gruppe wahrgenommen. Für mich standen die einzelnen Personen im Vordergrund: Sympathie, fachliche Qualität und das Engagement für Studierende waren für mich wichtige Kriterien. Generell habe ich die oft vorbildliche Betreuung und die politischen Diskurse in vielen Seminaren in guter Erinnerung.

Sie waren zu Ihrer Zeit Mitglied der Fachschaft. Was hat die Fachschaft gemacht? Hat es was gebracht?

Einen erheblichen Teil der Zeit haben wir damals mit den immer wiederkehrenden Veränderungen der Prüfungsordnungen verbracht. Ein zweiter wichtiger Bereich war die Betreuung der Erstsemester auf den „Höfen". Kurz vor Semesterbeginn kamen da viele Erstsemester hin und nutzten die Gelegenheit, eine Woche lang Mitstudierende kennenzulernen und von Dritt- und mehr Semestern dies und das über das Studium zu erfahren. Die Fachschaftsarbeit hatte aber auch einen geselligen Teil. Sehr gerne denke ich beispielsweise an die vielen Feste zurück, die wir gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Was war zwischen Ihrem Studium und dem Kanzleramt?

Sie meinen beruflich? Nach meinem Diplom bin ich 1992 mit Professor Kreile nach Berlin gegangen. Michael Kreile ist ein ausgewiesener Experte im Bereich Internationales. Er hatte damals einen Ruf an die Humboldt-Universität in Berlin an- und mich als wissenschaftlichen Mitarbeiter mitgenommen. In der Lehre waren meine Schwerpunkte die Europäische Integration, der Föderalismus und vor allem die Finanzpolitik. In der dieser Zeit habe ich auch meine Doktorarbeit über regionale Wirtschaftspolitik im kooperativen Bundesstaat verfasst.

Meine erste „richtige" Stelle hatte ich dann 1996 beim Land Brandenburg. Als Finanzreferent war ich in der Landesvertretung für die Steuer- und die Haushaltspolitik zuständig. Meine Aufgabe war es, die Politik des Bundes in die Landesregierung zu vermitteln und die Politik des Landes in das Bundesfinanzministerium und in die Fraktionen im Deutschen Bundestag zu vermitteln. Aus dieser Zeit habe ich noch viele Kontakte. Auch aufgrund des damals aufgebauten Netzwerkes wurde mir Ende 1998 der Wechsel ins Bundeskanzleramt angeboten. Frank Nägele in der Fachschaft

Wie viel bringt Ihnen das Studium der Verwaltungswissenschaft für den Job?

Im Studium habe ich das Handwerkszeug gelernt, das ich heute brauche. Schnell einarbeiten, Sachverhalte zügig erfassen, politische Prozesse durchschauen, passende Texte formulieren und Ergebnisse überzeugend vortragen, das sind die wichtigsten Werkzeuge der Verwaltungs-wissenschaftler.

Würden Sie gerne mit Herrn Schröder tauschen? Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag das Amt des Kanzlers inne hätten?

Zu einer Position gehört auch der Weg, der zu ihr führt. Und dieser Weg ist nur für bestimmte Personen geeignet. Für mich stellt sich die Frage des Tauschs deshalb nicht. Mir war es in den vergangenen Jahren immer wichtiger, vor Ort Dinge zu verändern. Deshalb bin ich in Kleinmachnow heute im Aufsichtsrat des evangelischen Schulvereins und sachkundiger Einwohner im Ausschuss der Gemeindevertretung für Schule, Kultur und Soziales. In meiner Konstanzer Zeit war ich im BUND aktiv, hab im Mieterverein mitgearbeitet und war Redakteur des Neuen Nebelhorns. Eine Parteikarriere war nie meine Sache, und deshalb stellt sich die Frage des Tauschs nicht. Im übrigen habe ich hohen Respekt vor dem Amt und vor der Aufgabe, die unser Bundeskanzler hat. Ich begleite ihn hin und wieder und weiß deshalb, was unser Regierungschef tagtäglich leistet.

Jetzt mal die K-Frage: Was sind Ihre Gründe die Weltstadt Berlin zu verlassen und nach Konstanz zu gehen?

K-Frage find ich gut! Ich interpretiere sie jetzt als „Kandidatur-Frage", das ist für mich mehr als die „Konstanz-Frage". Aber vor der Antwort lassen Sie mich kurz auf die Frage eingehen: Als ich mich mit meiner Familie für die Kandidatur entschieden habe, ging es nie ums „verlassen". Wir fühlen uns wohl in Kleinmachnow, und mein Job macht mir Spaß.

Die Motive für meine Kandidatur waren andere. Meine Aufgabe ist bisher die Politikberatung, nicht die Entscheidung. Künftig möchte ich selbst Verantwortung übernehmen und zwar auf kommunaler Ebene, da ich hier direkt an den Menschen dran bin. Ein zweites Motiv ist die Herausforderung, die Konstanzer Verwaltung zu führen und mit ihr die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Ein drittes Motiv ist natürlich Konstanz selbst. Meine Frau ist Konstanzerin, und ich habe wichtige Jahre meines Lebens hier verbracht. Ich kenne deshalb Konstanz von innen und von außen und möchte gerne in die Stadt zurückkehren.

Welche Rolle hat der PoWalter zu Ihrer Zeit gespielt?

Der „Powalter" war zu meiner Studienzeit einerseits Sprachrohr der Fachschaftsrates und andererseits Kommunikationsplattform für die Studierenden. News aus der Fachschaft und Geschichten aus Seminaren standen neben viel gerühmten Rätseln und allerlei Krimskrams. Mit demTitel der Zeitschrift wollten wir ausdrücken, dass bei uns die Politik-wie die Verwaltungswissenschaftler gut aufgehoben sind. Außerdem sollte unsere Zeitschrift alle - Männlein und Weiblein - ansprechen. Wir haben deshalb zwischen den Titeln „Powalter" und „Powaltraud" gewechselt. Wenn ich richtig im Bilde bin, hat die Fachschaft mittlerweile die „Powaltraud" ins Archiv verbannt und agitiert nur noch mit dem „Powalter".

Vielen Dank für das Interview.

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Letzte Aktualisierung: 21.02.2006