Teilprojekte (Erste Förderphase)

Teilprojekt 6: Die Grenzen absichtlicher Kontrolle von Stereotypisierungs- und Vorurteilsprozessen
Fachgebiet: Neurowissenschaft
Projektleiter: Dr. Anja Achtziger,
HD Dr. Andreas Keil
Projektberabeiter: Dipl.-Psych. Verena Michalski,
Dipl.-Psych., Dipl.-Ing.(BA) Alexander Jaudas
Projektbeschreibung

Dieses Teilprojekt untersucht, wie sich Menschen spontan Eindrücke über andere Menschen bilden und ob dieser Eindruck von der Motivation des Betrachters beeinflusst wird. In Übereinstimmung mit dem Hauptthema unserer Forschergruppe lautet die zu beantwortende Frage: Kann spontane Eindrucksbildung durch Absichten überhaupt beeinflusst werden? Um diese Frage zu beantworten, kombinieren wir etablierte Paradigmen aus Motivation, Sozialer Kognition, Kognition und Neurowissenschaften, um aus unterschiedlichen Perspektiven Einblick in den sozialen Eindrucksbildungsprozess zu gewinnen.

Aus einer sozial-kognitiven Perspektive untersuchen wir, ob bestimmte Komponenten des Arbeitsgedächtnisses (d.h. Phonolo­gische Schleife, Zentrale Exekutive und Visueller Skizzenblock; siehe Baddeley, 1986, 1996) für die intentionale Verarbeitung stereotyp-inkonsistenter und stereotyp-konsistenter Informationen über eine Zielperson unerlässlich sind. Darüberhinaus testen wir, ob diese Komponenten des Arbeitsgedächtnisses für die Realisierung von Zielintentionen und Vorsätzen (siehe Gollwitzer, 1993, 1999) während der Eindrucksbildung notwendig sind. Wir erforschen die »Grenzen der Absichtlichkeit« in Hinsicht auf stereotyp-inkonsistente und stereotyp-konsistente Informationen mit Hilfe von verschiedenen Gedächtnistests (free recall, cued recall, recognition).

Aus einer sozial-neurowissenschaftlichen Perspektive untersuchen wir, ob die automatische Aktivierung von Stereotypen und Vorurteilen mit dem EEG gemessen werden kann und ob es neuronale Indikatoren absichtlicher Prozesse gibt, die diese Aktivierung beeinflussen. Wir messen die elektrokortikale Aktivität während der Ausführung einer Aufgabe/mentaler Tätigkeit. Diese Messungen sind im temporalen Bereich sehr genau und erlauben eine Einschätzung der Beziehung zwischen verschiedenen Bereichen im Gehirn über die Zeit. Indem wir diese Methoden zusammen mit experimentellen Designs aus der Sozialpsychologie einsetzen, hoffen wir semantische und evaluative Prozessen der Eindrucksbildung in Abhängigkeit von der Zeit zu finden. Wir versuchen Fragen zu beantworten wie beispielsweise »Wie schnell werden Stereotype und Vorurteile im Gehirn aktiviert?«, »Können neuronale Indikatoren der automatischen Aktivierung von Stereotypen und Vorurteilen durch Zielintentionen und Vorsätze identifiziert werden?« und »In welchem Zeitabschnitt können intentionale Prozesse in der Eindrucksbildung im Gehirn beobachtet werden?«.

In Kooperation mit dem Teilprojekt Motivation (Peter M. Gollwitzer) untersuchen wir, ob die Flexibilität von Vorsätzen (siehe Jaudas & Gollwitzer, 2004) auch mit Hilfe von neurowissenschaftlichen Methoden während eines Aufgabenwechsels beobachtet werden kann. Darüberhinaus untersuchen wir, ob Priming verschiedener Arten von Selbstkonzepten und verschiedenen motivationalen Foki in Kombination mit Zielintentionen und Vorsätzen bei der Stereotypisierung anderer Personen zu den »Grenzen der Absichtlichkeit« führt. In Kooperation mit dem Teilprojekt Soziologie (Bernhard Giessen) untersuchen wir, ob die aktive Anwendung oder die passive Wahrnehmung von Stereotypen im Kontext von verschiedenen Schemata von Gewalt (d.h. deviante oder legitime Gewalt) durch Zielintentionen und Vorsätze (Gollwitzer, 1999) beeinflusst werden kann.