Übersetzung


Die folgende Übersetzung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist ein Versuch, den mittelhochdeutschen Text in modernes Deutsch zu überführen und sich demzufolge dem Inhalt etwas anzunähern, um größeres Verständis des zuvor Transkribierten zu ermöglichen. Dabei war es nicht immer möglich, die Interpunktion der Transkription konsequent zu übernehmen, sondern es wurde im Sinne des besseren Textflusses häufig zu anderen Satzzeichen gegriffen. Unser Ziel war eine textnahe, allerdings keine wortgetreue Übersetzung, und leider konnten wir nicht einmal überall den Sinn erschließen, weil zu große Verständnisschwierigkeiten vorlagen. In den folgenden, zum Teil nur paraphrastisch wiedergegebenen Passagen sind diejenigen nicht zu entschlüsselnden Stellen durch Auslassungszeichen markiert sowie in manchen Fällen Konjekturen über die mögliche Bedeutung in eckigen Klammern hinzugefügt.

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1277 Jahre nach Gottes Geburt wurde ein Kind am Karfreitag geboren. Nun konnte sich die Mutter, während sie das Kind austrug, kaum zurückhalten: Sie drückte ihren eigenen Leib vor lauter Freude, damit das Kind bald geboren werde, so dass man ihr die Hände [aneinanderbinden] musste, da man befürchtete, sie würde vor lauter Liebe zu dem Kinde ihrem Leib schaden, weil sie die Geburt kaum erwarten konnte. Sie war in so großer Andacht, dass sie mit Fleiß die Passion unseres Herren verinnerlichte, und bat ihn mit großer Andacht, dass er die Frucht von ihrem Leibe nehmen möge

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als eine Wiedergutmachung für seine Passion, und dass ihr mehr Weh geschehen müsse, als ihr jemals bei der Geburt eines ihrer Kinder geschehen war. Das wurde an ihr vollbracht. Das Kind wurde am Karfreitag in der Zeit geboren, [als man vier läutete], und der Mutter widerfuhr solcher Schmerz, dass man wähnte, sie wolle sterben, und sie sprach: „Mir war vorher noch nie so weh von keinem anderen Kind.“ Und war doch dieses Kind das zehnte Kind, das von ihr geboren wurde. Nun geschah dies zu Nürnberg in der Stadt, und in der Kirche Sankt Sebald wurde sie an dem Osterabend getauft und Chri (-)

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stina genannt. Und an demselben Tag wurde kein Kind mehr getauft […]Dies war ein großes Wunder für die Leute, die viele Jahre lang darüber redeten, dass niemand in derselben Zeit geboren wurde, wie man an der Taufe prüfen kann. Als der Mensch gar jung war, lag er auf dem (Kranken)Lager darnieder und empfing den Leib unsers Herrn [= Kommunion] und wurde verzückt und sah, dass 24 alte Herren um das Bett standen, und ein jeder Herr hatte ein Saitenspiel in seiner Hand. […] Da sie wieder zu sich kam, da sprach eine Schwester, die sie pflegte: „Du hast wundersam geschlafen.

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Wie sehr du aber geschlafen hast, wir konnten Dich heute wecken.“ Sie wollte ihnen nicht sagen, was ihr geschehen war. Doch später, als sie 40 war, tat sie es ihrem Beichtvater, Bruder Konrad von Füssen, einem Prediger, kund; dies und andere Dinge, die in diesem Büchlein geschrieben sind. Dazu wurde sie von Gott gezwungen. Im Jahr 1317, in einem Advent, begann sie, dem Beichtvater von den Wundern zu berichten, die Gott ihr getan hat, und [sie] schrieben dieses Büchlein sieben

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Jahre. Als sie 40 Jahre alt war tat ihr Gott vor dem Advent kund, dass ein Bruder [eines nahenden Todes] sterben sollte. Nun tat sie dies den Schwestern in ihrem Kloster kund, doch nannte sie den Bruder nicht. Nun hätte sie es ihm gerne kund getan, [doch es war ihnen verboten, mit ihm zu reden. Daher wollte sie heimlich [~ nicht öffentlich] mit ihm reden]. In dieser Zeit fand man ihn tot auf und darüber hinaus ohne Sterbesakramente [~ unverrichtet], was sie sehr beschwerte. Nun kam ein Beichtiger, Bruder Konrad von Füssen, doch sie vermochte nicht zu

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ihm zu kommen, um die Sünde zu beichten, dass sie den Bruder nicht gewarnt hatte. […] sie war sehr betrübt. Nach der Messe hörte er ihre Beichte und gab ihr den Leib unseres Herrn, [nachdem / weil] der Konvent ihn während derselben Messe genommen hatte. Es war zu Anfang des Advents und unser Herr war so zärtlich zu ihr, dass es unsagbar ist. Den Tag über war sie in solcher Süßigkeit, dass sie kaum bei Sinnen war, außer in der Zeit, in der sie bei Tisch las und

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eine kurze Weile aß. […] als ob sie von Gnaden und Süßigkeit geboren worden wäre. Und als dann die Nacht kam, so war sie in der Zelle und sah unseren Herrn unaufhörlich auf dreierlei Weise, wie in der [guten Fasten] geschrieben ist. Diese Dinge geschahen nicht nacheinander in einem Jahr. Sie geschahen nacheinander innerhalb von vier Jahren. Als sie 30 Jahre alt war, an dem Abend zu Mariä Lichtmess, wollte sie sich […] wärmen und wollte den Kranken

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[…], das sie nach der Messe essen. Nun saß sie nach der Komplet auf dem Ofen und wurde entzückt. Als die Mägde später des Nachts [von der / in die] Küche kamen und sie in der großen Hitze fanden mit […] und die Hitze so groß war, dass ein jegliches Tuch wohl verbrannt wäre, dachten sie, dass sie tot wäre. Und da sie wieder zu sich kam und ihr nichts geschehen war weder an ihrem Leib noch an ihrem Gewand, sprach nun eine der Mägde, während sie so dalag, man sollte [vor ihr / für sie]

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eine Kerze anzünden, und sie sprach sehr grausam von ihr. Nun war ihr, als ob Gott sie bestrafen wollte und das tat sie einer anderen Magd kund. Die Magd kam aus dem Kloster und war sehr […]. Zu einem Mal, als zur Mette geläutet wurde, ging sie ganz heimlich zu dem Schlafsaal und bat die Mägde, nicht von diesen Dingen zu reden, denn sie war sehr betrübt, dass es so öffentlich an ihr geschehen war. Es war ihr vorher oft heimlich widerfahren. Nun geschah es ihr erstmals öffentlich und konnte nicht

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[verheimlicht] werden. Im Jahre des Herrn 1324 ging ihr Beichtvater davon und kam nach Freiburg. Als sie 47 Jahre alt war und ihr Beichtvater zur Sankt-Martins-Messe von dannen gefahren war, träumte sie vor dem Advent, es solle unser Herr als etwa 12-Jähriger kommen und mit ihr flüstern. Nun [kam] Elizabeth die Ältere von Regensburg [daher] und sprach [darüber]; dieses heimlich Geflüsterte wurde öffentlich. Sie träumte wieder, ihr solle ein hoher Herr ein großes Fass mit [Honig] senden, das sie unter den Frauen der Sammlung verteilen solle. Als jede Frau

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ihren Anteil erhalten hatte, [ging einer aus / fehlte einer]. Da sprach sie zu der Frau: „Ich habe noch so viel Honig, der mir gehört, dass ich auch dir wohl etwas gebe.“ Dieselbe Frau versäumte die Messe und [keine mehr]. An dem Dienstag nach Epiphanie nahm sie unsern Herrn [ = Kommunion], und es läutete zur Messe vor der Prim, und alle, die im Kloster waren, gingen hin. Doch eine Frau die verschlief es. Wie sie es zuvor geträumt hatte, waren viele Menschen mit großer Begierde zur Messe gekommen. Viele waren auf den Hof gekommen, viele Arme und viele Reiche kamen wegen der Messe. Nun

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sah eine Frau, als sie zur Messe ging, dass unser Herr beim Altar stand, er war etwa um die 30 Jahre alt. Diese hieß Anna von Witnasdorf und starb danach am Auffahrtsabend. Sie erzählte an ihrem Tod[estag], dass sie seit Weihnachten und bis vor ihren Tod, […], jeden Tag die Engel habe singen hören und besonders vor der Prim […], das ihr Gott zu dieser Zeit getan habe. Eine andere Frau, die noch lebt, die sah, dass unsere Frau mit ihrem etwa dreijährigen Sohn, den sie im Arm hielt, vor dem Altar stand. Der Lesemeister ging mit

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erhobenen Händen in die Kapelle zu dem Altar und sprach die Messe der Heiligen Dreifaltigkeit. Und als er das Confiteor sprechen sollte, und als er „und Euch Schwestern“ hätte sagen sollen, sagte er „und Euch Unschuldigen“ und wusste selbst nichts davon. Er las mit so großer Andacht [weinend] die Messe und [bei fast jedem gelesenen] Wort, wollte ihm der Sinn abhanden kommen vor so großer Andacht. Die Leute sagten, dass die Messe andächtig genug gewesen sei, [als] hätte sie St. Nikolaus gelesen. Bei der Messe nahm ich unseren Herrn [= das Abendmahl], da gab er mir tausend Seelen,

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tausend Sünder, damit sie bekehrt werden sollten, und tausend guter Leute, die in ihrem Glauben [zu den ewigen Freuden] bestätigt werden sollten. Alle diejenigen, die die Messe hörten, waren so sehr in Andacht versunken, dass sie weinten, als ob ein Toter vor ihnen läge, den sie beklagten. Nach der gesprochenen Messe vor der Prim da predigte er. In seiner Predigt tat er uns kund, dass der Vater im Himmel uns allen unsere Sünden vergeben habe. Wir seien seine Kinder geworden, wir seien in Gott erneuert worden, die verlorene Zeit erfüllt und

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die ewigen Freuden seien uns bestätigt worden. Als er diese Worte von Gott kund getan und auch noch andere süße Reden gesprochen hatte, da sprach er: „Ich bin es nicht, der mit euch spricht, das hört ihr an meiner Stimme.“ Das war auch wahr, dass sich seine Stimme verwandelt hatte. Am [Nontag] gab er mir aber unseren Herrn in der Art und Weise wie davor und unser Herr sprach: „Ich will deine Trübsal und dein Leiden veredeln.“ Und [ich] lag am selben Tag bis Vesper und sog die Wunden unseres Herrn und sog daraus Begierde und Minne. Nun fuhr

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er davon. Am selben Tag um Vesperzeit, [da sah er die rechte Hand unseres Herrn. Das hatte ich begehrt.] Das gestand er mir heimlich, dass ihn unser Herr dazu getrieben hatte, dass [jedes Mal,] wenn er zu dem Sarg [= Tabernakel] oder zu dem Kruzifix ging, unser Herr sprach: „Kehr von mir und komm zu Engeltal.“ Und er sollte mir unseren Herrn geben und einer Frau von Köln in ihrer Zelle, [das widerfuhr in Gottes Gnaden / dafür widerfuhren ihm Gottes Gnaden]. Es war nun in diesen zehn Tagen so großer Jubilus in dem Kloster, tagsüber und nachts, dass sich alle darüber wunderten,

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Junge und Alte. Einige, die lachten, andere, die weinten. Man hat ein Lied davon gedichtet, das hörten sie mit großer Begierde singen. Diese Nachricht wurde [lautstark und] weit verbreitet, und viele Menschen lobten Gott des großen Wunders wegen, das hier in diesem Kloster geschehen war. Gott habe Ehre und wir nicht. Am Sankt Andreas Tag, während der Lesemeister Gottes Leib in seinen Händen hielt, da hörte ich, dass das [Folgende] der Vater vom Himmel zu ihm sprach: „Du sollst meinen väterlichen Segen und meinen ewigen Schutz haben.“

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Da sprach der Sohn: „Hier sollst Du große Lust von meiner Menschheit empfinden, dort von meiner Gottheit ewige Freude.“ Da sprach der heilige Geist: „Ich will dir meine große Gabe geben, davon allein sollst du nicht Lust empfinden; von dem, das ich anderen Leuten gebe, davon sollst du große Süße empfangen.“ Es gab einen Bruder, der wollte sich selbst töten. Für diesen bat der Mensch. Da sprach eine Stimme: „Heiße ihn, die zwei Evangelien bei sich zu tragen, so wird er erlöst von der An (-)

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fechtung: „Clarifica me, pater“ und das „[…] Ihesus dixit“. Im Jahr 1328, als ich im 51. Jahr war, da wurde ich während des Advents am Donnerstag in der Fronfasten nach Komplet entrückt, als es bereits spät war, und kam vor das Gericht. Nun kam eine große Schar von Teufeln dorthin und rügte den Pfarrer von Happurg gar ungestüm: Immer wenn einer aufhörte, begann ein anderer. Nun sprach der heilige Vitus: „Herr, ich klage dir über ihn. Es wurde sein Kind gelegt vor meine

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Kirche, das war in […], und [das Kind] war tot. Er hat deswegen nicht von der Ehre des Priesteramtes gelassen. Herr, das klage ich dir über ihn.“ Nun sprach unser Herr nicht ein einziges Wort, und sein Antlitz strahlte eine solche Gerechtigkeit aus, dass ich glaubte, er wollte die Seele verdammen. Und viele Leute schrien mit einer kläglichen Stimme, [dass der Konvent unsere Frau und Sankt Dominicus anrief]. Nun bat unsere Frau für ihn und sprach wie folgt: „Gedenk Sohn, dass du die Menschheit [von mir hast]

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und ich habe dich mit meinen Brüsten gesäugt.“ Er gab ihr keine Antwort, woraufhin sie die folgenden Worte sprach: „Kind, bedenke, dass die Minne mit Hammerschlägen am Kreuz in dich geschlagen wurde und erbarm dich der Seele.“ Darauf [mahnt] der heilige Dominicus, dass er dem Kloster so hold gewesen sei, und sein Engel sprach: „Das riet ich ihm zu aller Zeit […] Wie viel er nun wider Dich getan hat, so beging er sein Amt doch […]“ Nun wurde unser Herr sanft und sandt ihn

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in das Fegefeuer, damit er die Sünde büße. [Es wurde damit bewiesen.] Unser Bruder war […]. Und da er so jammerte, da gab er ihm all den Dienst, den er unserer Frau je getan hatte, und sprach, als ihm die Lebenskraft entwich. Da zappelte das Herz so lange in ihm, [bis / dass] man hierher zum Kloster ging. Und dass er so jammerte, das [bewies] mir das Gericht und die Wahrheit. Ich wurde daran erinnert, dass der alte Kaplan mit unmäßigen Freuden gen Himmel fuhr und dass die

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Heiligen, denen er gedient hatte, mit besonderer Andacht und besonderem Gebet ihm hier gegenüber frohlockten. Und je nach der Minne, wie er sie geminnt und genannt hat, so gaben sie sich in besonderer Freundschaft zu erkennen: Eine war seine Mutter, eine seine Tochter, eine seine Gemahlin, eine seine Schwester. Und seine große Andacht wurde allem himmlischen Heere kund getan, und keine Zunge kann vorbringen, welche Ehre und Freude und Wonne ihm von Gott verliehen wurde. Gott habe Ehre

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an allen Dingen. Nun bat ich unsern Herrn [zu erfahren], warum das geschehen war, dass er einen so schnellen Tod genommen hatte. Da wurde mir kund getan, das geschehe aufgrund dreier Dinge. Vor allen [anderen] Tugenden habe ihm Gott die Gerechtigkeit eingeprägt. Da er ihm da so viel Gnaden tat und sein Ansehen so groß war, da fürchtete er, […] und er kam in eine [Unruhe] und ließ ab. Und dass er mit seinem Gut dem Konvent mehr [Gutes tat], das war gegen Gottes Willen. Denn wenn jemand nicht viel hat, der

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soll wenig geben. Das dritte (war), dass er ungern denjenigen den Leib Christi gab, die eine große Begierde danach hatten. Und besonders einem Menschen, der so eine große Begierde besaß, dass er sich [vor Leid mit großer unerträglicher Marter quälte]. Und unser Herr trug ihm auf, dass er ihm seinen Leib gebe, so wollte er ihm hier und dort Gnade tun. Das wollte er nicht tun, [nun ließ er es nicht durch die Furcht der Leute.] Diese drei Dinge missfielen Gott an ihm und wollte es ihm nicht verzeihen, […]

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Darauf nun hat ihm unser Herr gelobt, er solle ohne Unterlass zum Himmel auffahren, das solle an ihm vollbracht werden. Sie hat für [den Streit / die Irrungen] zwischen dem Papst Johannes XXII. und dem Kaiser Ludwig gebeten. Da sprach unser Herr während der Predigt zu ihr: „Man will nicht [für mich] richten, so will ich selbst richten. Geistliche Leute haben noch [weniger] Gerichtsbarkeit über die Sünde als weltliche Leute. Sie haben ihre Predigtmaterie jetzt schon viele Jahre darauf

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gerichtet, dass […]. Meiner Gerechtigkeit kann niemand entfliehen. Als der Papst den Schwestern und anderen geistlichen Leuten [derartiges an-] tat, gingen de Rufe und das Seufzen gen Himmel. […] An Divisio Apostolorum ist dies geschehen. Meinen lieben Herrn, Bruder Konrad, grüße ich, Christina die Ebnerin, in unserem Herrn

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Jesus Christus, der uns […] von Minne. Lieber Herre, ihr habt mich angefragt, ob ich nicht bereit dazu wäre, für Euch zu bitten. Mein Gebet ist ein armes Gebet, doch in der Treue und in der Meinung, wie ich es tue, ob ich auch wüsste, dass Ihr in Todsünden seid oder dass Ihr in die Welt gefahren seid und in Gottes Zorn lebtet, so würde ich doch Euer gedenken […] Gott. Doch bitte ich Euch, dass Ihr meinen Rat nicht verschmäht. Es gibt derjenige Rat, der selbst keinen hat. Ihr sollt die Kunst nicht [vor] Gott minnen. Die Kunst hat kurze Dauer, aber

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die Frucht der Minne währt ewig. Der sich […] wähnt, der sündigt stark […] die Leute. Derjenige, der der Leute Willen allzeit wahrt, ist nicht Gottes Freund. Es wurde noch niemand heilig, es sei denn, er war […] an der Gerechtigkeit. Ihr sollt Eure Müßigkeit pflegen. Wäre es nicht schade an dem Gut, so wäre es schade an der geistlichen Zucht. Derweil man bei der Gesellschaft sitzt, so geht die Zeit gar unnütz dahin […] Denn wir haben nichts eigenes

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Außer der Zeit. Wenn wir die nicht gut anlegen, so werden wir dort arm sein, wo unser Freudenhort sein sollte und unser Wonne viele Jahre. Lieber Herr, sollte ich zu viel geredet haben, vergebt es mir durch die Wahrheit. Eine Mutter redet mir ihrem Kind so, wie sie es mit anderen Leuten nicht täte. Seit ihr mir vertraut und auch meinen Rat nicht verschmäht, damit bindet Ihr mich, dass ich Euch Treue leiste, […], doch gibt oft derjenige Rat, der selbst keinen hat. Gott sei mit Euch auf ewig und […] und geb Euch zu tun, dass ich

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gut sei und Gott löblich und Euer Lohn groß werde in dem Himmelreich […]