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Francis Le Maitre
[Francis.Le-Maitre@uni-konstanz.de]
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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen



Die Wahrheit des Ghettos
Realer Raum des Mythischen - mythischer Raum des Realen


Projektskizze

Im Jahre 2010 behauptete der Fraktionschef der Grünen Jürgen Trittin öffentlich die Existenz  Berliner Ghettos. Im selben Jahr war es Thilo Sarrazin der manche Stadtteile Berlins zu „Parallelgesellschaften“ zur deutschen Mehrheitsgesellschaft erklärte. Seit dieser Zeit kann die sogenannte „Ghettoisierung“ mancher deutscher Wohnorte, als Symbol einer Entwicklung verstanden werden die nicht nur die Städte zu spalten droht, sondern eine ganze Gesellschaft. Wer die Existenz von Ghettos behauptet will entweder „die Dinge beim Namen nennen“ oder das Gespenst des US Amerikanischen Armenviertels heraufbeschwören um gesellschaftliche Zustände zu dramatisieren. Während die massenmediale Debatte janusköpfig bleibt floriert insbesondere in Berlin gleichzeitig ein, zur Populärkultur avanciertes Rap Genres, deren reimende Sprachrohre nichts weniger behaupten als aus eben diesen Räumen zu sprechen. Die soziologische Forschung, in Deutschland wie auch in Frankreich, hat die Bedeutung von massenmedialen Narrativen über das „Ghetto“ sowie den Einfluss der gesamten Hip-Hop Kultur als konstitutive Bedingung seiner diskursiven Konstruktion kaum beachtet. Im Gegensatz zu den vermehrt erscheinenden Arbeiten in den USA, welche die Bedeutung der zur Populärkultur avancierten Hip-Hop Bewegung sowie die des massenmedialen Ghettodiskurses für die Wahrnehmung eines urbanen Raumes als solchen, zumindest in Ansätzen, bearbeiten, scheint im deutsch-französischen Kontext die Suche nach einer empirischen Wahrheit, die die Verwendung des Ghettobegriffs rechtfertigt, nach wie vor dominant und von den verschiedenen Diskursen, Symboliken und Narrativen über ihn, weitgehend abgeschnitten. Die geplante Dissertation zielt auf eine kultursoziologische Analyse der Verwendung und Bedeutung des Ghettobegriffs aus einer komparativen Perspektive. Verglichen werden sollen sowohl massenmediale Darstellungen als auch Hip-Hop Texte aus Deutschland und Frankreich. Dabei soll das Konzept des Ghettos aufgrund der behaupteten Unbestimmtheit des Begriffs mythentheoretisch erfasst werden. Im Unterschied zum polemischen Gebrauch des Mythenbegriffs, als Differenz zum Logos, soll deswegen nicht versucht werden, die Existenz von Ghettos, in beiden Ländern, zu belegen oder gar zu erklären, wie es in vielen empirischen Studien der Fall ist. Vielmehr soll dem „Ghetto“ nicht als ein Begriff, sondern als eine symbolische Form begegnet werden deren Bedeutungsdimensionen diskursiv rekonstruiert werden können um den mythischen Kern des Ghettos als Imagination eines Raumes des radikalen Anderen freizulegen und in seiner gegenwartskulturellen Bedeutung zu verstehen.