Zeitzeugen im Geschichtsunterricht

Die Konstanzer Juniorprofessorin Dr. Christiane Bertram erhielt für ihre Studie zum Einsatz von Zeitzeugen im Geschichtsunterricht den Publikations-Preis der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung

Zeitzeugen, die im Geschichtsunterricht live ihre Erfahrungen schildern, entwickeln eine besondere Aura. Das ist gut, weil es die Schülerinnen und Schüler motiviert. Gleichzeitig werden diese jedoch auch unkritischer gegenüber der Tatsache, dass es sich dabei um eine persönliche Sichtweise handelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, für die die Konstanzer Juniorprofessorin Dr. Christiane Bertram mit dem Publikations-Preis 2018 in der Kategorie Post-Docs der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) geehrt wurde.

Die gemeinsam mit den Tübinger Bildungsforschern Prof. Dr. Ulrich Trautwein und Dr. Wolfgang Wagner verfasste Studie „Learning historical thinking with oral history interviews: A cluster randomized controlled intervention study of oral history interviews in history lessons“ wurde 2017 im American Educational Research Journal veröffentlicht. Die Juniorprofessorin für Fachdidaktik in den Sozialwissenschaften hat im Rahmen ihres Dissertationsprojektes am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen in insgesamt 30 Klassen untersucht, welche Wirkungen die Arbeit mit Zeitzeugen auf den Unterrichtserfolg hat. Das Ergebnis der experimentellen Interventionsstudie: Die Überzeugungskraft von Zeitzeugen führt im Unterricht auch zu mangelnder kritischer Distanz und verhindert die Einsicht in die Methode der Geschichtswissenschaft.

Die Jury des Publikationspreises der GEBF lobt die Studie nicht nur für ihre „exzellente theoretische Rahmung sowie für die hervorragende Umsetzung eines überzeugenden Designs, sondern auch aufgrund der innovativen interdisziplinären Kooperation“ der Geschichtsdidaktik und der Empirischen Bildungsforschung. Die Studie geht auch auf die „hohe gesellschaftliche Relevanz“ des Schulfaches Geschichte ein, das bislang noch wenig empirisch erforscht wurde. „Es ist sehr zu hoffen, dass diese theoretisch und empirisch exzellent konzipierte Arbeit weitere Studien in diesem Bereich stimuliert“, heißt es weiter. Im Zentrum einer zukünftigen Studie der Bildungsforscherin Bertram steht die Fortbildung von Lehrkräften, die auf einen gut überlegten Einsatz der Zeitzeugenmethode im Unterricht abzielt.

Das Gutachten hebt des Weiteren die klare und systematische Herleitung der Forschungsfrage, die Relevanz für die interdisziplinäre Bildungsforschung sowie die „extrem gute Lesbarkeit“ der Studie hervor. Überreicht wurde die Auszeichnung von Prof. Dr. Felicitas Thiel, der Vorsitzenden der Preis-Jury.

Christiane Bertram lehrt und forscht seit 2017 am Fachbereich Geschichte und Soziologie mit Sportwissenschaft und Empirischer Bildungsforschung und ist Mitglied in der Binational School of Education (BiSE). Die BiSE steuert, koordiniert und entwickelt alle Bereiche der Lehrerinnen- und Lehrerbildung an der Universität Konstanz. Die Wissenschaftlerin war vier Jahre als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte tätig, bevor sie 2010 als Doktorandin an das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen wechselte.

Faktenübersicht:

  • Studie zum Einsatz von Zeitzeugen im Geschichtsunterricht
  • Publikations-Preis der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) für Konstanzer Juniorprofessorin Dr. Christiane Bertram
  • Auszeichnung für Publikation „Learning historical thinking with oral history interviews: A cluster randomized controlled intervention study of oral history interviews in history lessons“ im American Educational Research Journal
  • Gemeinsame Publikation mit Prof. Dr. Ulrich Trautwein und Dr. Wolfgang Wagner vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen
  • Überreicht bei der Jahrestagung der GEBF vom 15. bis 17. Februar 2018 in Basel (CH).