Wenn Forschung in die Anwendung geht

Presseinformation Nr. 8 vom 17. Januar 2013

Ein Interview mit Marx, Engels und Wagner über Erfindungen und Unternehmensgründungen aus Hochschulen heraus

Erfindungen und Unternehmensgründungen aus dem Know-how von Studium und Hochschulforschung heraus sind eigentlich eine naheliegende Karriereoption, werden in der Praxis aber viel zu selten umgesetzt. Wann ist die beste Zeit, um als Hochschulmitglied ein eigenes Unternehmen zu gründen? Welche Fallstricke sind auf dem Weg dahin zu beachten und welche Förderungen und Hilfestellungen gibt es am Wegesrand zur Selbstständigkeit? Was würde nicht zuletzt ein Scheitern für den eigenen Lebenslauf bedeuten?

Von guten Gründen, Unternehmensgründer zu werden, und warum die Universität Konstanz sich so nachdrücklich für ihre Erfinderinnen und Erfinder sowie Ausgründerinnen und Ausgründer einsetzt, erzählen im Interview Gründungsberaterin Ute Engels, InnovationScout Simone Wagner und Prof. Dr. Andreas Marx, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Konstanz.

Das Interview in vollem Wortlaut unter:
www.exzellenz.uni-konstanz.de/interview-gruenderfoerderung

„Oftmals besteht bei Wissenschaftlern gar nicht das Bewusstsein für die Anwendung und Verwertung ihrer Forschungsergebnisse“, markiert Gründungsberaterin Ute Engels eine unsichtbare Schwelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. „Ein Forschungsergebnis wird aber erst dann richtig wertvoll, wenn es in die Anwendung gelangt“, führt Engels aus. Wie auch InnovationScout Simone Wagner empfiehlt sie Forscherinnen und Forschern, sich bei anwendungsbezogenen Wissenschaftsprojekten möglichst früh mit den Bedürfnissen des Marktes auseinanderzusetzen und an die rechtliche Absicherung in Form eines Patentschutzes zu denken.

Noch immer zeichnet sich eine deutliche Hemmschwelle bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ab, Forschungsergebnisse marktbezogen zu verwerten – sei es als patentierte Erfindung, sei es im Rahmen einer Ausgründung. Gründe für solche Hemmschwellen sind einerseits die Furcht vor hohen Investitionen, andererseits die Angst, ein Scheitern könne die eigenen Karrierechancen verschlechtern. „Dabei gibt es doch hochschulspezifische Förderprogramme, die dem Gründer erlauben, die wissenschaftliche Infrastruktur seiner Hochschule weiter zu nutzen. Investiert werden muss erst dann, wenn die Ausgründung auf sicheren Beinen steht“, ermutigt Ute Engels angehende Gründerinnen und Gründer. Auch ein Scheitern muss noch lange keinen Nachteil für den Lebenslauf bedeuten: „Im Gegenteil: Der Gründer hat Mut bewiesen, er hat gezeigt, dass er etwas anpacken kann. Das sind alles Attribute, die im Job in höchstem Maße qualifizieren“, betont Andreas Marx.

„Wichtig ist, dass aus einer Forschungsinnovation heraus einfach auch eine Anwendung im Markt erfolgt“, zieht InnovationScout Simone Wagner ihr Fazit. Dies gilt bei weitem nicht nur für technische Innovationen aus den Naturwissenschaften, sondern für alle Fachbereiche. Gerade die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Bereich – zum Beispiel mit Stiftungen – birgt ein Potential für die Geistes- und Sozialwissenschaften. „Wichtig ist uns, dass Kooperationen nicht nur mit der Industrie stattfinden, sondern auch mit dem öffentlichen Bereich. Wir wollen nicht nur Technologieprojekte weiter voranbringen, sondern sehen unsere Konstanzer Wissenschaftler auch als Innovationsbotschafter für unsere Universität“, schließt Andreas Marx.