Bisherige Treffen

 


Geschichte

Die AG Musiksoziologie wurde vor vier Jahren auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie gegründet. In München (2004) starteten wir unseren Versuch zur Revitalisierung der Musiksoziologie mit der Ad-hoc-Gruppe „Fröhliche Ungleichheit – Der musikalische Ausdruck kultureller Unterschiede im Verhältnis zu sozialen Ungleichheiten“. Auf ihrer 2. Jahrestagung 2005 (24./ 25. 6. 2005 Universitätskolleg Bommerholz) befasste sich die AG mit theoretischen Schwerpunkten und methodischen Herangehensweisen aktueller musiksoziologischer Forschung. In Kassel (2006) lautete das Thema unserer Ad-hoc-Gruppe: „Konsonanzen, Dissonanzen, Resonanzen. Die soziale Natur der Musik“. Der Versuch sich dem Phänomen Musik von den naturalen und sozialen Grundlagen her zu nähern stand hier im Vordergrund. Die 4. Jahrestagung 2007 der AG Musiksoziologie, „Die Musik der Gesellschaft. Zur Interdisziplinarität musiksoziologischer Forschung“ (5./ 6. Oktober 2007, Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien) widmete sich zuletzt dem Verhältnis der Musiksoziologie zu angrenzenden Wissenschaften wie der Musikwissenschaft, der Kulturwissenschaft, der Ästhetik, der Musikpsychologie und der Kultursoziologie.
Für den diesjährigen Kongress für Soziologie in Jena ist die Ad-hoc-Gruppe: „Kontrapunkte: Sicherheit und Unsicherheit im Verhältnis von Sozialem und Musikalischem“ geplant.

Für die Musiksoziologie eröffnet das Kongressthema „Unsichere Zeiten. Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen“ eine Vielzahl interessanter Fragestellungen. In ihrem kontrapunktischen Aufeinanderbezogensein bilden Sicherheit und Unsicherheit ein Gegensatzpaar, das kennzeichnend für die Transformationsprozesse moderner Gesellschaften ist. Die Musik bietet sich zur Analyse von Sicherheits- bzw. Unsicherheitsphänomenen besonders an.

Makrosoziologisch: Musik wiegt Menschen in Sinn und Sicherheit: sei es kraft der mathematischen Ordnung einer pythagoreischen Sphärenharmonie, sei es als temporäre innerweltliche Erlösung vom Leiden am Leben, sei es durch die Gefühle, Geschmack und Gemeinschaften regulierenden Produkte einer global operierenden Musikindustrie. Einerseits; andererseits wird der moderne Mensch durch den kontinuierlichen Klangweltenwandel musikalisch mehr und mehr heimatlos. Mit der Entgrenzung und Vervielfältigung der Klangkulturen ist Musik zu einer Kontingenzerfahrung unter anderen geworden. In diesem Zusammenhang wollen wir uns mit den folgenden Problemstellungen beschäftigen. Wie spiegeln sich die Kontingenzstrukturen moderner Gesellschaften in der sozialen Praxis der Musik und welche kulturellen Sinnzuweisungen erfährt die prinzipiell bedeutungsoffene Musik durch die verschiedenen sozialen Gruppen unserer multikulturellen Gesellschaft? Wie gehen zeitgenössische Komponisten wie beispielsweise Dieter Mack, Sandeep Bhagwati und Christian Utz mit den musikalischen Schemata westlicher und nichtwestlicher Musikkulturen um? Wie reagieren Jugendliche im Rahmen ihrer Identität bildenden (Selbst-)Sozialisation auf das Überangebot musikalischer Stile?

Mesosoziologisch: Musik ist ein Berufsfeld, das große Risiken birgt. Die Übergänge zwischen flexibilisierten Berufsmusikern und passionierten Amateuren sind fließend geworden. Fest angestellte Musiker müssen mit einer Vielzahl freier Musiker konkurrieren, die als Ich-AGs in ihren Studios nach neuen Wegen der musikalischen Produktion und Distribution suchen. Hieraus ergibt sich eine Reihe soziologisch relevanter Fragen: Wie reagieren professionelle Musiker auf der Suche nach verlorener Sicherheit auf ihre prekäre Berufssituation? Wie wirken sich die Veränderungen der Distribution von Musik (Internet, mp3) auf die Produktion aus? Findet zurzeit eine ‚kreative Zerstörung’ etablierter musikindustrieller Strukturen statt, in der Unsicherheit als Produktivitätsressource für neue Sicherheiten fungiert? Welche Lösungen gibt es für das Problem des copy right?

Mikrosoziologisch: Auf mikrosoziologischer Ebene lässt sich analysieren, wie Musiker beim Improvisieren oder Sich-aufeinander-Einstimmen auf das Problem der doppelten Kontingenz reagieren. Empirische Forschungen über musikalische Interaktionen könnten in diesem Kontext zu neuen Ansatzpunkten für handlungstheoretische Konzeptionen führen.

Entlang der Auffächerung der Thematik in makro-, meso- und mikrosoziologische Fragestellungen ergibt sich die folgende Programmstruktur.


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