Medienwissenschaft

User Generated Geographies
Eine Ethnographie der GPS-Community Geocaching

Das world wide web wurde lange Zeit vor allem als ein Kommunikationsmedium wahrgenommen, das Raum, physische Anwesenheit und leibhaftige Begegnungen obsolet werden lässt. Ein Kommunikationsmedium, das es etwa ermöglicht, zu Hause am Bildschirm für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der sich viele tausend Kilometer entfernt befindet. Oder Menschen auf Grund gemeinsamer Interessen statt räumlicher Nähe kennenzulernen.

Doch trotz der großen Potentiale ortsungebundener Kommunikation, die das Netz bietet, und trotz der wachsenden Bedeutung des Internets im Alltagsleben vieler Menschen, bleiben Raum, Bewegung und physische Anwesenheit prägende Kategorien des menschlichen Zusammenlebens. Und so interessiert sich die gegenwärtige Internetforschung mittlerweile insbesondere auch für die Schnittstellen des ortsunabhängigen Mediums mit dem doch recht ortsgebundenen Leben seiner Nutzer. Die Frage danach, wie das Internet auch ortsspezifische Kommunikation und lokales Handeln verändert, wird nicht zuletzt auch durch die zunehmende Verbreitung so genannter mobiler Dienste interessant.

In ihrem Dissertationsprojekt „User Generated Geographies“ untersucht Gesa Henselmans das ortsbasierte, Nutzer-generierte Spiel Geocaching, das von einer stetig wachsenden Community in mittlerweile über 200 Ländern gespielt wird. Über eine Internetplattform werden bei diesem Spiel die geographischen Koordinaten selbst angelegter Verstecke kommuniziert, die andere Mitspieler mit Hilfe von GPS-Geräten aufsuchen.

Als ein frühes und erfolgreiches Spiel, das Lokalisierungstechnologie einsetzt, betrachtet die Ethnologin und Medienwissenschaftlerin Geocaching nicht nur als ein Beispiel für das Ineinandergreifen von virtueller Welt und Realraum, sondern auch als ein Fallbeispiel für die spielerische Aneignung neuer Technologie durch Amateure.

Personen
Gesa Henselmans

Teilprojekte
User Generated Geographies
Wissensräume