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Antonia Eder
[antonia.eder@uni-konstanz.de]

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KollegiatInnen
Koordinator
HochschullehrerInnen



Das Indiz – Trug der Evidenz?
Zur literarischen und juridischen Kultur von Indizien im 18. und 19. Jahrhundert


Projektskizze

Dieses Forschungsprojekt befragt das Indiz aus semiotischer, wissensgeschichtlicher, genauer rechtshistorischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive als An-Zeichen und methodisches Paradigma von Evidenz. Damit wird nicht nur ein weiteres Feld der ‚law and/as literature’ Debatte eröffnet, sondern am Indiz werden zwei epistemologisch konkurrenzielle Grundsätze der Kulturwissenschaften, Konstruktivismus und Reales konfrontiert. Das Indiz gerät zum symptomatischen Kulminationspunkt von materieller und narrativer Kultur.
Nachgegangen wird dem Zusammenhang zwischen der Rechtsrealität eines im Zuge der französischen Revolution und rechtspolitischen Reformen um 1800 erstarkten Indiz-Begriffs und seinen Spuren in der französischen und deutschsprachigen Literatur des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts. Beide Untersuchungsbereiche, der wissensgeschichtliche Rechtsdiskurs und die literaturwissenschaftlichen Fallanalysen, können durch kulturtheoretische Überlegungen zum Indiz als genuin semiotisches Phänomen verknüpft werden. Der „Denk-Schluss“ (Enthymem) lässt das Indiz begriffsgeschichtlich zwischen Wunderzeichen und Zeugnis, Symptom und Beweis changieren. Inwiefern gerät so das Indiz im semiotischen Kontext zum aporetischen Amalgam aus Sinn (Hermeneutik) und Ding (Material, Reales)? – zu Anfang und Ende der Interpretation? Das Reale des Indiz wird hinsichtlich seiner Evidenz, über die es Aufklärung in nuce zu sein beansprucht, gerade durch narrative Freiheit befragt.

In der Zusammenschau juridischer und literarischer Kultur eröffnet das 'Indizienparadigma' ein für kanonische Texte rar gewordenes innovatives Spannungsfeld von materialer Unhintergehbarkeit und narrativer Täuschung - ebenso wie das: narrativer Unhintergehbarkeit und materialer Täuschung