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S. 63

uni’kon: Frau Dr. Gaudenzi, ist die Universität

Konstanz für Sie ein internationaler Ort?

Dr. Bianca Gaudenzi: Absolut. Was ich beson-

ders schön finde: Das Zukunftskolleg der Universität

Konstanz ist sehr international, hat aber alle Vorteile

des deutschen Systems. Viele der Fellows haben eine

große internationale Erfahrung, haben in vielen Län-

dern gewohnt und gearbeitet. Beim Mittagessen kann

man sich mit Kollegen aus allen Ländern über Politik

und foreign affairs austauschen: Mathematiker aus

Griechenland, Physiker aus Indien, Philosophen aus

den USA. Die Menschen an der Universität Konstanz

haben sehr viel Lust auf einen Dialog mit Menschen

aus anderen Ländern. Die Stimmung ist sehr interna-

tional, ohne „zu luftig“ zu sein.

Inwiefern hat diese internationale Atmosphäre

einen Einfluss auf Ihre Forschungsarbeit?

Es ist sehr bereichernd, wenn man verschiedens-

te Standpunkte zu sehen bekommt und seine eigene

Forschung mit anderen Augen betrachten kann. Für

meine eigene Forschung ist das besonders gut, gera-

de weil ich transnationale Geschichte betreibe. Von

Kollegen aus anderen Ländern und Fächern bekomme

ich viele Fragen gestellt, an die ich überhaupt nicht

gedacht hätte. Ich bekomme verschiedene Seiten

zu sehen, die ich aus meiner nationalen Perspektive

heraus vielleicht nicht sehen würde.

Was brauchen junge Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftler? Welche Rahmenbedingungen

sollte eine Universität ihnen geben?

Was wir am dringendsten brauchen ist Zeit. Zeit

und Ruhe, um richtig zu forschen, zu lehren und die

Ergebnisse zu publizieren. Aber auch finanzielle Un-

terstützung und Flexibilität. Was ich schon bei meiner

Bewerbung am Zukunftskolleg richtig toll fand – und

damals ganz neu – ist diese maßgeschneiderte Förde-

rung von PostDocs, dieser Fokus auf Nachwuchswis-

senschaftler. Dieser Lebensabschnitt ist für Wissen-

schaftler besonders wichtig. Es schadet der Qualität

der wissenschaftlichen Arbeit, wenn man sich in die-

ser Zeit ständig um neue Stipendien kümmern muss,

keine sicheren Perspektiven hat. Den jungen Wissen-

schaftlern sollte darum mehr Zeit und festere Pers-

pektiven geben werden. Da geht es um Qualität  

.

Dr. Bianca Gaudenzi

ist seit 2015 Post-

doctoral Fellow an der Universität Konstanz

und zugleich Research Associate an der Uni­

versity of Cambridge. Die Historikerin lehrt

und forscht in Italien, England und Deutsch-

land zur Kultur- und Sozialgeschichte in

der Zwischenkriegszeit und Nachkriegszeit

des 20. Jahrhunderts. Ihr aktuelles For-

schungsprojekt befasst sich mit der Rück-

gabe von Beutekunst nach dem Zweiten

Weltkrieg.

Das Ontario/Baden-

Württemberg-Programm

feiert 2016 sein 25-jähriges

Bestehen. An dem Pro-

gramm nehmen derzeit zwölf

Hochschulen Ontarios und

neun Universitäten Baden-

Württembergs teil.

»Ich war immer hier,

auf dem Gießberg, auf Ebene A5.«