Kooperationen

Kooperation 7: Motivationspsychologie / Entwicklungspsychologie

Die Kooperation der Teilprojekte Motivationspsychologie und Entwicklungspsychologie befasste sich mit den Grenzen der Wirksamkeit von individuellen Zielen und Vorsätzen bei kooperativem Verhalten in Kleingruppen von Schulkindern. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstregulation ist eine wichtige Voraussetzung für schulische Leistungen und Sozialverhalten im Schulkontext. Aus entwicklungspsychologischer Sicht lassen sich positive Zusammenhänge zwischen kooperativem Verhalten und schulischem Wissenserwerb annehmen. Eine erfolgreiche Kooperation erfordert eine hohe Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstregulation der einzelnen Gruppenmitglieder, um individuelle Ziele zurückzustellen und das Verhalten auf das Gruppenziel auszurichten. In der Motivationsforschung haben sich Vorsätze (Wenn-Dann-Pläne) als wirksame Selbstregulationsstrategie erwiesen, die eine Steuerung von Verhalten durch Absichten erleichtern und die Aufrechterhaltung individueller Zielverfolgung unterstützen. Aufgrund der hohen Anforderungen bei kooperativem Verhalten in Gruppen (z.B. Koordination individueller Ziele) stellte sich die Frage, inwieweit (a) Ziele ausreichen, um Intentionen in erfolgreiches Verhalten umzusetzen und (b) individuelle Ziele und Vorsätze sich förderlich auf das individuelle Kooperationsverhalten und die Gruppenleistung auswirken. Hierzu wurden insgesamt 160 Grundschulkinder bei der Bearbeitung einer gemeinsamen Puzzle-Aufgabe in Kleingruppen von je vier Personen beobachtet. Die Zuteilung der Kinder zu den zwei unterschiedlichen Intentionsgruppen (Ziel plus Vorsatz versus Ziel) erfolgte randomisiert. Zur Erfassung des kooperativen Verhaltens und der Aufgabenorientierung der Gruppenmitglieder wurde das videografierte Interaktionsverhalten in den Kleingruppen mittels eines dafür entwickelten Kategoriensystems kodiert. Die Datenanalyse ergab, dass Kinder in den Vorsatzgruppen eine höhere Leistung in der Kooperationsaufgabe erzielten als Kinder in den bloßen Zielgruppen. Darüber hinaus ergaben sich positive Zusammenhänge zwischen den individuellen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Gruppenmitglieder und kooperativem Verhalten bei der Bearbeitung der Gruppenaufgabe. Die Befunde belegen somit, dass dem Erreichen kollektiver Ziele, durch die individuelle Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstregulation der einzelnen Gruppenmitglieder Grenzen gesetzt sind. Jedoch wurde ebenfalls die motivationspsychologische Annahme bestätigt, dass Grenzen der absichtlichen Verhaltenssteuerung von Kindern bei kooperativen Gruppenaufgaben erfolgreich durch das Lernen einfacher Selbstregulationsstrategien (Vorsätze) verschoben werden können. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ergeben sich daraus theoretische und praktische Implikationen für die Förderung der Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstregulation in der Entwicklung durch die Vermittlung entsprechender Selbstregulationsstrategien.