Kooperationen

Kooperation 3: Philosophie / Entwicklungspsychologie

Ziel der Kooperation zwischen Teilprojekt Philosophie und Teilprojekt Entwicklung war es, zu untersuchen, inwieweit kulturelle Unterschiede in den Interaktionsmustern bei Mutter-Kind-Dyaden bestehen. Aus philosophischer Sicht wurde angenommen, dass kooperatives Handeln und damit verbundene Prozesse der Rollendifferenzierung durch sprachliche Kommunikation und nichtsprachliche Interaktion ausgehandelt werden. Entwicklungspsychologische Befunde, die mittels Methoden des Kulturvergleichs gewonnen wurden, legen nahe, dass insbesondere in Eltern-Kind-Beziehungen Unterschiede insofern bestehen, inwieweit sozial erwartet wird, dass Kinder individuelle Ziele direkt kommunizieren oder das Verhalten eines Kindes durch Bezugspersonen strukturiert wird. Im Rahmen der Kooperation wurden vorbereitend philosophische und entwicklungspsychologische Theorien zur Erklärung der Entwicklung des Verstehens der Absichten und Handlungen anderer Personen diskutiert. Diese Diskussionen führten zu der Frage, welcher Art das Verständnis ist, das für gemeinsame Handlungen und das damit verbundene Verständnis verschiedener Rollen beim Verfolgen eines gemeinsamen Ziels notwendig ist. Setzt dieses auch die Fähigkeit voraus, anderen mentale Zustände zuzuschreiben, oder gibt es, wie eine Hypothese des Teilprojekts Philosophie lautet, ein Verständnis von Handlungen und Rollen im Kontext einer gemeinsamen Handlung unterhalb der Ebene der Zuschreibung von Absichten und anderen mentalen Zuständen? Welche Rolle spielen Emotionen und Emotionsregulation bei der Entwicklung der Fähigkeit zu gemeinsamem Handeln? Und wie groß sind kulturelle Unterschiede schon auf dieser elementaren Ebene gemeinsamen Handelns? Im Rahmen einer Interviewstudie gewonnene Befunde legen eine kulturspezifisch vermittelte Struktur der Eltern-Kind-Beziehung (independent/egalitär versus interdependent/ hierarchisch) nahe, die sich darauf auswirkt, inwieweit Ziele und Rollen in alltäglichen Interaktionen kommuniziert und ausgehandelt werden (direkt/ indirekt; verbal/ non-verbal).

  Die gemeinsame Erarbeitung eines Kategoriensystems zur Kodierung dyadischer Mutter-Kinder-Interaktionen in zwei Kulturen (Deutschland, Japan) zur empirischen Prüfung der formulierten Hypothese anhand von Beobachtungsdaten auf der Basis vorliegender Videoaufzeichnungen konnte bisher nicht realisiert werden. Das Testen einer Passung von Kodierschema und Videomaterial steht noch aus. Eine vorläufige Sichtung des Videomaterials ergab inzwischen, dass (vermutlich aufgrund der Aufgabenstellung) in beiden Kulturen nur wenig kooperatives Verhalten (verbal und nonverbal) beobachtet werden konnte. Zu prüfen bleibt allerdings, ob und welche kulturtypischen Verhaltensweisen in der Emotionsregulation auftreten.