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Zeitschrift der Fachschaft Politik- und Verwaltungswisschenaft
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Ausgabe 36 - Juli 2004
Briefe an die Leser
OB-Kandidaten-Diskussion
OB-Diskussion - Sonntagsfrage
Professorenvorstellung
Durchfallstatistiken
Alles neu macht der Mai
Europa 2005 - Die Zweite
Den Master meistern
Wir stellen uns vor
Wir stellen die K-Frage
Treffen Menschen Außerirdische?
Probiers mal mit nem Stipendium
Was macht König?
Ausgabe 32
Werden Menschen Außerirdische treffen?

Ein Nachruf zu Jefrey Gedmin's1 Vortrag „Spielen die transatlantische Beziehungen überhaupt noch eine Rolle?"

Stephen Hawking spekulierte einmal darüber, ob wir Menschen in Zukunft Außerirdische treffen würden2. Er verneinte dies. Den Mensch gebe es in seiner jetzigen Form „nur" zwei Millionen Jahre - seit dem Urknall seien 15 Milliarden Jahre vergangen. Bei einer solchen Zeitspanne wären Außerirdische entweder sehr viel intelligenter oder primitiver als wir. Wären die Außerirdischen primitiver als wir, könnten sie nicht mit uns in Kontakt treten. Eine höher entwickelte Spezies hingegen wäre nicht interessiert, mit den Menschen zu kommunizieren. Die menschliche Rasse sei zu instabil, als dass eine andere Spezies mit ihr in Kontakt treten wolle. Der Vortrag von Jefrey Gedmin stand in diesem Zeichen. Er zeigte, wie beschränkt wir oft denken.

Herr Gedmin reihte sich ein in die amerikanischen Vertreter, die den Europäern, insbesondere Deutschland, empfehlen, die Militärausgaben zu erhöhen. Er merkte treffend an, dass die Drohung der Bundesregierung während des Irak-Krieges die Fuchs-Spürpanzer aus Kuwait abzuziehen, hohl war. Die Bundesregierung verfügt (noch) nicht über die Transportflugzeuge, um die eigenen Panzer zu transportieren. Ist die Forderung, die Militärausgaben zu erhöhen, also berechtigt? Das hängt vom Zeithorizont ab. Kurzfristig ist sie unrealistisch, mittelfristig unausweichlich und langfristig dumm.

Kurzfristig ist es unrealistisch, dass die Europäer signifikant mehr für das Militär ausgeben werden. Die Budgets geben bei magerem Wirtschaftswachstum nicht mehr her. Es ist auch wichtiger, in Schulen zu investieren als neue Waffensystem anzuschaffen. Mittelfristig allerdings sollten die Europäer eine Doppelstrategie3 verfolgen. Sie müssen ihre Streitkräfte so ausrüsten, dass sie eigenständig operieren können. Das Eurokorps darf nicht auf Ressourcen der NATO oder der Vereinigten Staaten angewiesen sein. Die Europäer werden nur so fähig sein, nach den eigenen Idealen entlang Sicherheitspolitik betreiben zu können.

Mittelfristig braucht Europa ein fähiges Militär, um außenpolitisch Gewicht zu haben. Dieses Gewicht können sie dann nutzen, um langfristig die Sicherheitspolitik zu „entmilitarisieren". Sicherheitspolitik kann nämlich nicht nur aus militärischem „Krisenhobbing" bestehen, d.h. bewaffnete Konflikte durch militärische Intervention zu unterdrücken.

Langfristig ist es dumm, Geld für Militär auszugeben. Es ist Verschwendung. Die Ausgaben tragen nicht zur Nettowohlfahrt der Menschheit bei. Würden alle Staaten gleichzeitig das Militär abschaffen, wäre alle Menschen reicher und die Welt sicherer.

Das Militär abzuschaffen, mag naiv und utopisch klingen. Kurz- und mittelfristig ist es das auch. Wir müssen aber jetzt anfangen, darüber zu reden, wann und wie wir global das Militär abschaffen wollen. Darum fordere ich jeden auf, der sich öffentlich mit Sicherheitspolitik beschäftigt, die langfristige Perspektive zu erinnern. Langfristige Friedens- und Sicherheitspolitik muss auf die kollektive Abschaffung des Militär abzielen.

Stephen Hawking stellte die Frage, wie hoch die Überlebenschance von Intelligenz ist. Intelligenz erhöhe auf jeden Fall nicht die Überlebenschance. Wenn wir unsere Intelligenz dazu nutzen, (Atom-) Waffen zu entwickeln, mit denen wir uns kollektiv auslöschen können, zeugt das von eher niedriger Intelligenz. Wir werden also hochentwickelte Außerirdische nicht treffen sie warten noch, ob wir überleben und zu einer stabilen, friedlichen Gesellschaftsordnung finden.

David Lehmkuhl


1 Dr. Jeffrey Gedmin ist Direktor des Aspen Institute Berlin. Er hielt den Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Neue Konflikte Neue Weltordnung" des Fachbereiches Verwaltungswissenschaft am 05.02.04 an der Universität Konstanz

2 Hawking, Stephen (2001): Das Universum in der Nussschale. Hamburg: Hoffmann und Campe.

3 Prof. Dr. Dr. Radermacher (2002:255) meint, eine: „Doppelstrategie heißt, dass man zur Not das Falsche tut, aber dann zumindest ausdrücklich sagt, was das Richtige wäre und eine Strategie aufzeigt, wie man über bessere Weltordnungsbedingungen dorthin kommen kann". In: Radermacher, Franz J. (2002): Balance oder Zerstörung Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung. Wien: Ökosoziales Forum Europa.

nbsp;  
Letzte Aktualisierung: 21.02.2006