Kooperationen

Kooperation 6: Entwicklungspsychologie / Kognitionspsychologie

Ziel der Kooperation der Teilprojekte Entwicklungs- und Kognitionspsychologie war es, die Bedeutung handlungsbezogener kognitiver Kontrollprozesse (d.h. exekutive Funktionen) für die Umsetzung sozialer und leistungsbezogener Ziele im Schulkontext zu untersuchen. Unter Verwendung einer Stopp- und einer Flanker-Aufgabe wurden inhibitorische Kontrolle und Aufmerksamkeitssteuerung bei Schulkindern zu zwei Messzeitpunkten erfasst. Schnellere Reaktionszeiten bei gleichzeitig geringeren Fehlerraten in der Flankeraufgabe legen eine Zunahme der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit nahe. Kinder zeigten demnach nach dem Eintritt in die weiterführende Schule im Vergleich zur Erhebung am Ende der vierten Klasse eine höhere Bereitschaft und Fähigkeit irrelevante Informationen zu ignorieren und zielorientiert zu handeln. Positive Zusammenhänge ergaben sich zwischen inhibitorischer Kontrolle und Rechenleistungen, die mittels standardisierter Tests erfasst wurden. Ferner zeigte sich ein positiver indirekter Effekt von inhibitorischer Kontrolle auf die Schulleistung (Schulnoten), der durch Fertigkeiten im Bereich Rechnen vermittelt wurde. Keine Zusammenhänge ergaben sich hingegen zwischen exekutiven Funktionen und sozial-emotionalen Kompetenzen (u.a. prosoziales Verhalten, Konfliktlösestrategien). Neben kognitiven Faktoren (d.h. IQ, Rechenleistungen, inhibitorischer Kontrolle) erwies sich die Bereitschaft und Fähigkeit, problemfokussierte Strategien im Umgang mit Peer-Konflikten zu verwenden, als positiver und signifikanter Prädiktor für Schulleistungen. Die Befunde unterstreichen die Annahme, dass sich Grenzen der Absichtlichkeit, im Sinne einer Einschränkung intentionaler Handlungsfähigkeit (z.B. Bereitschaft und Fähigkeit, normative Leistungserwartungen im Schulkontext erfolgreich umzusetzen, gemessen an der Leistungsbeurteilung durch Lehrer), auf individuelle Unterschiede auf der Ebene elementarer Verhaltensreaktionen (d.h. Inhibition zielirrelevanter Reaktionen) zurückführen lassen. Zielorientiertes Verhalten (z.B. Leistungsverhalten, um normative Erwartungen wie schulische Leistungsziele zu erfüllen) dient der Aufrechterhaltung und erfolgreichen Umsetzung von Absichten und erfordert die Bereitschaft und Fähigkeit zu inhibitorischer Kontrolle als ein Aspekt von Selbstregulation. Eine vergleichende Erhebung in einer studentischen Stichprobe ergab keine signifikanten Zusammenhänge zwischen selektiver Aufmerksamkeit und inhibitorischer Kontrolle mit Abiturnote oder Studienerfolg. Dies lässt vermuten, dass die Bedeutung exekutiver Kontrollprozesse für Leistungserfolg im Laufe der Entwicklung abnimmt.