Mit voller Kraft am Hauptantrag

Prof. Dr. Leo Kaas ist seit 2004 Professor für Volkswirtschaftslehre insbesondere Wirtschaftstheorie an der Universität Konstanz. Nach seiner Promotion an der Universität Bielefeld im Jahr 1998 war er Assistenzprofessor am IHS Wien und an der Universität Wien, wo er im Jahr 2004 habilitierte. In seiner Forschung beschäftigt sich Leo Kaas mit Such- und Matchingprozessen auf dem Arbeitsmarkt sowie mit makroökonomischen Auswirkungen von Finanzmarkt-friktionen. Er ist Mitkoordinator eines neuen DFG-Schwerpunktprogramms „Financial Market Imperfections and Macroeconomic Performance“ und Mitglied im Vorstand des Doktorandenprogramms „Quantitative Economics and Finance“.
Prof. Dr. Leo Kaas ist seit 2004 Professor für Volkswirtschaftslehre insbesondere Wirtschaftstheorie an der Universität Konstanz. Nach seiner Promotion an der Universität Bielefeld im Jahr 1998 war er Assistenzprofessor am IHS Wien und an der Universität Wien, wo er im Jahr 2004 habilitierte. In seiner Forschung beschäftigt sich Leo Kaas mit Such- und Matchingprozessen auf dem Arbeitsmarkt sowie mit makroökonomischen Auswirkungen von Finanzmarkt-friktionen. Er ist Mitkoordinator eines neuen DFG-Schwerpunktprogramms „Financial Market Imperfections and Macroeconomic Performance“ und Mitglied im Vorstand des Doktorandenprogramms „Quantitative Economics and Finance“.

An der Universität Konstanz soll eine „Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften“ entstehen. „Im Gespräch“ hat sich bei Prof. Dr. Leo Kaas, Koordinator des Antrags im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, nach Details erkundigt.


Herr Prof. Kaas, unzählige Promovenden haben ihre Doktorarbeit auf herkömmliche Weise geschrieben und Karriere gemacht. Brauchen wir überhaupt Graduiertenschulen?

Sicher können auf traditionelle Weise auch hervorragende Dissertationen entstehen. Doch demgegenüber hat die strukturierte Doktorandenausbildung sowohl in der Vorbereitung der Promovenden auf ihre wissenschaftliche Karriere als auch in den vielfältigen Möglichkeiten zum Gedankenaustausch erhebliche Vorteile. Zudem ist diese Form der Promotion mittlerweile Standard an allen international angesehenen Universitäten.


Was ist der Vorteil einer Graduiertenschule?

Zum einen werden die Promovenden durch eine gezielte forschungsorientierte Grundausbildung im ersten Promotionsjahr auf ihre Forschungstätigkeit vorbereitet. Bereits hierbei stehen sie im engen Kontakt mit den Professorinnen und Professoren und können daraus besonders interessante Forschungsthemen entwickeln. Zum zweiten werden die Promovenden in den Folgejahren mit ihrem Dissertationsvorhaben nicht allein gelassen. Im Gegenteil, sie befinden sich durch vielfältige Seminare und Workshops im ständigen Austausch mit ihren Betreuern, mit Gastprofessoren sowie den anderen Promovenden.


Die Antragsskizze der Universität Konstanz für die „Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften“ hat in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich die Eingangshürde genommen. Was genau ist der Inhalt der Antragsskizze?

In allen Sozialwissenschaften ist ein Verständnis des Entscheidungsverhaltens Grundlage für alle weiteren Fragestellungen. Während sich Psychologen in erster Linie für die Entscheidungsprozesse interessieren, sind Ökonomen, Politikwissenschaftler und Soziologen vielmehr an den Ergebnissen dieser Entscheidungen interessiert. Zudem werden oftmals Hypothesen für menschliches Entscheidungsverhalten unterstellt, die in einigen Situationen nur schwer mit empirischen Beobachtungen in Einklang zu bringen sind. Die unterschiedlichen Disziplinen unterscheiden sich vielfach stark in ihrer Herangehensweise und entwickeln dabei gern eine gewisse „Betriebsblindheit“. Durch einen gemeinsamen Forschungsansatz lassen sich einige Synergien erwarten, und es ergeben sich neue Ideen für spannende Forschungsfragen.


Hat Sie das erfolgreiche Abschneiden überrascht?

Wir wussten ja, mit welcher Konkurrenz wir es in den Sozialwissenschaften zu tun hatten, und da gab es schon einige starke Mitbewerber, die jetzt ausgeschieden sind. Dennoch dürfen wir uns nicht zu früh freuen: Es ist nur ein Zwischenerfolg, und auch in der Endrunde werden noch einige starke Anträge abgelehnt werden müssen.


Wie lange hat es gedauert, bis feststand, dass es in dem Antrag um eine „Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften“ gehen soll?

Wir haben diese Entscheidung recht schnell getroffen, natürlich basierend auf unseren Forschungsstärken, unserer Erfahrung in der strukturierten Doktorandenausbildung und den existierenden interdisziplinären Forschungsverbünden an der Universität Konstanz.


Wer kann sich um eine Aufnahme in die Graduiertenschule bewerben?

Die Graduiertenschule steht allen Bewerberinnen und Bewerbern mit sozialwissenschaftlichen Abschlüssen und einem starken Interesse am Forschungsthema offen. Da die Graduiertenschule einen quantitativ-empirischen Forschungsansatz verfolgt, sollte man sich von den Methodenanforderungen nicht abschrecken lassen. Wir freuen uns auch über Interessenten mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Abschlüssen, die Vorkenntnisse und Interessen für Sozialwissenschaften mitbringen.


Wie viele Promovenden sollen in der Konstanzer Graduiertenschule aufgenommen werden?

Pro Jahr werden wohl etwa zwölf neue Stipendien zur Verfügung stehen. Daneben ist auch der Einstieg in die Graduiertenschule über weitere Finanzierungsformen wie etwa Projektstipendien möglich. Wir rechnen im Durchschnitt mit etwa 60 Promovierenden.


Wie sieht es mit der Betreuung der Promovenden aus?

Zu Beginn ihres Dissertationsvorhabens wählen die Promovenden zwei betreuende Professoren. Diese befinden sich im permanenten Austausch, der durch mindestens ein Betreuungsgespräch pro Monat, regelmäßige Vorträge in Workshops und Seminaren und einen jährlichen Evaluationsbericht begleitet wird.


Teil der Konzeption der Graduiertenschule ist es, fließende Übergänge zwischen Studium, Promotion und Berufstätigkeit zu schaffen. Wie soll das aussehen?

Der Übergang zwischen Studium und Promotion wird durch eine „Fast track“-Option in den entsprechenden Master-Studiengängen erreicht. Dadurch können besonders gut qualifizierte Master-Studierende bereits im zweiten Master-Jahr an Kursen der Graduiertenschule teilnehmen. Durch Praktika und Alumni-Netzwerke sollen die Promovierenden den Kontakt in die außeruniversitäre Berufslandschaft im Auge behalten.


Beabsichtigt ist zudem, die Karriere der Promovenden im letzten Jahr ihres Promotionsstudiums gezielt zu fördern.

Hierfür ist ein gezieltes Bewerbungs- und Präsentationstraining für den akademischen Jobmarkt vorgesehen. Besonders gut qualifizierte Promovierende sollen durch eine gesonderte Abschlussfinanzierung mehr Zeit erhalten, eine gute Stelle an international angesehenen Forschungseinrichtungen zu erhalten.


Wie geht es jetzt weiter?

Wir sitzen mit voller Kraft am Hauptantrag, der bis zum 1. September 2011 bei der DFG eingereicht werden soll. Im kommenden Wintersemester werden wir dann evaluiert, doch eine endgültige Entscheidung über die Förderung wird erst im Juni 2012 fallen.


Angenommen, die Universität Konstanz bekommt die beantragte Graduiertenschule. Was bedeutet das für die Universität selbst?

Mindestens eine erfolgreiche Bewerbung um eine Graduiertenschule ist ja eine Grundvoraussetzung für den Gesamterfolg in der Exzellenzinitiative 2012. Zudem profitiert die gesamte Universität von einem neuen Forschungsstandbein in den Sozialwissenschaften.


Der Beliebtheitsgrad der Graduiertenschulen wächst. Sind sie also keine Modeerscheinung?

Nein, die strukturierte Doktorandenausbildung ist ja bereits Standard an den meisten etablierten Universitäten. Die Bezeichnung „Graduiertenschule“ aus der Exzellenzinitiative ist dabei nur eine von vielen Möglichkeiten.


Wird die Zahl derer, die über Graduiertenschulen promovieren, zunehmen?

Davon gehe ich aus.

Apropos

Herr Prof. Kaas, wie ging es Ihnen bei Ihrer Doktorarbeit?

Ich habe lange ein Tal der Finsternis durchwandert, bis plötzlich Licht am Ende des Tunnels erschien.

Welche Doktorarbeit müsste noch unbedingt geschrieben werden?

Wenn ich das wüsste, dann wäre sie schon geschrieben!

Was geben Sie Promovenden mit auf den Weg?

Man soll sich persönlich hohe Ziele stecken und versuchen, diese in kleinen mühsamen Schritten zu verwirklichen. Das Wichtigste ist aber die Freude an der wissenschaftlichen Arbeit, die einem über so manches Frusterlebnis hinweghelfen kann.

Prof. Dr. Leo Kaas...

ist seit 2004 Professor für Volkswirtschaftslehre insbesondere Wirtschaftstheorie an der Universität Konstanz. Nach seiner Promotion an der Universität Bielefeld im Jahr 1998 war er Assistenzprofessor am IHS Wien und an der Universität Wien, wo er im Jahr 2004 habilitierte. In seiner Forschung beschäftigt sich Leo Kaas mit Such- und Matchingprozessen auf dem Arbeitsmarkt sowie mit makroökonomischen Auswirkungen von Finanzmarkt-friktionen. Er ist Mitkoordinator eines neuen DFG-Schwerpunktprogramms „Financial Market Imperfections and Macroeconomic Performance“ und Mitglied im Vorstand des Doktorandenprogramms „Quantitative Economics and Finance“.

Lexikon

Stichwort „Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften“: Die geplante „Graduiertenschule für Entscheidungswissenschaften“ widmet sich dem Entscheidungsverhalten von Individuen und Kollektiven. Wie kommen Entscheidungen von Personen zustande, wie gestaltet sich die Entscheidungsfindung in zwischenmenschlicher Interaktion und was sind deren gesamtgesellschaftlichen Ergebnisse? Die Graduiertenschule ist vorwiegend in den Fächern Politikwissenschaft, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften angesiedelt, umfasst aber auch Forscherinnen und Forscher aus den ergänzenden Disziplinen Informatik, Soziologie und Statistik.
Teil der Konzeption der Graduiertenschule ist es, fließende Übergänge zwischen Studium, Promotion und Berufstätigkeit zu schaffen. Die Konzeption der Graduiertenschule sieht u. a. eine gezielte Karriereförderung für die Promovenden im letzten Jahr ihres Promotionsstudiums vor. Auf diese Weise soll ihnen ein Zugang zu attraktiven Positionen an führenden internationalen Forschungseinrichtungen wie auch zu hochqualifizierten Aufgaben in der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung ermöglicht werden.