Kooperationen

Kooperation 2: Philosophie / Motivationspsychologie

In dieser Kooperation sollte die These aus der Philosophie, dass der vorsprachliche Hintergrund gemeinsamen Beabsichtigens, der unter anderem durch emotionale Bindung, geteilte Aufmerksamkeit, Ansteckungsphänomene und Imitation oder Mimikry gebildet wird, gegenüber dem gemeinsamen Beabsichtigen eine ermöglichende und erleichternde, aber auch eine begrenzende Funktion haben kann, empirisch überprüft werden. In der Sozialpsychologie gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen, dass Mimikry in sozialen Interaktionen einen wesentlichen positiven Einfluss auf die Etablierung gemeinsamer Überzeugungen, Werte und Absichten hat (»Chamäleoneffekt«). Während Mimikry generell mit positiven Konsequenzen (z.B. Unterstützung beim Aufbau positiver Beziehungen) verbunden ist, kann sie auch manipulativ zur Persuasion (Überredung) von Personen eingesetzt werden. In der Kooperation wurde experimentell untersucht, inwiefern Individuen sich durch sprachlich repräsentierte Ziel- oder Durchführungsintentionen (Vorsätze) dem Chamäleoneffekt entziehen und so manipulativen Persuasionsversuchen widerstehen können, oder ob hier eine Grenze der Wirksamkeit von Absichten vorliegt.

  Studie 1 untersuchte das Ziel, sparsam mit seinem Geld umzugehen. Alle TeilnehmerInnen der Studie wurden gebeten die Intention zu bilden »Ich will sparsam mit meinem Geld umgehen!« Teilnehmer in der Vorsatzbedingung statteten dieses Ziel mit dem Vorsatz aus »Und immer wenn ich etwas kaufen will, überlege ich mir, ob ich das Geld nicht doch sparen kann!« TeilnehmerInnen in der Zielbedingung bildeten das konkrete Ziel »Mein Geld behalte ich für wichtige Dinge!«, um das Wissen und die Verfügbarkeit der Verhaltensstrategie zwischen den Intentionsbedingungen konstant zu halten. Um das Sparziel durch eine subtile Manipulation herauszufordern, ahmte die Versuchsleiterin die Körperhaltung und Hand- und Fußbewegungen der TeilnehmerInnen zeitversetzt nach, bevor sie die Versuchsperson am Ende der Untersuchung fragte, ob sie statt des Versuchspersonengelds Schokolade oder Kaffeegutscheine nehmen würde. In der Kontrollbedingung wurden die StudienteilnehmerInnen nicht nachgeahmt. In der Zielbedingung führte die von den Versuchspersonen unbemerkte Nachahmung zu mehr Schokoladen- und Kaffeegutscheinkäufen der TeilnehmerInnen als in der Zielbedingung ohne Nachahmung. Dieser manipulative Effekt wurde hingegen nicht in der Vorsatzbedingung beobachtet, so dass eine Begrenzung der Absichtlichkeit durch Mimikryeffekte dann nicht festgestellt wurde, wenn konkrete Vorsätze gefasst wurden.

  Studie 2 untersuchte die Frage, ob der hemmende Effekt von Vorurteilen auf die positive Wirkung des Nachahmens durch Vorsätze aufgehoben werden kann. Die UntersuchungsteilnehmerInnen bildeten sich zunächst einen Eindruck von einem jungen Mann anhand eines Bildes und einer kurzen Beschreibung. Seine Beschreibung enthielt die Aussage, dass er nach seinem aktuellen Wirtschaftsstudium Investmentbanker werden möchte. In einem Vortest zu verschiedenen Berufen wurde hier eine deutlich negative Bewertung festgestellt (Vorurteil). Alle TeilnehmerInnen der Studie setzten sich dann das Ziel »Ich will Menschen realistisch beurteilen!« In der Vorsatzbedingung fassten die TeilnehmerInnen zusätzlich den Plan »Und immer wenn ich eine Person sehe, dann versuche ich, alle Vorurteile auszuschalten!« Um die Information über die konkrete Verhaltensstrategie konstant zu halten, fassten die TeilnehmerInnen in der Zielbedingung zusätzlich das konkrete Ziel »Ich versuche, alle Vorurteile auszuschalten!« Nach dem Bilden dieser Intentionen war es die Aufgabe der UntersuchungsteilnehmerInnen die Hand- und Fußbewegungen der auf dem Foto beschriebene Person für eine Minute nachzuahmen. Dazu schauten sich die TeilnehmerInnen ein Video der Person an. Anschließend wurde erneut die Bewertung der Person gemessen. Während TeilnehmerInnen in der Zielbedingung keinen Unterschied in der Bewertung der Person vor und nach dem Nachahmen zeigten, bewerteten TeilnehmerInnen in der Vorsatzbedingung die Person nach dem Nachahmen positiver als vor dem Nachahmen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Fairness-Vorsatz in der Tat den Einfluss des aktiven Nachahmens auf die Bewertung von Personen, die einem negativen Stereotyp entsprechen, wiederherstellt. Zusammenfassend legen die Ergebnisse der Studien nahe, dass Vorsätze in der Tat hilfreich sein können, sich gegen subtile Überredungsversuche, und somit gegen eine Form der Begrenzung der eigenen Absichten, zu schützen.