Kooperationen

Kooperation 8: Neurowissenschaft / Motivationspsychologie

Im Rahmen der Kooperation des Teilprojekts Motivationspsychologie mit dem Teilprojekt Neurowissenschaft wurde untersucht, inwieweit es möglich ist, die negativen Folgen sozialen Ausschlusses willentlich zu kontrollieren. Üblicherweise wird die Reaktion auf das Erleben eines sozialen Ausschlusses in zwei aufeinanderfolgende Phasen gegliedert: Auf eine erste schnelle, reflexhafte und somit eher automatische Reaktion folgt eine zweite, eher analytisch reflektierte Phase. Während sich sozial- und motivationspsychologische Paradigmen besonders eignen, die Reaktionen auf sozialen Ausschluss in der reflektierten Phase zu erfassen, erlauben neurowissenschaftliche Verfahren, wie z.B. EEG-Ableitungen, eine zeitlich hochauflösende Erfassung der Reaktionen auf sozialen Ausschluss in der reflexhaft-automatischen Phase. Ziel der Kooperation war es, eine Strategie zu finden, mit der die negativen Konsequenzen beider Reaktionsarten reduziert werden können. Im ersten Schritt wurde dazu in der vorliegenden Kooperation untersucht, welche Strategien hilfreich sind, um die analytisch reflektierte Phase nach sozialem Ausschluss so zu beeinflussen, dass negative Konsequenzen möglichst ausbleiben. Anhand von Vorstudien wurde die Strategie identifiziert, Gedanken und Gefühle auf eine Situation zu lenken, die sozialen Einschluss impliziert. Um den Einsatz dieser Strategie zu automatisieren, wurde in einem zweiten Schritt, ausgehend von der Theorie der intentionalen Handlungssteuerung, eine Studie durchgeführt, in der diese Strategie entweder in Form einer Zielintention mit oder ohne zusätzlichem Wenn-Dann Plan (Vorsatz) formuliert wurde. Auf der Grundlage einiger Voruntersuchungen wurde ein etabliertes Paradigma zur Induktion sozialen Ausschlusses zu diesem Zweck angepasst. Die TeilnehmerInnen der Studie erfuhren entweder Zurückweisung oder Akzeptanz seitens scheinbar realer Interaktionspartner in einer internetbasierten Arbeitsumgebung. Das Ausmaß negativer Konsequenzen wurde hierbei durch die Erhebung des gezeigten Hilfeverhaltens operationalisiert. Da durch sozialen Ausschluss die Bereitschaft, anderen zu helfen, reduziert wird, bestand die Erwartung, dass die Vermittlung geeigneter Intentionen (insbesondere von Vorsätzen) dazu führt, dass bei diesen TeilnehmerInnen das Ausmaß des gezeigten Hilfeverhaltens nicht beeinträchtigt wird. In Übereinstimmung mit dieser Hypothese nahmen sich die TeilnehmerInnen, die einen entsprechenden Vorsatz gefasst hatten, nach einem sozialen Ausschluss in einer Onlinestudie mehr Zeit und bewerteten freiwillig mehr Bilder in Bezug auf ihre Attraktivität als die TeilnehmerInnen in der Ziel- und Kontrollbedingung. Die Ergebnisse zeigen, dass negative Folgen, die ein sozialer Ausschluss oftmals nach sich zieht, durch intentionales Planen reduziert werden können. Nachdem die Umsetzung eines Paradigmas zur Induktion sozialen Ausschlusses und auch die Reduktion negativer Konsequenzen gelungen ist, soll in weiteren Studien untersucht werden, ob diese Vorsatz-Strategie nicht nur die negativen reflektiven, sondern auch die negativen automatischen Reaktionen auf sozialen Ausschluss reduziert. Hierzu ist geplant, den TeilnehmerInnen nach erlebtem sozialen Ausschluss, im Rahmen einer EEG-Ableitung Sätze zu präsentieren, deren Inhalt entweder kongruent oder inkongruent mit dem zuvor erlebten Ausschluss ist, also sozialen Ausschluss oder Einschluss implizieren. Die Ergebnisse sollten Aufschluss darüber geben, wie schnell Situation sozialen Ausschlusses als solche erkannt und verarbeitet werden, bzw. wie diese Prozesse durch Vorsätze beeinflusst werden.